ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
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Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Ifo-Institut sieht Nullwachstum im laufenden Jahr
Das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung hat seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr zurückgenommen. Es rechne nun mit null Wachstum statt wie bislang mit 0,4 Prozent, gab das Institut bekannt. Auch für das kommende Jahr senke es seine Schätzung, auf 0,9 Prozent statt 1,5 Prozent. Erst 2026 solle die Wirtschaft nun um 1,5 Prozent wachsen. "Die deutsche Wirtschaft steckt fest, und sie dümpelt in einer Flaute, während andere Länder den Aufwind spüren", sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. "Wir haben eine strukturelle Krise", betonte er. Es würden zu wenig Investitionen insbesondere in der Industrie getätigt, und die Produktivität trete seit Jahren auf der Stelle.
RWI: In Deutschland ist kein konjunktureller Aufschwung in Sicht
Das RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung hat seine Prognosen für das Wirtschaftswachstum in diesem und dem kommenden Jahr gesenkt. Das Institut erwartet für dieses Jahr einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,1 Prozent, im Juni war es noch von einem Plus von 0,4 Prozent ausgegangen. "In Deutschland ist kein konjunktureller Aufschwung in Sicht", erklärte das RWI in seiner neuen Konjunkturprognose. Für das Jahr 2025 senkte es die Prognose von 1,5 auf 0,9 Prozent. Für das Jahr 2026 geht das RWI von 1,4 Prozent Wirtschaftswachstum aus. Grund für die niedrigeren Prognosen für dieses und nächstes Jahr sei vor allem, dass die gesamtwirtschaftliche Nachfrage trotz teils spürbar verbesserter Rahmenbedingungen bisher keinen Schwung entfalte.
IWH: Deutschland weiter in der Stagnation
Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hat wie zuvor bereits mehrere andere Institute seine Prognosen für die deutsche Wirtschaftsentwicklung gesenkt. Nach der Herbstprognose des Instituts dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2024 stagnieren und im Jahr 2025 bei sich normalisierender Kapazitätsauslastung um 1,0 Prozent zulegen, wie das IWH mitteilte. Für 2026 veranschlagt das Institut dann ein BIP-Wachstum von 1,4 Prozent. Im Juni hatten die IWH-Konjunkturforscher nach eigenen Angaben noch ein Plus von 0,3 Prozent im Jahr 2024 und von 1,5 Prozent für 2025 erwartet.
BDI: Wachstumsschwäche der Industrie hält an
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat in seinem neuen Quartalsbericht ein Wirtschaftswachstum in Deutschland von 0,3 Prozent, aber einen Rückgang der Industrieproduktion um 3 Prozent in diesem Jahr vorhergesagt. "Die Wachstumsschwäche der deutschen Industrie hält an, eine konjunkturelle Erholung lässt weiter auf sich warten", sagte BDI-Hauptgeschäftsführerin Tanja Gönner. "Auch gesamtwirtschaftlich rechnen wir für dieses Jahr nur mit einem Mini-Plus der Wirtschaftsleistung von 0,3 Prozent."
Deutscher Auftragseingang steigt im Juli dank Großaufträgen
Der Auftragseingang der deutschen Industrie hat sich im Juli weitaus besser als erwartet entwickelt - allerdings nur aufgrund von Großaufträgen, die nicht unmittelbar produktionswirksam werden. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, erhöhten sich die Bestellungen gegenüber dem Vormonat um 2,9 Prozent und lagen kalenderbereinigt um 3,7 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Im Juni hatten sie um 11,2 Prozent darunter gelegen. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten einen monatlichen Rückgang um 1,0 Prozent prognostiziert.
Commerzbank: Deutsche Orders könnten wieder sinken
Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen sieht trotz des abermaligen und überraschenden Anstiegs der deutschen Auftragseingänge im Juli noch keine nachhaltige Wende bei den Bestellungen. Zwar hätten sich die Auftragseingänge seit einiger Zeit stabilisiert, doch mahnten die zuletzt wieder schwächeren Stimmungsindikatoren zur Vorsicht, schreibt Solveen in einem Kommentar. "Gemessen an ihnen ist derzeit ein neuerlicher Rückgang der Aufträge wahrscheinlicher als eine schnelle Wende zum Besseren", warnt Solveen. Die Produktion dürfte im dritten Quartal eher noch einmal zurückgehen und damit dazu beitragen, dass die deutsche Wirtschaft erneut kaum zulegen werde.
Analyst: Trend bei deutschen Aufträgen bleibt schwach
Das verarbeitende Gewerbe in Deutschland wird sich über den überraschend kräftigen Anstieg der Aufträge freuen, aber der Hintergrundtrend bleibt schwach, sagt Analyst Oliver Rakau von Oxford Economics. Die Aufträge in den deutschen Fabriken sind im Juli gestiegen und haben den Erwartungen eines Rückgangs getrotzt, aber der Anstieg war auf Großaufträge zurückzuführen, ohne die die Gesamtzahl im Vergleich zum Vormonat tatsächlich niedriger war. "Man muss die kleinen Erfolge feiern, aber im Grunde ist dies keine großartige Veröffentlichung. Die zugrunde liegende Nachfrage stagniert immer noch", schrieb Rakau in einem Beitrag auf X.
