Kommentar
09:25 Uhr, 05.05.2005

TV-Revolution über die Telefonleitung

Der Kampf ist entbrannt. Telefon- und Kabelanbieter konkurrieren um die Gunst der Kunden bei der als "Triple Play" bezeichneten Kombination von Telefon, Fernsehen und Hochgeschwindigkeits-Internetzugang. Dieses kombinierte Angebot ist für die Anbieter deutlich profitabler, da sie den Kunden mehrere Dienstleistungen über ein Netz und ein Abrechnungssystem anbieten können. Zudem wird es die Kunden wahrscheinlich stärker an die Anbieter binden als bei der Nutzung nur einer Leistung.

Viele Kabelnetzbetreiber haben bereits mit der Entwicklung von Triple Play begonnen. Nicht so die Telefongesellschaften: Obwohl sie oftmals neben dem Telefonnetz einen Hochgeschwindigkeits-Internetzugang offerieren, hat sich die Bereitstellung von Fernsehen über das Telefonnetz als äußerst schwierig erwiesen. Kabelnetzbetreiber können ohne weiteres Dutzende – manchmal hunderte – von TV-Programmen in die Wohnzimmer der Kunden liefern, da ihre Leitungskapazitäten für eine gleichzeitige Übertragung groß genug sind. Für die Telefongesellschaften ist eine Übertragung von Fernsehsignalen jedoch schwieriger, da eine Telefonleitung gegenüber einer Kabelverbindung eine deutlich niedrigere Kapazität aufweist. Selbst die Übertragung eines einzigen TV-Programmes stellt bereits eine große technologische Herausforderung dar. Insofern besteht für die Telefonbetreiber die Gefahr, bei Triple Play hinter die Kabelgesellschaften zurückzufallen.

An dieser Stelle kommt jedoch eine als Internetprotokoll TV (oder IPTV) bekannte Technologie ins Spiel: ITPV kann ein TV-Programm für die Übertragung über das Telefonnetz sehr effektiv komprimieren. Zudem ist ein Wechsel zwischen den Programmen mittels Fernbedienung in Bruchteilen von Sekunden möglich. Es entsteht der Eindruck, als würden wie beim Kabelfernsehen alle verfügbaren Kanäle gleichzeitig übertragen.

IPTV wird dem Zuschauer deutlich mehr bieten als die "normalen" Fernsehdienste. Die Technologie eröffnet neue Dimensionen des Fernsehkonsums – mit mehr Interaktivität und der Möglichkeit, auf die speziellen Zuschauerwünsche einzugehen. Der Zuschauer wird die Möglichkeit haben, mehrere Programme in separaten Fenstern zu sehen, zum Beispiel ein Fußballspiel aus mehreren Kameraperspektiven oder gleichzeitig Nachrichten, Wetterkarte und Börsenberichte. Es wird möglich sein, sich die Highlights einer Sportveranstaltung oder einer Nachrichtensendung anzuschauen, um dann zu entscheiden, in welches Programm man sich detailliert einschaltet. Zudem können die Zuschauer via Text, Audio oder Video untereinander in Verbindung treten, während sie ihr bevorzugtes Programm verfolgen.

Dank der äußerst effektiven Übertragung von IPTV über das Telefonnetz und der vielfältigen neuen Funktionen haben die Telefonbetreiber damit besondere Trümpfe im Wettbewerb mit den Kabelnetzbetreibern in der Hand. Neben den Konsumenten werden vor allem die Software-Entwickler und Gerätehersteller zu den Gewinnern der IPTV-Technologie gehören. Obwohl einige wenige Telefongesellschaften wie die Schweizer Swisscom IPTV bereits in größerem Stil anbieten, wird unserer Einschätzung nach ein breiter Einsatz erst im Jahr 2006 starten.

Quelle: DWS

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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