Übergang zur Netto-Null-Wirtschaft schafft Job- und Anlagechancen
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„Das Pariser Klimaabkommen sollte keinesfalls als Bedrohung für den Arbeitsmarkt gesehen werden – ganz im Gegenteil“, schreibt Iain Richards, Leiter Global Responsible Investment Policy bei Columbia Threadneedle Investments, in einem aktuellen Kommentar. „Es stellt eine Chance dar, die Folgen des Klimawandels zu mindern, die Erholung nach der COVID-19-Pandemie zu festigen sowie vom realen Aufwärtspotenzial für das Stellenwachstum in der Europäischen Union zu profitieren.“
Laut dem Experten werden die Vorteile des Übergangs zur Netto-Null-Wirtschaft nicht ausreichend in den Beschäftigungsprognosen berücksichtigt. „Das Bruttoinlandsprodukt der Europäischen Union dürfte bis 2030 um etwa 1,1 Prozent zulegen, sollte der Staatenbund in der Lage sein, das Übereinkommen von Paris und den Übergang zu einer emissionsarmen Wirtschaft erfolgreich umzusetzen“, erläutert Richards. Das damit verbundene Aufwärtspotenzial für das Stellenwachstum in der Europäischen Union bewege sich mit rund 0,5 Prozent eher am konservativen Ende der Skala. Das entspreche annähernd einer Million zusätzlicher Arbeitsplätze. „Dieser Wert ist jedoch lediglich eine Folge der gestiegenen Investitionstätigkeit und der rückläufigen Importe fossiler Brennstoffe und berücksichtigt keine weiteren Vorteile.“
Die längerfristigen Beschäftigungsaspekte müssen Richards zufolge vielmehr vor dem Hintergrund einer „industriellen“ Revolution betrachtet werden, die bereits im Gange ist und durch die Folgen der COVID-19-Pandemie noch beschleunigt wird. „Das WEF schätzt, dass bis 2025 85 Millionen Arbeitsplätze wegfallen, im Gegenzug aber 97 Millionen neue geschaffen werden könnten. Dies entspricht einem Nettozuwachs von 12 Millionen Stellen“, erläutert Richards.
Für Anleger könnten sich künftig vor allem anpassungsfähige Unternehmen lohnen, die den Wandel zur Netto-Null-Wirtschaft gezielt fördern. „Die Ausbildung, Schulung und Umschulung der Arbeitskräfte spielen dabei eine entscheidende Rolle“, erläutert Richards. Unternehmensinitiativen wie „Supporting a Just Transition“ vom schottischen Energieversorgungsunternehmen SSE oder das Zukunftsprogramm des US-amerikanischen Telekommunikationsunternehmens AT&T seien aktuelle Beispiele für strategische Ansätze, um Unternehmen und ihre Investitionen zukunftsfähig aufzustellen. „Unternehmen, welche die Automatisierung vorantreiben, werden überleben, florieren und mehr Arbeitskräfte einstellen. Diejenigen, die dies nicht tun, werden letztendlich Mitarbeiter entlassen müssen.“
Gleichwohl seien unilaterale Lösungen, denen es am richtigen politischen Umfeld und an politischer Unterstützung mangelt, für viele Unternehmen möglicherweise nicht tragbar. Die Herangehensweise an das Thema Bildung und Fortbildung auf nationaler Ebene wird laut Richards daher eine entscheidende Rolle spielen. „Infolge der von uns erwarteten Neuausrichtung am Arbeitsmarkt werden sich aktive Arbeitsmarktmaßnahmen als wesentlicher Schwerpunktbereich für die politischen Entscheidungsträger erweisen“, schreibt der Experte. „Unsere Volkswirtschaften sind bereits in einem wirtschaftlichen, technologischen und gesellschaftlichen Wandel begriffen, der durch die Folgen von COVID-19 noch beschleunigt wird. Unternehmen und Regierungen werden sich entweder der Herausforderung erfolgreich stellen oder ihre Stakeholder enttäuschen.“
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