Analyse
08:02 Uhr, 17.12.2025

THYSSENKRUPP NUCERA mit endgültigen Zahlen

Den Prognoseschock auf das neue Geschäftsjahr gab es bereits im November. Heute legt der Elektrolysespezialist Thyssenkrupp Nucera die endgültigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2024/25 vor.

Erwähnte Instrumente

  • thyssenkrupp nucera AG - WKN: NCA000 - ISIN: DE000NCA0001 - Kurs: 7,970 € (XETRA)

Warum ich kein Freund von Wasserstoffaktien bin, zeigte einmal mehr das Beispiel der Thyssenkrupp-Nucera-Aktie Ende November. Das Management musste eine Prognose ausgeben, die weit unter dem Marktkonsens ausgefallen ist. Mit etwas Glück steht auch im neuen Geschäftsjahr nur eine schwarze Null. Inzwischen stehen die endgültigen Zahlen für 2024/25 fest.

Thyssenkrupp Nucera hat das Geschäftsjahr 2024/2025 in einem schwierigen Marktumfeld mit einem leichten Gewinn abgeschlossen. Der Umsatz sank geringfügig auf 845 Mio. EUR nach 862 Mio. EUR im Vorjahr, das EBIT drehte von -14 Mio. EUR auf +2 Mio. EUR. Unterm Strich blieb ein Ergebnis nach Steuern von 5 Mio. EUR, das Ergebnis je Aktie lag bei 0,04 EUR nach 0,09 EUR im Vorjahr. Der Free Cashflow verbesserte sich deutlich von -78 Mio. EUR auf +11 Mio. EUR.

Die Kehrseite: Der Auftragseingang brach von 636 Mio. EUR auf 348 Mio. EUR ein, der Auftragsbestand schrumpfte von 1.127 Mio. EUR auf 606 Mio. EUR. Verantwortlich ist vor allem das schwache Umfeld für grünen Wasserstoff, das 2024/25 spürbar auf neuen Projekten lastete.

Chlor-Alkali: Stabiles Zugpferd mit starkem Servicegeschäft

Im Chlor-Alkali-Segment (CA) zeigt sich der Konzern als verlässlicher Cash-Generator. Der Umsatz stieg um 14 % auf 386 Mio. EUR, der Auftragseingang legte um 15 % auf 322 Mio. EUR zu. Treiber ist klar das Servicegeschäft, dessen Auftragseingang von 196 Mio. EUR auf 241 Mio. EUR zulegte. Das Neubaugeschäft blieb mit 80 Mio. EUR weitgehend stabil.

Das EBIT im CA-Segment lag mit 58 Mio. EUR knapp unter dem Vorjahreswert von 62 Mio. EUR, begründet mit Einmaleffekten im Vorjahr und einer entsprechend niedrigeren Bruttomarge. Der Auftragsbestand im CA-Bereich ging von 421 Mio. EUR auf 347 Mio. EUR zurück, bleibt aber solide. Regional dominieren Mitteleuropa, der Nahe Osten und die USA als Kernmärkte.

Aus Anlegerperspektive ist CA damit der berechenbare Anker im Konzern: guter Serviceanteil, wiederkehrende Erlöse und ordentliche Profitabilität.


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Grüner Wasserstoff: Umsatz noch hoch, Pipeline ausgedünnt

Im Segment Grüner Wasserstoff (gH2) zeigt sich das zyklische Gesicht der Branche. Der Umsatz sank von 524 Mio. EUR auf 459 Mio. EUR. Wesentlicher Umsatztreiber war das Stegra-Projekt in Schweden, während das NEOM-Projekt aufgrund des hohen Fertigstellungsgrades weniger beisteuerte.

Das EBIT verbesserte sich von -76 Mio. EUR auf -56 Mio. EUR. Hier zahlt sich ein besserer Projektmix und die Professionalisierung der Projektabwicklung aus. Allerdings bricht die Nachfrage auf der Auftragseite deutlich weg: Der Auftragseingang stürzte von 356 Mio. EUR auf 26 Mio. EUR, der Auftragsbestand schrumpfte von 706 Mio. EUR auf 259 Mio. EUR. Neue Projekte, etwa eine FEED-Studie für ein 600-Megawatt-Projekt in der Schwerindustrie, sind wichtig, reichen aber kurzfristig nicht, um die Lücke zu schließen.

