Trotz höherer Zinsen - Vorsicht bei Anlagen in US-Staatsanleihen
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Höhere Ölpreise und sich stabilisierende Wirtschaftsdaten haben die Zinsen von zehnjährigen US-Staatsanleihen über die Drei-Prozent-Marke gehoben. Derartige Renditen waren zuletzt Ende 2013 zu verbuchen, nachdem der damalige Notenbankchef Ben Bernanke das Ende des Quantitative Easing einläutete und damit das berühmt-berüchtigte „Taper Tantrum“ auslöste. Viel interessanter findet Franz Wenzel, Anlagestratege für institutionelle Kunden bei AXA Investment Managers, jedoch die Tatsache, dass sich die Zinsabstände zu deutschen Bundesanleihen gemessen an zehnjährigen Laufzeiten auf Niveaus bewegen, die weitaus länger zurück liegen: „Für deutsche Investoren verbuchten ähnliche Zinsvorteile zuletzt vor knapp 30 Jahren auf dem Börsenticker. Das weckt sicherlich Interesse bei europäischen Investoren.“
Das absolute Niveau von über drei Prozent erscheine für US-Investoren ohne Frage verlockend. Europäische Investoren seien jedoch dazu gehalten, Währungsüberlegungen als zentralen Entscheidungsparameter in die Anlageentscheidungen einzubeziehen. „Unter diesem Blickwinkel wird aus dem vermeintlichen Zinsvorteil sehr schnell ein deutlicher Malus. Währungsabsicherungen sind naturgemäß eher kurzfristiger Natur und reichen kaum über ein Jahr hinaus. Angesichts der Zinsdifferenz am kurzen Ende bedeutet dies für einen deutschen Investor Absicherungskosten von aktuell bis zu 300 Basispunkten, während im zehnjährigen Laufzeitensegment eine Zinsdifferenz von lediglich 250 Basispunkten zu erwirtschaften ist. Das rechnet sich nicht“, sagt Wenzel.
Erschwerend komme hinzu, dass seitens der US-Geldpolitik ein Ende der Zinserhöhungen nicht in Sicht sei. „Wir erwarten noch mindestens drei Zinserhöhungen dieses und vergleichbar viele nächstes Jahr. Dies bedeutet einfach gesprochen wenigstens drei Prozent am kurzen Ende. Europäische Investoren sind daher gut beraten, sich auf weiter steigende Absicherungskosten über die kommenden 12 bis 18 Monate einzurichten“, empfiehlt Wenzel.
Für Investoren stelle sich die Frage, wie sich der Renditeverlauf in den kommenden 12 bis 18 Monaten für US-Staatsanleihen darstellen wird. „Gemessen am Realzinsniveau haben die Renditen der zehnjährigen Anleihen noch Luft nach oben. Bei drei Prozent Nominalzinsen und einer aktuellen Inflation um zwei Prozent ergibt sich ein Realzins von zirka einem Prozent. Möglicherweise ist das angesichts des allgemein niedrigeren weltweiten Wachstums und eines moderaten Inflationsumfelds die neue langfristige Norm“, so Wenzel weiter. Allerdings waren seit Beginn dieses Jahrtausends auch Realzinsniveaus von zwei Prozent und mehr zu verzeichnen. Mitte 2006 und Anfang 2007 etwa lagen die US-Realzinsen zwischen zwei und drei Prozent. „Damit liegen Nominalrenditen von vier Prozent für zehnjährige US-Staatsanleihen im Rahmen des Möglichen“, so der Experte.
Die Erfahrung zeige aber auch, dass sich gegen Ende des Konjunkturzyklus die Renditestrukturkurve abflache oder, je nach Datenlage, sogar gegen beziehungsweise unter Null bewege. „Mit anderen Worten erwarten Investoren eine deutliche Abkühlung der Konjunktur – möglicherweise initiiert durch eine zu straffe Geldpolitik – und setzen vermehrt auf sinkende Renditen, wenn sich die Hoffnung auf eine wirtschaftliche Abkühlung durchsetzt. Bei einem Geldmarktniveau von etwa 3,5 Prozent bis Ende 2019, würde dies dann ein ähnliches Zinsniveau am langen Ende implizieren“, sagt Franz Wenzel. Angesichts dessen, dass die Märkte im Moment US-Zinsen von lediglich 3,2 Prozent handelten, böten sie aber genügend negatives Überraschungspotenzial.
Das reine Renditekalkül ließe daher für den heimischen Investor kaum einen anderen Schluss zu, als von Anlagen in US-Staatsanleihen abzusehen und ihr Pulver im Trockenen halten – angesichts negativer Zinsen im kurzen Laufzeitenbereich sicherlich keine leichte Aufgabe.
Eine rein auf die Rendite abzielende Wertung kann sich Wenzel zufolge allerdings als zu singulär erweisen für breit diversifizierte Portfolios: „Eine solide aufgesetzte Anlagestrategie sollte weitere Faktoren ins Kalkül einbeziehen. Dazu zählen beispielsweise der politische Rahmen, Diversifizierung und Liquidität der jeweiligen Vermögensklassen.“
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