Kommentar
15:44 Uhr, 11.08.2022

Trefferquote 100%

Manche Aktien sind Outperformer, wenn bestimmte Bedingungen gegeben sind. Diese Bedingungen sind derzeit erfüllt.

Der Bärenmarkt pausiert vorläufig. Geht es nach der Google-Suche, ist der Bärenmarkt vorbei. Das Suchinteresse ist kurz vor und mit Erreichen der Tiefs am größten. Das gilt für Korrekturen und Bärenmärkte. Die Finanzkrise war eine Ausnahmeerscheinung. Der Bärenmarkt begann bereits 2007, der große Crash kam aber erst im September 2008. Dauert ein Trend lange an und ist durch mehrere größere Abverkäufe geprägt, steigt das Interesse natürlicherweise mehrmals an. Das Suchinteresse genügt nicht, um eine Strategie festzulegen. Es sagt nichts darüber aus, ob das Interesse zukünftig wieder ansteigt, wenn sich der Bärenmarkt doch fortsetzt. Vielmehr kann man das Suchaufkommen als Folge des Marktgeschehens sehen. Fallen die Kurse, interessieren sich die Menschen für einen Bärenmarkt, steigen sie, tun sie es nicht.


Dennoch ist das Signal nicht wertlos. Wird ein Bärenmarkt gedanklich ad acta gelegt, ist die Wahrscheinlichkeit für Käufe größer. Die Stimmung unter Anlegern wirkt also unterstützend. Gleichzeitig ist das eingetreten, was alle erwartet haben: Eine technische Rezession in den USA.

Nach zwei negativen Quartalen tendieren Aktien mittelfristig positiv. In allen technischen Rezessionen seit 1949 war die Performance bestimmter Sektoren nach 12 Monaten immer positiv (100 % Trefferquote). Zu diesen Sektoren gehören zyklische Konsumgüter.

Nach drei Monaten kann es vorkommen, dass die Performance noch negativ ist. Das war etwa bei der Rezession Anfang der 70er Jahre der Fall (Grafik 2). Bereits nach sechs Monaten ist die Performance ausnahmslos positiv. Dieser Blick in die Vergangenheit sagt wenig darüber aus, was geschieht, wenn zwei negativen Quartalen weitere negative folgen.


Die große Überraschung: Es ist irrelevant. Die schwarz markierten Balken in Grafik 2 signalisieren Rezessionen, die länger als zwei Quartale andauerten. Die Statistik verändert sich nicht.

Andere Sektoren, die eine Trefferquote von 100 % haben sind der Telekomsektor, der Einzelhandel, der Gesundheits- und Finanzsektor. Die Trefferquote liegt auch hier seit 1949 bei 100 % über 12 Monate. Zur besseren Sichtbarkeit zeigt Grafik 3 nur die Rezessionen ab 1970.


Eine hohe Trefferquote ist nicht gleichbedeutend mit der höchsten Rendite. Nicht-zyklische Konsumgüter, Industrie und Chemie liegen an der Spitze (Grafik 4). Nicht-zyklische Konsumgüter gelten eigentlich als defensiv. Dass sie trotzdem so gut abschneiden, liegt an der Sektordefinition der Daten. Die Autoindustrie ist Teil des Sektors, allerdings ist der Automobilsektor sehr zyklisch.

So oder so sind die Aussichten auf Sicht von 12 Monaten gut. Je zyklischer ein Sektor ist, desto besser. Die Statistik ändert sich auch nicht, wenn Rezessionen länger dauerten oder wie in den 70er Jahren von hoher Inflation begleitet waren. Trotzdem gibt es keine Garantie, dass sich die Geschichte wiederholt.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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