Die aktuell noch "guten" Umsätze beruhen vor allem auf dem Abarbeiten der Altpipeline, während die Neuaufträge im gH2-Bereich zeitversetzt nachkommen müssen. Das Risiko eines Umsatzlochs in den kommenden Jahren ist im Ausblick bereits klar adressiert.

Technologie- und Strategie-Update: Roadmap wird weiter abgearbeitet

Strategisch bleibt Thyssenkrupp Nucera klar zweigleisig unterwegs. Zum einen wird das CA-Geschäft technologisch weiterentwickelt. Mit den neuen Generationen der BM-Technologie und der verbesserten BiTAC-Technologie soll die Chlor-Alkali-Elektrolyse effizienter und energieärmer werden, was insbesondere in einem Umfeld hoher Energiekosten ein Wettbewerbsvorteil bleibt.

Zum anderen baut der Konzern sein gH2-Portfolio technologisch aus. Die Übernahme der modularen Hochdruckelektrolyse-Lösung von Green Hydrogen Systems erweitert das Portfolio um druckbasierte Systeme, die Wasserstoffproduktion bei bis zu 35 bar ermöglichen. Für industrielle Anwendungen, in denen verdichteter Wasserstoff benötigt wird, ist das ein relevanter Pluspunkt. Die F&E-Aufwendungen wurden in diesem Kontext leicht von 36 Mio. EUR auf 38 Mio. EUR erhöht.

Die Botschaft: Trotz kurzfristigem Gegenwind im Markt für grünen Wasserstoff hält das Management an der Entwicklungs-Roadmap fest und investiert weiter in Technologie, statt nur auf Kostensenkung zu setzen.

Ausblick 2025/26: Umsatzdelle vorprogrammiert

Der Ausblick auf 2025/26 ist im Kern keine Überraschung mehr. Die Bandbreiten für Auftragseingang, Umsatz und EBIT waren bereits im November kommuniziert worden, damals verbunden mit einer deutlichen Enttäuschung am Markt. Das Management bestätigte nun im Wesentlichen diese vorsichtigen Leitplanken.

Konkret rechnet Thyssenkrupp Nucera auf Konzernebene mit einem Auftragseingang von 350 Mio. bis 900 Mio. EUR nach 348 Mio. EUR im abgelaufenen Jahr sowie mit einem klaren Umsatzrückgang auf 500 Mio. bis 600 Mio. EUR nach 845 Mio. EUR. Das EBIT soll zwischen -30 Mio. und 0 Mio. EUR liegen, nach +2 Mio. EUR 2024/25. Die geringere Auslastung und das Abarbeiten eines deutlich geschrumpften Auftragsbestands drücken damit zunächst wieder auf die Profitabilität.

Segmentseitig wird im Chlor-Alkali-Bereich ein Umsatz von 320 Mio. bis 400 Mio. EUR nach 387 Mio. EUR und ein EBIT von 40 Mio. bis 65 Mio. EUR nach 58 Mio. EUR erwartet. Im Segment Grüner Wasserstoff plant das Management mit einem Umsatz von nur noch 150 Mio. bis 220 Mio. EUR nach 459 Mio. EUR, das EBIT soll zwischen -80 Mio. und -55 Mio. EUR liegen nach -56 Mio. EUR.

Fazit: Ich mache es kurz: Vor Wasserstoffaktien würde ich weiter einen großen Bogen machen. Neue Allzeittiefs der Thyssenkrupp-Nucera-Aktie im kommenden Jahr würden mich nicht überraschen.

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6 Kommentare

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  • mkgeld
    mkgeld

    sehe für Wasserstoff keine Zukunft. Öl und Gas werden aktuell immer billiger und von der Energieeffizienz totaler Schwachsinn. Aber Hauptsache es gibt genug Subventionen auf Steuerzahlers Kosten.

    09:33 Uhr, 17.12.
  • medusa
    medusa

    Erinnere mich noch dunkel, dass schon das IPO etwas schwierig war. Der Ausgabepreis war wohl ursprünglich höher als 20,- geplant. Der erste Kurs von (afair) 20,21 würde dann auf der Bühne mit bitterem Lächeln und gequälter Freude beklatscht. Der H2-Hype war da schon längst vorbei.
    Trotzdem habe ich für die Aktie langfristig Hoffnung (zumindest für ca. 12,- bis 15,-)

    09:01 Uhr, 17.12.
    4 Antworten anzeigen