Threadneedle - Investmentstrategie Mai
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In den letzten Wochen ist es sowohl beim Wirtschaftswachstum als auch bei den Unternehmensgewinnen und beim Kaufinteresse an Risikopapieren ganz eindeutig zu einer Trendwende gekommen. Die Verkaufswelle am Markt für Hochzinsanleihen von Anfang März 2005 markierte das Ende des Wechselverhältnisses von Risiko/Konjunkturerholung, das seit März 2003 intakt war. Die optimistischen Prognosen im Hinblick auf das Wirtschaftswachstum und die Gewinnmargen werden nun kräftig nach unten korrigiert werden müssen. Dies wiederum könnte zu einem leichten Rückgang der Erwartungen für weitere Zinserhöhungen sowohl in den USA als auch in Großbritannien führen. Es gibt eindeutige Anzeichen dafür, dass sich im Rahmen der US-Wirtschaft umfangreiche Überkapazitäten aufgebaut haben. Dies wird dazu beitragen, dass es zusätzlich zu höheren Ölpreisen und Leitzinsen zu einer deutlichen Abschwächung der Wachstumsraten auf Quartalsbasis kommt.
Unsere Prognosen für das Wachstum, die Unternehmensgewinne sowie die Leitzinsen liegen nach wie vor am unteren Ende der allgemeinen Marktschätzungen. Wir gehen in den nächsten Monaten von einer stärkeren Annäherung des breiten Marktes an unsere Prognosen aus.
Das oben beschriebene Umfeld hat grundlegende Auswirkungen auf die Art und Weise, wie unsere Portfolios in nächster Zeit strukturiert sein sollten. Da die Gewinnmargen auf historischen Hochs liegen, könnten die Unternehmensgewinne durchaus negativ überraschen. Teure Zykliker werden dabei abgestraft, preiswerte, stabile Wachstumstitel jedoch belohnt. Die Divergenz im Hinblick auf das KGV, die wir bereits seit einiger Zeit erwartet hatten, ist nun in Gang gekommen.
Bei unserem Branchenmodell haben wir einige wichtige Veränderungen vorgenommen. Nachdem wir die Segmente Pharma- und Konsumtitel im letzten Monat angehoben hatten, haben wir das letztgenannte Segment weiter auf ein neutrales Maß aufgestockt. Die Segmente Grundstoffindustrie und Industrie wurden von neutral auf untergewichtet reduziert. Der Bereich Rohstoffe wurde von übergewichtet auf neutral nach unten korrigiert. Gleichzeitig wurde das Segment Telekommunikationsdienstleistungen von untergewichtet auf neutral angehoben. Wir machen uns um die Zyklizität sehr große Sorgen - sei es nun im Konsumbereich oder im Industriesegment - und sind der Auffassung, dass die Erwartungen für die Gewinnmargen der Unternehmen im Jahre 2006 unrealistisch hoch sind.
Deshalb lautet die Botschaft für unsere Portfolios: Der von uns erwartete Wendepunkt ist nun eingetreten. Das Thema der letzten beiden Jahre, nämlich das Wechselverhältnis zwischen Risiko und Konjunkturerholung, ist nun ausgereizt. Unsere Portfolios sind in Erwartung einer solchen Entwicklung positioniert worden und sollten davon in den kommenden Monaten profitieren.
Was die Asset Allocation betrifft, so ist es schwierig, sich derzeit allzu stark für Aktien zu begeistern, da die Erwartungen für die Unternehmensgewinne unter Druck sind. Die Märkte sind schlicht und einfach nicht so billig wie sie scheinen. Da man jedoch erneut marktbreite Titel favorisiert, sollte dies die Indizes etwas absichern. Gleichzeitig sind Anleihen teuer, könnten jedoch von ihrem Status als „sicherer Hafen“ profitieren. Sowohl bei Aktien als auch bei Anleihen scheint es angemessen, sich auf defensivere, hochqualitative Papiere zu konzentrieren, insbesondere deshalb, da das Bewertungsniveau für diese Titel derzeit noch kein Aufgeld verlangt.
