Überraschend starke US-BIP-Zahlen und Hedgefondsmanager David Tepper lösen Kurseinbruch bei S&P500, Nasdaq, DAX und Gold aus
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Die von vielen Anleger erhoffte Jahresendrally ist ausgeblieben, stattdessen weitet sich der Kursrückgang an den Börsen aus. Die gestrige Rally nach den überraschend guten Quartalszahlen von NIKE ist heute Morgen nach dem schwachen Ausblick des US-Speicherchipherstellers Micron Technology schnell ins Stocken geraten, woraufhin der DAX nach dem anfänglichen Anstieg über die Marke von 14.150 Punkte wieder schnell nach unten gedreht ist.
Am Nachmittag sorgten dann zwei Faktoren für kräftigen Abgabedruck: Einerseits die überraschend guten Zahlen zum US-BIP. Laut der 3. und damit endgültigen Schätzung ist die US-Wirtschaft im 3. Quartal um annualisiert um 3,2 Prozent gewachsen. Das lag über den Vorhersagen der Volkswirte von annualisiert 2,9 Prozent, womit die 2. Schätzung bestätigt worden wäre.
Die überraschend guten US-BIP-Zahlen haben die Sorge geschürt, dass die Fed in den nächsten Monaten die Leitzinsen stärker anheben könnte als bislang erwartet. Zwar sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen um lediglich ein paar Basispunkte gestiegen. Dennoch sind die Indizes, allen voran die Nasdaq eingebrochen, weil die Konjunktursorgen der Investoren zugenommen haben (siehe Zinsaufschlag für zehnjährige US-Anleihen gegenüber zweijährigen).
Wachstumszweifel lassen Technologiewerte nach unten rauschen
Denn je höher die Fed die Leitzinsen anheben könnte, und umso länger sie auf jenem Niveau bleiben sollten, umso schwerer sollte die drohende Rezession in den USA werden. Und umso größer ist das Rückschlagpotenzial für viele Schwergewichte unter den US-Technologiewerten, weil sie trotz des Kurseinbruchs der vergangenen Monate immer noch hoch oder sogar sehr hoch bewertet sind.
Wenn aber plötzlich Zweifel am Wachstum der Tech-Werte aufkommen, sind Investoren bereit, den Aktien im Allgemeinen und den Tech-Werten im Besonderen nur eine niedrigere Bewertung, sprich beispielsweise ein niedrigeres KGV, zuzugestehen. Und plötzlich rauschen Tesla Inc. (124,2100 $ -9,71 %), Apple Inc. (131,1550 $ -3,16 %), NVIDIA Corp. (150,3300 $ -8,90 %), Amazon.com Inc. (82,7500 $ -4,63 %), Microsoft Corp. (235,9696 $ -3,46 %), Advanced Micro Devices Inc. (62,8350 $ -7,16 %), Netflix Inc. (294,6800 $ -1,10 %), Meta Platforms Inc (115,7500 $ -3,34 %), Micron Technology Inc. (48,9330 $ -4,40 %) und Alphabet Inc. (Class C) (87,4700 $ -3,08 %)nach unten.
Hedgefondsmanager David Tepper setzt auf sinkende Aktienkurse
Andererseits sorgte der renomierte US-Hedgefondsmanager David Tepper für Verkaufsdruck an den Märkten. In einem Interview mit dem Fernsehsender CNBC sagte Tepper, dass er – im Gegensatz zu vielen anderen Investoren – die Warnungen der Fed und anderer Notenbanken, dass sie die Leitzinsen auf ein höher als erwartetes Niveau anheben und anschließend für längere Zeit dort belassen könnte, Ernst nehme.
Vor dem Hintergrund mache die hohe Bewertung beim S&P500 für den Hedgefondsmanager keinen Sinn. Er tendiere dazu, den Aktienmarkt zu shorten, sprich auf sinkende Kurse zu setzen. Falls die Unternehmen aus dem S&P500 im kommenden Jahr einen Gewinn von insgesamt 225 Indexpunkten erwirtschaften würden, wie einige Experten prognostizieren, bedeute ein KGV von 16 einen Indexstand von nur 3.600 Punkten. Damit stünde der Index in der Nähe des 52-Wochen-Tiefs vom 12. Oktober bei 3.577,03 Punkten und damit deutlich unter dem aktuellen Niveau.
