Trautes Heim, Glück allein?
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Deutschen Anlegern wird von neugierigen Leuten mit „Helfersyndrom“ bei diversen „Depot-Checks“ immer wieder vorgeworfen, sie würden nach dem Prinzip „was der Bauer ned kennt, frisst er ned“ zu einseitig auf heimische Titel setzen, im Fachchargon auch „home bias“ genannt. Die logische Konsequenz daraus, der Blick über die unsichtbare Grenze zu unseren vertrauten Nachbarn nach Österreich. Wer sich die Entwicklung des dortigen Leitindex ATX seit Jahresbeginn vergegenwärtigt und diese mit dem so heißgeliebten DAX vergleicht, wird sogleich etwas ins Grübeln geraten, steht beim Index von nebenan doch ein stolzes Plus von über 21 Prozent auf dem Kurszettel, während der Heimatmarkt nach den kürzlichen Rücksetzer sogar wieder ein leichtes Minus aufweist. Hat man vielleicht doch zu lange aufs falsche Pferd gesetzt und ist wie heute üblich, wieder einmal den Weg des geringsten Widerstandes gegangen? Möglich, aber schon der Blick auf die 12-Monats-Performance scheint das etwas ins Wanken geratene Weltbild bereits wieder ins rechte Lot zu rücken, stellt der deutsche Leitindex die wahren Machtverhältnisse mit einem deutlichen Plus gegenüber dem aufmüpfigen Nachbarn, von dessen fulminantem Anstieg seit 2003 im Zuge der Finanzkrise kaum mehr etwas übrig geblieben ist, gleich wieder her.
Wer dennoch glaubt, der kleine Index-Nachbar könnte in der Folgezeit seinen großen Bruder von neuem herausfordern, besitzt seit kurzem nach dem ATX und seinen Varianten dem „Großkopferten“-Index ATX five und dem weitaus breiter gefassten ATX Prime, mit dem seit 16. Juni von der Wiener Börse berechneten ATX FND jetzt eine weitere Möglichkeit, sein Depot über die Landesgrenzen hinaus zu diversifizieren. Der nächste „Depot-Checker“ wird es ihm sicher danken. Der neue Index, bei dessen Kurzschreibung man auf dem ersten Blick vielleicht an eine Fondlösung denken könnte, bezieht sich aber auf die gleichen 20 größten und liquidesten im Prime-Market gelisteten Einzelwerte wie der normale ATX auch. Der Unterschied wird jedoch durch die Bezeichnung „Fundamental“, für das das Kürzel „FND“ letztendlich steht, deutlich. So richtet sich die Gewichtung hier nicht nach der jeweiligen Marktkapitalisierung im Streubesitz und den Börsenumsatz, sondern nach den fundamentalen Kriterien Gesamtkapitalrendite, Netto-Dividendenrendite, sowie Kurs- Buchwert-Verhältnis (KBV) bezogen auf die vergangenen drei Jahre. Das Index-Konzept enthält wegen dieser Rückbetrachtung statt der üblicherweise geschätzten, tatsächlich nachprüfbare Kennziffern und trägt dabei statt der bloßen Größe, der wirtschaftliche Situation eines jeden Unternehmens Rechnung. Auf die unterschiedliche Vorgehensweise deuten bereits die Gewichtungsabweichungen der drei Index-Schwergewichte im ATX Erste Group, OMV und Telekom Austria hin, deren Anteil aktuell von 15,56, 13,59 und 13,04 Prozent auf nur noch 3,20, 6,64 und 4,76 Prozent im ATX FND geschrumpft ist. Auf der anderen Seite konnte beispielsweise die Schoeller-Bleckmann Unternehmensgruppe ihr Gewicht von nur 1,06 Prozent im ATX auf stolze 9,09 Prozent Gewicht im „Fundi-Index“ steigern. Bei der Anpassung der Zusammensetzung (halbjährlich) und Gewichtung (quartalsweise) bleibt aber fast zwangsläufig wieder alles beim Alten. Der ebenfalls als Preis-Index berechnete ATX FND konnte seinen Urvater laut einer Rückrechnung über die letzten zweieinhalb Jahre leicht outperformen. Wer hier investieren möchte, findet bei der Raiffeisen Centrobank seit kurzem einen entsprechenden Endlos-Tracker im Angebot.
Der BörseGo Tipp:
Das neue „innovative“ Index-Konzept hat die Machtverhältnisse im ATX schon beim ersten Hinsehen gründlich durcheinandergeworfen und die bislang vorherrschende extreme Klumpenbildung bereits deutlich reduziert. Ob sich damit aber auf lange Sicht eine signifikant bessere Performance erzielen lässt, muss erst die Zukunft zeigen. In jedem Fall sollten Engagements am österreichischen Markt in der Regel nur den Charakter einer Depotbeimischung tragen, auch wenn es beim nächsten Depot-Check dafür wieder Kritik gibt.
ATX FND Index-Zertifikat |
|
Emittent/WKN: |
Raiffeisen Centrobank / RCB2RL |
Laufzeit: |
Endlos |
Preis: (01.07.2009) |
Geld / Brief: 28,21 € / 28,48 € |
Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview
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