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13:30 Uhr, 21.10.2024

ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik

Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires

IWF sieht weiter resiliente Weltwirtschaft - Deutsche Regierungskreise

Der Internationale Währungsfonds (IWF) wird in seinem neuen Weltwirtschaftsausblick nach Angaben aus deutschen Regierungskreisen die Widerstandsfähigkeit der globalen Wirtschaft angesichts der gegenwärtigen Krisen betonen. "Die Prognose wird bestätigen, dass die Weltwirtschaft trotz Krisen weiter resilient ist und stabil wächst", sagte ein hochrangiger Beamter des Bundesfinanzministeriums in Berlin im Vorfeld der Jahrestagung von IWF und Weltbank, die diese Woche in Washington stattfindet. "Das Absinken der Inflation macht auch weitere Lockerungen der Geldpolitik möglich, was dann ja auch wiederum die wirtschaftliche Dynamik unterstützen kann", sagte er. Der Ausblick bleibe aber kompliziert.

Sewing fordert zu IWF-Jahrestagung ausgewogene Regulierung

Der Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken, Christian Sewing, hat anlässlich der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank in Washington an die Politik appelliert, die Finanzmarktregeln in Europa zu vereinfachen und die Entwicklung der globalen Regulierung zu berücksichtigen. Nötig seien international vergleichbare Wettbewerbsbedingungen. "Europa muss seine Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Nordamerika und Asien stärken und darf sich durch eine übermäßig belastende Regulierung nicht selbst behindern", betonte Sewing. Die Regulierung sei zunehmend komplexer, detaillierter und kostspieliger geworden. "Es ist an der Zeit zu prüfen, wo Regeln vereinfacht, Redundanzen beseitigt und Anforderungen gesenkt werden können."

EZB: Geldpolitische Analysten sehen 2 Prozent Inflation ab 1Q/2025

Die Inflationserwartungen der regelmäßig von der Europäischen Zentralbank (EZB) befragten geldpolitischen Analysten haben sich laut den Ergebnissen der vor der jüngsten EZB-Ratssitzung angestellten Umfrage spürbar verändert. Wie die EZB mitteilte, sahen diese Analysten die Inflation ab dem ersten (bisher: dritten) Quartal 2025 bei 2 Prozent und erwarten für das zweite und dritte Quartal nur 1,9 Prozent Inflation. Im vierten Quartal sehen sie die Teuerung dann wieder bei 2 Prozent. Bei der Kerninflation wurden 2 Prozent für das vierte Quartal 2025 (erste Quartal 2026) prognostiziert.

Chinas Zentralbank dürfte Mindestreserve bald senken

Die chinesische Zentralbank wird den Mindestreservesatz wahrscheinlich noch vor Jahresende um 50 Basispunkte und nicht wie bisher erwartet um 25 Basispunkte senken, schreiben die Ökonomen von Goldman Sachs in einer Notiz. Die stärker als erwartet ausgefallenen Senkungen der Leitzinsen am Montag deuteten darauf hin, dass die kommende Senkung des Mindestreservesatzes eher am oberen Ende der vom Gouverneur der People's Bank of China (PBoC) genannten Spanne von 25 bis 50 Basispunkten liegen dürfte, heißt es. Goldman Sachs rechnet für 2025 weiterhin mit weiteren "hochkarätigen" geldpolitischen Lockerungen.

Chinas Kreditnachfrage dürfte sich kaum erholen

Nach Aussage von Zichun Huang, China-Ökonomin bei Capital Economics, könnte China die Geldpolitik in den kommenden Quartalen weiter lockern - dies dürfte die Kreditnachfrage jedoch kaum deutlich steigern. "Eine spürbare Trendwende beim Wirtschaftswachstum würde eine größere fiskalpolitische Reaktion erfordern", fügte Huang hinzu. Es gebe einige ermutigende Anzeichen in Bezug auf die Fiskalpolitik, beispielsweise die jüngste Pressekonferenz des Finanzministeriums. Die vom Ministerium angekündigten Maßnahmen würden wahrscheinlich ausreichen, um das jährliche Wachstumsziel Chinas "knapp" zu erreichen und im nächsten Jahr eine kurzfristige Verbesserung der wirtschaftlichen Dynamik zu bewirken, so Huang.

