Totgesagte leben länger
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Die Kapitallebensversicherung ist dem (Steuer-)Tod wohl noch einmal von der Schippe gesprungen.
Der Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat einigte sich am vergangenen Freitag darauf, die Erträge von künftig abgeschlossenen Kapitallebensversicherungen nur zur Hälfte zu besteuern sofern sie mindestens zwölf Jahre laufen und erst nach dem 60. Lebensjahr ausgezahlt werden. Dem Vernehmen nach wollen die unionsgeführten Bundesländer diesem Kompromiss zustimmen, obwohl die Fraktion im Bundestag den Gesetzentwurf abgelehnt hatte.
Es hätte aus Sicht der Versicherungsgesellschaften schlimmer kommen können, die Regierungsmehrheit hatte ursprünglich ein komplette Besteuerung vorgesehen. Ein Anleger, der sich ernsthafte Gedanken um attraktive Vehikel für seine private Altersvorsorge macht, wird aber um Kapitallebensversicherungen ohnehin einen weiten Bogen machen, Besteuerung hin oder her. Diese Policen bieten nämlich magere Renditen bei völlig fehlender Transparenz der Anlagepolitik. So hatten die Versicherten keinerlei Möglichkeit, die Fondsmanager der Assekuranzen davon abzuhalten, ihre Aktienquoten um die Jahrtausendwende massiv hochzufahren. Das Ergebnis ist bekannt, die nachfolgende Baisse brachte zahlreiche Versicherer schwer in die Bredouille, die Mannheimer ging dabei sogar unter.
Doch nicht nur die Anlagepolitik ist undurchsichtig, auch über die hohen Kosten sind sich die meisten Versicherungsnehmer wohl kaum im Klaren. Da die Verträge mit heftigen Strafgebühren bei vorzeitigem Ausstieg behaftet sind, können die Anbieter mit einer langen Haltedauer rechnen. Daher schlagen sie gleich zu Vertragsbeginn ungeniert zu und alimentieren ihre aufgeblähten Vertriebsnetze mit saftigen Provisionen.
Wie bereits mehrmals an dieser Stelle erwähnt, ihr ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis können die Bundesbürger auch über kostengünstige Risikolebensversicherungen stillen. Die anstehende Halbierung des unfairen Steuervorteils gegenüber anderen, sinnvolleren Formen der Altersvorsorge wird zumindest einige Neuanleger zum Überdenken ihrer Planungen anregen. Das altdeutsche Mantra, dass Bausparvertrag und Lebensversicherung zur Grundausstattung gehören, könnte dann vielleicht endlich entzaubert werden.
Quelle: Morningstar Deutschland
Die Aufgabe der Fonds-Ratingagentur Morningstar ist es, leicht zugängliche Informationen und Anwendungen anzubieten um den Anlegern eine objektive Hilfe zu den mehr als 6.000 in Deutschland zugelassen Fonds zu geben. Als Teil des europäischen Netzes lancierte Morningstar seine Dienste in Deutschland am 23.05.2001 unter www.morningstarfonds.de
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