DIHK: Bei Auftragseingängen kein Grund zur Entwarnung
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) zeigt sich auch nach der jüngsten Zunahme der deutschen Auftragseingänge zunächst zurückhaltend für die weitere Entwicklung. "Der erneute Zuwachs bei den Auftragseingängen im verarbeitenden Gewerbe ist zumindest ein Hoffnungsschimmer, für Entwarnung ist es aber zu früh", sagte DIHK-Außenwirtschaftsexpertin Lola Machleid. "Es bleibt abzuwarten, ob der Schub durch neue Großaufträge ein Vorzeichen für einen positiven Trend ist."
Barclays: EZB kommuniziert weiterhin vorsichtig
Barclays-Volkswirt Mariano Cena erwartet, dass die Europäische Zentralbank (EZB) in der nächsten Woche eine Leitzinssenkung um 25 Basispunkte beschließen, aber mit Blick auf die Kommunikation des weiteres Kurses vorsichtig bleiben wird. "Wir glauben, dass die Oktober-Sitzung des Rats ein 'Live-Meeting' sein wird, aber dass der Weg des geringsten Widerstands der vierteljährlicher Zinssenkungen ist", schreibt er in seinem Ausblick auf die EZB-Ratssitzung.
Nordea: Inflationsrückgang lässt EZB Zinsen senken
Die Nordea-Analysten Jan von Gerich und Tuuli Koivu erwarten, dass der Inflationsausblick der Europäischen Zentralbank (EZB) eine Senkung des Einlagensatzes um 25 Basispunkte erlauben wird. "Der Rückgang der Gesamtinflation in die Nähe des EZB-Ziels von 2 Prozent im August und die Prognosen der Experten, die von einer dauerhaften Stabilisierung der Inflation um 2 Prozent ausgehen, sprechen für eine Senkung", schreiben sie in ihrem Ausblick auf die EZB-Ratssitzung in der nächsten Woche.
Morgan Stanley: EZB senkt und beobachtet Geldmarkt
Analysten von Morgan Stanley erwarten, dass etwas niedrigere Wachstumsprognosen und ein in etwa unveränderter Inflationsausblick den Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) dazu bringen werden, den Einlagenzins in der nächsten Woche um 25 Basispunkte zu senken. Sie weisen außerdem darauf hin, dass sich entsprechend den im März gefassten Beschlüssen der Abstand zwischen Einlagensatz und Hauptrefinanzierungssatz auf 15 (derzeit: 50) Basispunkte verringern wird. "Wir erwarten keine Auswirkungen auf den Geldmarkt, glauben aber, dass die EZB trotzdem genau beobachten wird, ob sie die Beteiligung an den Hauptrefinanzierungsgeschäften verändern wird", schreiben sie in ihrem Ausblick auf die EZB-Ratssitzung.
Capital Economics: Letzte BoJ-Zinserhöhung wohl im Oktober
Die Bank of Japan (BoJ) wird ihre letzte Zinserhöhung wahrscheinlich im Oktober vornehmen, schreiben die Ökonomen von Capital Economics in einer Research Note. "Die Wirtschaft befindet sich auf dem Weg der Besserung, und die zugrunde liegende Inflation scheint sich um das Ziel der Bank of Japan von 2 Prozent einzupendeln." Da sich die Inflation abschwächt, erwarten die Ökonomen, dass die nächsten Lohnverhandlungen zu einer geringeren Lohnerhöhung führen werden, was es der BoJ erschweren würde, die Zinsen 2025 zu erhöhen.
SPD-Landesministerin offen für Zurückweisungen an Grenzen
Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) zeigt sich offen für den Vorschlag der Union, Flüchtlinge an den Grenzen zurückzuweisen. "Meine Meinung ist: Wenn es rechtlich möglich sein sollte - und das muss sehr gründlich geprüft werden - dann sollten wir es tun", sagte sie dem Nachrichtenportal T-Online. "Ich denke, dahinter können sich die SPD-Länder versammeln." Der Schritt sei möglicherweise auch ein wichtiges Signal an die anderen EU-Länder, damit der Solidaritätsmechanismus wieder mehr greife. "Wenn es rechtlich nicht möglich ist, dann müssen wir es lassen. Wir sind und bleiben ein Rechtsstaat", betonte sie. Unangetastet bleiben solle das Recht auf Asyl im Grundgesetz.
+++ Konjunkturdaten +++
Eurozone/Einzelhandelsumsatz Juli +0,1% gg Vm, -0,1% gg Vj
Eurozone/Einzelhandelsumsatz Juni rev -0,4% gg Vm, -0,4% gg Vj
Taiwan Verbraucherpreise Aug +2,36% gg Vorjahr (PROG +2,25%)
DJG/DJN/apo
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