Kommentar
11:44 Uhr, 02.08.2018

Trotz Niedrigzins: Einstiegschance bei Anleihen?

Anleihen gelten als langweilig. In Anbetracht der Crashs bei den bisherigen Lieblingsaktien wie Facebook ist das vielleicht gar keine schlechte Alternative, zumal Anleihen gerade wieder attraktiv sind.

Steigen die Zinsen, sinken die Kurse von Anleihen und umgekehrt. Zuletzt stiegen die Zinsen und die Kurse gerieten unter Druck. Das klingt auf den ersten Blick nicht nach einer großen Chance. Auf den zweiten Blick ist das anders.

Grafik 1 zeigt einen Total Return Index für Investment Grade Unternehmensanleihen. Total Return bedeutet, dass beides, Kursbewegungen und Kupons, berücksichtigt werden. Langfristig befindet sich der Index im Aufwärtstrend. Die regelmäßigen Zinszahlungen machen es möglich.

Im Gegensatz zu Aktien ist der Aufwärtstrend langweilig. Dafür gab es zumindest in den letzten 45 Jahren keinen einzigen Drawdown von mehr als 15 % auf Jahressicht. Das kann man von Aktien nicht behaupten. Hier kann es auch einmal einem Tag 20 % nach unten gehen, wie z.B. 1987.

Die Jahresperformance von Unternehmensanleihen ist gerade wieder in den negativen Bereich gerutscht. In den letzten 10 Jahren war das immer ein guter Einstiegszeitpunkt. Innerhalb der folgenden 12 Monate konnten Anleger 10 % verdienen. So ähnlich könnte es in den kommenden Monaten wieder laufen.

Das gilt nicht nur für Unternehmensanleihen. Auch der Total Return von Staatsanleihen ist aktuell historisch niedrig. Grafik 2 zeigt die historische Performance über die vergangenen 200 Jahre. Die Performance in den letzten 2, 5 und 10 Jahren war schon lange nicht mehr so schlecht. Insbesondere sticht die Performance über 5 Jahre heraus. So schlecht ging es Anleihen zuletzt vor knapp 50 Jahren.

Die schlechte Performance ist einfach erklärt. Wir kommen aus einem Zinsbärenmarkt. Sinken die Zinsen, steigen die Kurse. Das hat über viele Jahre für einen hohen Total Return gesorgt. So niedrig wie in den letzten Jahren waren die Zinsen noch nie. Da sie jetzt wieder steigen, sinken die Anleihekurse. Gleichzeitig zahlen Anleihen wegen der zuletzt niedrigen Zinsen nur einen niedrigen Kupon. Kursrückgänge können nicht so leicht durch die Kupons ausgeglichen werden.

Inzwischen liegen die Zinsen wieder im Bereich von 2,5-3 %. Das ist natürlich nicht gerade horrend. Wer allerdings davon ausgeht, dass die Zinsen nicht wieder auf 6 % steigen, kann in der aktuellen Schwäche eine Einstiegschance sehen.

Das Zinsniveau ist wieder hoch genug, um Kursschwäche gegebenenfalls aufzufangen. Der Vergleich des Zinsniveaus und der Total Return Indizes (Grafik 3) zeigt, dass dies nicht in jedem einzelnen Jahr funktioniert, mittelfristig aber kein Problem darstellt. Große Drawdowns sind nicht zu erkennen, selbst dann nicht, wenn die Zinsen rasch steigen wie in den 70er Jahren.

50 % Rendite darf man nicht erwarten. Vielmehr ist eine Rendite von 10 % bei Investment Grade Unternehmensanleihen auf Sicht eines Jahres denkbar. Angesichts eines wackligen Aktienmarktes und rekordhoher Bewertung ist das vielleicht gar keine schlechte Aussicht.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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