Fundamentale Nachricht
12:55 Uhr, 18.02.2021

Trotz Corona: Professionelle Fondskäufer richten sich offensiv aus

Volatilität, Negativzinsen, Inflationsrisiken, die Auswirkungen der Kreditklemme und Liquiditätsprobleme gelten professionellen Fondskäufern laut einer Befragung von Natixis Investment Managers als Hauptrisiken.

Vor dem Hintergrund höherer Marktvolatilität und weiterhin negativer Zinsen richten professionelle Fondskäufer weltweit ihre Portfolios in diesem Jahr verstärkt auf das Chancenpotential an den Märkten aus. Dies ist das zentrale Ergebnis einer zum Ende des vergangenen Jahres global durchgeführten Befragung von Natixis Investment Managers. Daran beteiligt waren über 400 professionelle Fondskäufer wie etwa unabhängige Vermögensverwalter, Banken oder Family Offices mit einem verwalteten Vermögen von insgesamt 12,7 Billionen US-Dollar.

Offensive Allokation trotz Risikowahrnehmung

Trotz ihrer im Lichte der Zulassung von ersten Corona-Impfstoffen zu sehenden offensiven Allokationsabsichten gehen 60 Prozent der Befragten davon aus, dass die Covid-Krise so schnell nicht vorbei sein wird. Zwei Drittel halten eine weitgehende Erholung in 2021 nicht für wahrscheinlich. Eine mögliche Verschlechterung der Lage bereitet hingegen keine Sorgen. 80 Prozent erwarten für den Fall eines weiteren Rückschlags, dass die Zentralbanken erneut in die Bresche springen werden.

Ertragsrisiken ergeben sich für die professionellen Fondsselektoren vor allem aus einer erhöhten Volatilität (49 %) sowie aus weiterhin negativen Zinsen (39 %). An dritter Stelle im Risikoranking steht das Inflationsrisiko (37 %) gefolgt von den Auswirkungen einer Kreditklemme (34 %) und Liquiditätsproblemen (25 %).

Insgesamt setzen die Investmentprofis für 2021 auf eine «Risk-on-Strategie». Vor dem Hintergrund weiterer fiskalischer und geldpolitischer Stimuli haben ihrer Meinung nach Aktien weiterhin Luft nach oben. Entsprechende Investmentgelegenheiten werden über Unternehmen aller Größenklassen hinweg weltweit gesucht. 60 Prozent prognostizieren, dass die Emerging Markets sich besser entwickeln werden als die Industriestaaten. 61 Prozent der Befragten erwarten eine Outperformance von Small-Caps gegenüber Large-Caps. Und 66 Prozent äußerten die Erwartung, dass sich offensive Portfolios gegenüber defensiven besser behaupten werden.

«Die Unsicherheit der Marktakteure bleibt auch 2021 bestehen. Hinzu kommt die Sorge vor einer Blasenbildung an den Finanz- und Kapitalmärkten. Dennoch sind die Portfolios der Befragten in diesem Jahr eher chancenorientiert ausgerichtet, wobei den Befragten klar ist, dass Alpha tatsächlich nur durch aktives Research und eine eindeutige Investmentmeinung gehoben werden kann», fasst Matt Shafer, Leiter des Großkunden- und Privatanlegergeschäfts bei Natixis Investment Managers, die Ergebnisse zusammen. 83 Prozent der Befragten jedenfalls gaben an, 2021 verstärkt auf aktives Management setzen zu wollen.

ESG-Strategien werden ausgebaut

Was die präferierten Branchen angeht, so sehen die professionellen Fondskäufer Chancen vor allem im Gesundheitssektor (56 %), im Bereich der Nicht-Basiskonsumgüter (46 %), bei Unternehmen der Informationstechnologie (45 %) sowie im Energiesektor (44 %) und im Finanzsektor (44 %). Auch ESG-Strategien stehen 2021 erneut im Fokus. Während der Krise im vergangenen Jahr hatten sie sich als stabil erwiesen. 57 Prozent der Befragten erwarten, dass entsprechende Fonds auch in diesem Jahr wieder gute Ergebnisse erzielen werden. Um das nachhaltige Anlagespektrum 2021 noch stärker zu nutzen, plant mehr als die Hälfte der Befragten die Aufnahme von speziellen ESG-Strategien oder von Impact-Investments in ihre Modellportfolios.

Anpassung der Asset Allokation

Auch in 2021 wird es zu Umschichtungen und Anpassungen in den Portfolios der professionellen Fondsselektoren kommen. Davon dürften Value-Aktien profitieren. Denn 63 Prozent der Studienteilnehmer erwarten eine Outperformance von Value gegenüber Growth. Amerikanische Aktien dürften weniger gefragt sein. 36 Prozent gaben an, ihre US-Allokation zugunsten anderer Märkte zu reduzieren. 55 Prozent etwa sehen besondere Chancen in asiatisch-pazifischen Raum (APAC). Insgesamt stehen die Schwellenländer im Fokus der Fondsselektoren.

Insgesamt 65 Prozent von ihnen gaben an, dass diese gegenüber der Zeit vor Corona sogar an Attraktivität gewonnen hätten. 52 Prozent wollen daher ihre Positionen dort ausbauen. Sorgen über den Risikoappetit von Privatanlegern Unter den professionellen Fondskäufern wächst die Sorge, dass Privatanleger die zu erwartenden Risiken dieses Jahres erfolgreich werden managen können. Die starke Marktperformance in der Erholungshase des vergangenen Jahres könnte Kleinanleger beispielsweise dazu verführen, Risiken zu ignorieren oder diese auf die leichte Schulter zu nehmen. Andererseits befürchten 78 Prozent der Fondsselektoren, dass die erhöhte Volatilität Einzelanleger dazu veranlassen könnte, ihre Investitionen vorzeitig aufzulösen.

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