PBoC dürfte Zinsen dieses Jahr nicht mehr senken

Nach Aussage von UOB-Ökonomin Ho Woei Chen dürfte die People's Bank of China (PBoC) in diesem Jahr keine weiteren Zinssenkungen mehr vornehmen. Chinesische Geschäftsbanken hätten am Montag ihre Loan Prime Rates um 25 Basispunkte gesenkt - stärker als erwartet. Die Ökonomin rechnet bis Ende 2024 mit einer zusätzlichen Senkung der Mindestreserveanforderungen für Banken um 25 bis 50 Basispunkte. Dies könnte zusätzliche Liquidität freisetzen, um die große Menge an einjährigen Krediten aus der Medium-term Lending Facility (MLF) auszugleichen, die in den kommenden Monaten fällig werden. Für 2025 bestehe nach ihrer Einschätzung Spielraum für eine weitere geldpolitische Lockerung, falls die wirtschaftliche Aktivität schwach bleibe, fügt Ho hinzu.

Unicredit: Zentralbanken sollten Inflationsziele anheben

Die Zentralbanken werden ihre Inflationsziele nach Aussage von Unicredit-Volkswirt Erik Nielsen anheben müssen, wenn sie eine dauerhaft restriktive Geldpolitik vermeiden wollen. "Es besteht praktisch Konsens darüber, dass der neutrale Zins angesichts der strukturellen Veränderungen in Zukunft höher sein wird. Aber wenn sich die zugrunde liegende strukturelle Inflationsrate ebenfalls nach oben bewegt - was mit ziemlicher Sicherheit der Fall sein wird - dann sollte das Inflationsziel entsprechend angehoben werden", schreibt Nielsen, der Group Chief Economics Advisor von Unicredit, in einer Analyse.

Scholz und Habeck reisen nach Indien

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bricht am Donnerstag zu einer Reise nach Indien auf, wie die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann bekanntgab. Anlass der Reise sind nach ihren Angaben deutsch-indische Regierungskonsultationen in Neu-Delhi. Scholz werde am Freitag den indischen Premierminister Narendra Modi zu einem Gespräch treffen. Anschließend werden beide laut den Angaben auf der Asien-Pazifik-Konferenz der deutschen Wirtschaft eine Rede halten. Danach werde es unter dem Vorsitz der Regierungschefs eine gemeinsame Plenarsitzung aller Teilnehmenden der Regierungskonsultationen geben. Geplant sei auch eine Pressebegegnung.

Miersch gibt erneuter Ampel-Koalition kaum Chancen

Der neue SPD-Generalssekretär Matthias Miersch gibt einer Neuauflage der Ampel-Koalition selbst bei einem möglichen Wahlerfolg der drei Parteien kaum Chancen. Obwohl die SPD in dem Bündnis mit Grünen und FDP politisch mehr bewegt habe als in einer Großen Koalition, habe der Streit in der Ampel alle Erfolge überlagert, sagte Miersch der Main-Post und der Augsburger Allgemeinen. "Deswegen glaube ich nicht, dass da die Neigung bei den Beteiligten groß ist, die Ampel fortzusetzen", erklärte er. Er würde nie etwas ausschließen, weil die Zeiten sehr volatil seien. "Dass aber der Großteil der Gemeinsamkeiten aufgebraucht ist, das sieht jeder", räumte der SPD-Politiker ein.

Städtetag kritisert neue Pläne zur Mietpreisbremse

Von Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) vorgelegte Gesetzespläne zur Verlängerung der Mietpreisbremse bis 2028 sind aus Sicht des Deutschen Städtetages unzureichend. "Enttäuschend ist, dass der Entwurf die seit Jahren bekannten Schlupflöcher im Gesetz nicht schließt", sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy der Rheinischen Post. Jeder wisse, "dass etwa zeitlich befristete Vermietungen zum vorübergehenden Gebrauch von möblierten Wohnungen systematisch genutzt werden, um die Mietpreisbremse zu umgehen", sagte Dedy.

Union will Änderungen am Sicherheitspaket durchsetzen

Die Union will im Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat noch deutliche Änderungen am Sicherheitspaket der Ampel durchsetzen. Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Alexander Throm (CDU), sagte der Rheinischen Post, in dem Verfahren gehe es vor allem um mehr Sicherheitsbefugnisse bei der Gesichtserkennung und der Vorratsdatenspeicherung. "Bei diesen Maßnahmen gibt es akuten Nachbesserungsbedarf beim Sicherheitspaket der Ampel." Die Union werde daher im Vermittlungsausschuss alles daran setzen, diese Nachbesserungen durchzusetzen, kündigte Throm an.

DJG/DJN/apo

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