Kommentar
11:21 Uhr, 04.09.2007

Trendwende zugunsten deutscher Großunternehmen

Der deutsche Aktienmarkt befindet sich in einer neuen Phase, in der die Papiere von Großunternehmen ihren Wert überdurchschnittlich steigern. In den vergangenen fünf Jahren erzielten Aktien so genannter Blue Chips geringere Wertentwicklungen als mittlere und kleine Unternehmen. Doch bereits im letzten Halbjahr stieg ihr Wert schneller als bei allen anderen Unternehmensgrößen, wie eine Studie von Fidelity International zeigt.

Die Aktien der 30 größten deutschen Unternehmen erzielten im Zeitraum August 2002 bis Juli 2007 durchschnittlich eine Wertsteigerung von 104,3 Prozent. Damit blieben die Mitglieder des Deutschen Aktienindex (DAX) hinter den mittleren Unternehmen im MDAX zurück, die im gleichen Zeitraum durchschnittlich ein Plus von 215,1 Prozent erreichten. Auch der Index für kleinere Unternehmen, der SDAX, entwickelte sich mit einer Steigerung um 189,8 Prozent deutlich besser.

In den vergangenen sechs Monaten schnitten jedoch die Großunternehmen am besten ab, wie die Studie weiter zeigt. Dabei verglich Fidelity die Wertentwicklungen von DAX, MDAX und SDAX über einen Zeitraum von fünf Jahren sowie über sechs Monate: Seit 28. Februar 2007 erzielten DAX-Titel ein durchschnittliches Plus von 13,0 Prozent und damit deutlich mehr als mittlere (10,9 Prozent) und kleine Gesellschaften (6,8 Prozent). Dies lässt darauf schließen, dass sich ein jahrelanger Trend umkehrt - und die Aktien großer Unternehmen die Papiere mittlerer und kleiner Gesellschaften für längere Zeit in ihrer Wertentwicklung überflügeln können.

"Die Papiere großer Unternehmen bieten derzeit einige der attraktivsten Investmentchancen auf dem deutschen Aktienmarkt. Durch die Börsenturbulenzen seit Juli haben sich die Chancen für einen Höhenflug dieser Aktien sogar noch verbessert. Ich erwarte, dass sich die Blue Chips aufgrund ihrer großen Finanzkraft weiterhin robust entwickeln - auch wenn die Märkte noch eine Weile volatil bleiben sollten", sagte Sanjay Oberoi, Fondsmanager des Fidelity Deutschland Select. Für die Attraktivität großer Gesellschaften sprechen auch ihre niedrige Verschuldung und ihre starke Wettbewerbsposition. Auch die erwarteten Gewinne sind nach wie vor hoch und die Kurs/Gewinn-Verhältnisse entsprechend niedrig.

Auf europäischer Ebene bestätigen sich die Studienergebnisse: Auch hier haben im Halbjahres-Vergleich die europäischen Blue Chips mit einem durchschnittlichen Plus von 5,4 Prozent besser abgeschnitten als kleine (5,2 Prozent) und mittlere Unternehmen (3,8 Prozent).

"Die Finanzierung von Fusionen und Übernahmen, die bei vielen mittleren und kleinen Unternehmen in Deutschland und Europa seit 2002 zu hohen Kursgewinnen geführt haben, wird schwieriger", sagte Oberoi. "Im Zuge der US-Hypothekenkrise hat sich die Risikoscheu von Geldgebern erhöht. Deshalb sind Kredite für Transaktionen teurer geworden und schwerer zu erhalten. Bei den ersten Fusionen wurden schon Termine verschoben oder die Finanzierungsbedingungen nachverhandelt. Großunternehmen können dagegen nach wie vor Fusionen und Übernahmen mit eigenen Mitteln bestreiten und von deren positiven Konsequenzen auf die Aktienkurse profitieren."

Quelle: Fidelity

Die 1946 gegründete US-Investmentgesellschaft Fidelity ist das größte unabhängige Fondsmanagement-Unternehmen der Welt. Es beschäftigt insgesamt 35.000 Mitarbeiter an 36 Standorten und stellt privaten und institutionellen Anlegern Investmentprodukte und -dienstleistungen zur Verfügung. Die deutsche Niederlassung Fidelity Investment Services GmbH in Frankfurt betreut ein Fondsvermögen für private Anleger von 12,01 Mrd. Euro, vertreibt 103 Publikumsfonds direkt sowie über mehr als 600 Kooperationspartner und beschäftigt 210 Mitarbeiter (Stand: 30.06.2007).

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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