ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
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Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
ZEW-Index steigt im Februar erneut - Lagebeurteilung sinkt
Die Konjunkturerwartungen von Investoren für Deutschland sind im Februar erneut gestiegen - um den Preis einer abermals schwächeren Lagebeurteilung. Der von Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erhobene Index der Konjunkturerwartungen für Deutschland erhöhte sich auf plus 19,9 (Januar: plus 15,2). Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten mit einem Anstieg auf plus 17,8 Punkte gerechnet. "Dazu passt, dass mehr als zwei Drittel der Befragten davon ausgehen, dass die EZB angesichts sinkender Inflationsraten in den kommenden sechs Monaten Zinssenkungen vornimmt. Von der amerikanischen Notenbank erwarten mittlerweile fast drei Viertel der Befragten baldige Zinssenkungen", erklärte ZEW-Präsident Achim Wambach.
ING: ZEW-Anstieg ändert nichts an Rezession
Der abermalige Anstieg der ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland stellt nach Aussage von ING-Europa-Chefvolkswirt Carsten Brzeski allenfalls ein vorsichtiges Hoffnungszeichen dar. "Die heutigen Zahlen signalisieren ganz zaghaft bessere Zeiten für die Zukunft", schreibt Brzeski in einem Kommentar. Gleichzeitig werde jedoch jegliche zyklische Verbesserung der deutschen Wirtschaft zu schwach sein, um ihre strukturelle Schwächen auszugleichen. "Der heutige ZEW-Index ändert wenig an dem Basisszenario eines weiteren Jahres der Rezession in Deutschland", konstatiert der Ökonom.
Berenberg: EZB sollte nicht wieder überreagieren
Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding sieht bei der Europäischen Zentralbank (EZB) eine gewisse Neigung, zu spät und dann zu stark auf aktuelle Entwicklungen zu reagieren. In einer Analyse schreibt er, dass die EZB 2021 zu lange an ihrer sehr lockeren Geldpolitik festgehalten habe und sie danach zu stark gestrafft zu haben. Schmieding unterstellt, dass die Inflation bereits Ende 2024 auf 2 Prozent zurückgehen wird, weshalb die EZB ihren Einlagenzins ab Juni bis Anfang 2025 auf 3,00 (derzeit: 4,00) Prozent senken wird. Schmieding hofft, dass die Zentralbank an diesem Punkt Halt machen und ihre Zinsen nicht - wie an den Märkten eingepreist - um weitere 50 Basispunkte senken wird.
Deutsche Bank sieht Fokus auf US-CPI-Jahresraten
Deutsche-Bank-Volkswirt Jim Reid nimmt an, dass der Fokus der Marktteilnehmer bei der Veröffentlichung der US-Verbraucherpreise (CPI) für Januar auf den Jahresraten liegen wird. "Fed-Chairman (Jerome) Powell hat seine Aufmerksamkeit in der Pressekonferenz im Januar von den auf das Jahr hochgerechneten Drei- und Sechsmonatsraten auf die Jahresraten verlagert. Deshalb erwarten wir, dass sich der Markt wieder auf diese Zahlen konzentrieren wird", schreibt Reid in seinem Morgenkommentar. Die Deutsche-Bank-Analysten prognostizieren, dass die Kernverbraucherpreise gegenüber dem Vormonat um 0,27 Prozent gestiegen sind und auf Jahressicht um 3,7 (Dezember: 3,9) Prozent. Für die gesamten Verbraucherpreise werden Raten von 0,15 und 2,9 (3,4) Prozent.
Institut: Reale Tariflöhne aktuell auf Niveau von 2016
Durch die starke Inflation in den vergangenen Jahren sind die realen Tariflöhne in Deutschland im Durchschnitt auf das Niveau von 2016 zurückgefallen. Das ergeben Berechnungen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Die Kaufkraft der Tarifbeschäftigten habe Ende 2023 im Mittel 6 Prozentpunkte niedriger gelegen als 2020, was eine Folge der drastischen Reallohnverluste 2021 und insbesondere 2022 sei, schrieb das Institut in seinem neuen Tarifpolitischen Jahresbericht.
ZVEI fordert resilientes Ökosystem Mikroelektronik
Der Verband der Elektro- und Digitalindustrie ZVEI hat die EU aufgefordert, ein "resilientes Ökosystem Mikroelektronik" aufzubauen. "Wenn sich Europa tatsächlich resilient in der Mikroelektronik aufstellen will, muss es die gesamte Elektronik-Wertschöpfungskette in den Blick nehmen", erklärte ZVEI-Vorstandsmitglied Nicolas-Fabian Schweizer. Er verwies auf andere Weltregionen der Mikroelektronikbranche, die die strategische Bedeutung von Verbindungstechnik (Leiterplatten) und Elektronikfertigung (EMS Electronic Manufacturing Services) erkannt hätten und gezielt förderten.
RWI will Strompreissenkung statt Klimageld
Statt Einnahmen aus der CO2-Bepreisung wie bisher geplant über ein Klimageld an die Bevölkerung zurückzugeben, könnte dies nach Dafürhalten des RWI - Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung "rascher und einfacher über allmählich sinkende Strompreise" geschehen. Dadurch würden sowohl die Verbraucher entlastet als auch die Energiewende vorangebracht, erklärte das Institut. Nach den Ergebnissen einer aktuellen Befragung im Rahmen des Sozialökologischen Panels würde dies auch dem Bürgerwillen entsprechen.
Goldman Sachs: Brexit-Schaden in etwa wie erwartet
Der wirtschaftliche Schaden für Großbritannien durch den EU-Austritt (Brexit) ist nach Berechnungen von Volkswirten von Goldman Sachs bisher in etwa so hoch wie im Vorfeld des Brexit erwartet. Sven Jari Steen und James Moberly schreiben ihn in einer Analyse, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Großbritanniens etwa um 5 Prozent unter dem eines hypothetischen "Doppelgängers" liege, wobei die Spanne der Schätzungen zwischen 4 und 8 Prozent liege. Besonders stark haben demnach die Güterausfuhren gelitten, die um 15 Prozent schlechter als ohne Brexit abschnitten. Auch bleiben die Investitionen deutlich unter dem Vor-Brexit-Trend.
Habeck will mit Polen ökonomische und energiepolitische Kooperation stärken
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will mit seinen Gesprächen in Warschau die wirtschaftspolitische sowie energie- und klimapolitische Partnerschaft Deutschlands und Polens weiter stärken. Die engere Kooperation soll nach seinen Vorstellungen einen Beitrag für Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit beider Länder leisten. Am Vortag waren in Berlin bereits Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Polens neuer Ministerpräsident Donald Tusk zusammengetroffen.
FDP rutscht in Wählergunst auf Achtjahrestief
Die FDP rutscht in der Wählergunst immer weiter ab und erreicht den tiefsten Wert seit 2016. Das berichtete die Bild-Zeitung unter Berufung auf eine repräsentative Umfrage des Instituts Insa. Wäre am Sonntag Bundestagswahl, kämen die Liberalen nur noch auf 3,5 Prozent der Stimmen - einen Punkt weniger als in der Vorwoche. Zusammen mit SPD (15 Prozent) und Grünen (12,5 Prozent) erreichten die Parteien der Ampel-Koalition zusammen nur noch 31 Prozent. CDU/CSU verharren laut der Erhebung, für die vom 9. bis zum 12. Februar insgesamt 2.083 Personen befragt wurden, unverändert bei 30 Prozent. Die AfD stagniert bei 20,5 Prozent.
DJG/DJN/AFP/apo
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