„Ignorieren Sie nicht, was diese Jungs (Notenbanker) sagen“, warnte Tepper. „Wegen dem was die Notenbanker sagen, ist es schwierig, dass die Dinge (Aktien) derzeit steigen“, so einer der besten Hedgefondsmanager der USA. Kein Wunder, dass viele Investoren nach Teppers Worten einfach den Verkaufen-Knopf gedrückt haben.
Dass der um 16 Uhr veröffentlichte Frühindikator des Conference Board für November stärker eingebroch ist als erwartet, hat die Konjunktursorgen der Investoren deutlich verstärkt, und damit die Talfahrt bei S&P500, Nasdaq und DAX beschleunigt. Ich kann Ihnen nur empfehlen, diesen Indikator ganz genau im Auge zu behalten.
Die Verliererliste im DAX führen die Zykliker, wie Volkswagen AG Vz. (114,88 € -4,09 %), Infineon Technologies AG (28,890 € -3,02 %), Zalando SE (31,99 € -3,03 %), Porsche Automobil Holding SE (50,34 € -2,44 %), Daimler Truck Holding (29,590 € -2,33 %), Mercedes-Benz AG (61,00 € -2,96 %), Porsche AG Vz (91,88 € -2,73 %), Continental AG (55,14 € -2,96 %), Deutsche Post AG (34,770 € -1,97 %) und BASF SE (45,685 € -1,75 %)an. Die Erklärung dafür ist einfach: Wenn die Konjunktursorgen der Investoren zunehmen, drücken sie bei den konjunkturabhängigen Aktien kräftig den Verkaufen-Knopf. Das sollte niemanden überraschen.
Wegen der zunehmenden Konjunktursorgen greifen Investoren beim Dollar zu, woraufhin er sich etwas erholt. Im Gegenzug bricht der Goldpreis ein.
Umso gespannter warten Investoren auf eine Reihe wichtiger US-Konjunktur. Je nachdem, ob sie Inflations- und damit Zinssorgen, oder Rezessionssorgen schüren sollten, dürfte das für neuen Abwärtsdruck auf S&P500 und Nasdaq und damit auf den DAX sorgen. Wie gesagt, werde ich das alles in der Sendung ausführlich analysieren.
Mein Motto bleibt damit klar: DON’T FIGHT THE FED!
Bevorzugter Inflationsindikator der Fed ganz oben auf der Agenda
Am Freitag werden um 14.30 Uhr die Zahlen zu den persönlichen Einkommen und Ausgaben der Amerikaner veröffentlicht. Investoren schauen dabei vor allem auf die Daten zur Kernrate des PCE-Preisindex, des bevorzugten Inflationsindikators der Fed. Die Kernrate soll im Monatsvergleich bei 0,2 Prozent liegen. Im Jahresvergleich soll sie auf 4,6 Prozent zurückgehen, nach 5,0 Prozent für Oktober. Sollten die Zahlen besser ausfallen als erwartet, könnten die Zinsen für 10jährige US-Anleihen einknicken und im Gegenzug S&P500, Nasdaq und DAX kurz Auftrieb bekommen. Die Betonung ist allerdings klar auf „kurz“, denn die Fed will in den nächsten Monaten die Leitzinsen weiter deutlich erhöhen, was die Rezessionssorgen schüren und damit die Aktienmärkte weiter belasten sollte.
Ebenfalls um 14.30 Uhr werden die Daten zu den US-Aufträgen langlebiger Gebrauchsgüter bekannt gegeben. Sie sollen im November um 0,7 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken sein.
Um 16 Uhr folgen die US-Verkäufe neuer Häuser. Sie sollen im November auf eine Jahresrate von 600.000 gesunken sein, nach 632.000 für Oktober. Damit würde der Absatz im November um herbe 20,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr einbrechen.
Ebenfalls um 16 Uhr gibt die Universität Michigan die endgültigen Daten zum US-Verbrauchervertrauen für Dezember bekannt. Das wäre der Abschluss des Datenreigens dieser Woche.
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