USA:
Niedrigeres Wachstum, höhere Inflation
Wir gehen nach wie vor von einer höheren Inflation als der Gesamtmarkt aus. Gleichzeitig liegen unsere Erwartungen für das Wirtschaftswachstum im Jahre 2005 unter den Einschätzungen des breiten Marktes. Unsere BIP-Wachstumsprognose von 3,25 Prozent deutet jedoch darauf hin, dass das Wachstum der US-Wirtschaft weiterhin auf dem langfristigen Trend liegen wird. Die allgemeinen Wachstumsprognosen werden mittlerweile zurückgenommen und nähern sich damit unserer Prognose an. Die niedrigeren Einzelhandelsumsätze deuten darauf hin, dass die Verbraucher die Preiserhöhungen, die viele US-Unternehmen durchzusetzen versuchen, nicht akzeptieren. Wir glauben, dass die Gewinnmargen unter einen Abwärtsdruck geraten, es sei denn, die inflationäre Entwicklung zieht wirklich an. Höhere Leitzinsen und ein niedriges Lohnwachstum stützen unsere relative Zurückhaltung beim Konsumwachstum. Falls China in Asien ein weiteres Jahr mit einem hohen Wachstum auslöst, könnte dies in den USA zu einer anhaltenden Konsumschwäche führen, da die Preise für Öl und Benzin hoch bleiben würden. Die jüngsten Inflationsdaten fielen höher als erwartet aus. Dies ermutigt uns, an unserer über der Marktmeinung liegenden Prognose festzuhalten, obwohl die Preisanstiege auf einem sehr dünnen Fundament ruhten.
US-Notenbank wird Leitzinsen weiter anheben
Eine höhere Inflation und ein niedrigeres Wachstum werden dafür sorgen, dass die USNotenbank die Zinsen bis zum Sommer weiter auf 3,25 Prozent anheben wird. Dann könnte sie eine Pause einlegen, um die Auswirkungen ihrer Zinsanhebungen auf die konjunkturelle Entwicklung einzuschätzen. Man geht davon aus, dass die US-Notenbank in der zweiten Jahreshälfte 2005 und Anfang 2006 weiterhin an ihrer Zinsanhebungsstrategie festhalten wird.
Prognose für Anleiherenditen etwas niedriger
Das sinkende Wachstum und eine mögliche Abschwächung des Inflationsdrucks in Verbindung mit einer potenziell hohen Nachfrage von Pensionsfonds und Versicherungsgesellschaften, die ihr Ungleichgewicht zwischen Einlagen und Verbindlichkeiten verringern möchten, werden den Anstieg der Anleiherenditen bei Papieren mit einer Laufzeit von 10 Jahren auf etwa 4,75 Prozent begrenzen.
Euroraum:
Daten zum Wirtschaftswachstum verschlechtern sich immer mehr
Die Unternehmensumfragen wie z.B. der IFO-Geschäftsklima-Index haben sich im letzten Quartal eingetrübt. Der Gesamtmarkt hat sich durch eine Rücknahme seiner Erwartungen nun unserer BIP-Prognose für 2005 in Höhe von 1,5 Prozent angepasst. Gleichzeitig sinken auch die Einzelhandelsumsätze. Dies ist die Folge eines schwachen Konsums, den wir auch in Großbritannien sowie - in geringerem Ausmaß – in den USA feststellen.
EZB wird die Leitzinsen in diesem Jahr nicht erhöhen
Trotz der warnenden Äußerungen von EZB-Mitgliedern, die ihre Besorgnisse um ein hartnäckig hohes Inflationsniveau und einen (in einigen Teilen Europas) starken Anstieg der Immobilienpreise zum Ausdruck bringen, gehen wir davon aus, dass die Leitzinsen im weiteren Jahresverlauf bei 2 Prozent bleiben werden und die Möglichkeit eines Anstiegs erst 2006 besteht. Die Inflation in Deutschland ist zuletzt deutlich gesunken. Dies wird wahrscheinlich dazu führen, dass die Kommentare seitens der EZB moderater ausfallen werden.
Politische Entwicklungen und der Euro
Aufgrund wichtiger Volksabstimmungen in Frankreich und den Niederlanden über die neue EU-Verfassung, die Ende Mai anstehen, könnte der EUR unter Kursschwankungen leiden, falls die Abstimmungsergebnisse negativ ausfallen. Wir halten nach wie vor an unserer Auffassung fest, dass der EUR gegenüber dem USD moderat ansteigen könnte. Darüber hinaus vertreten wir weiterhin die Meinung, dass die lang anhaltende Phase der USD-Schwäche, die wir in den letzten Jahren erlebt haben, möglicherweise zu Ende geht.
Anleiherenditen
In Übereinstimmung mit unseren Erwartungen für die USA und Großbritannien haben wir unsere Prognose für die Anleiherenditen im Euroraum um 0,25 Prozent auf 3,75 Prozent reduziert. Die anhaltenden Käufe von Pensionsfonds und Lebensversicherungen mit dem Ziel eines besseren Gleichgewichts zwischen Anlagen und Verbindlichkeiten werden Anleihen stützen. Dafür werden auch die Abschwächung des Wachstums und der Rückgang der inflationären Entwicklung sorgen.
Japan:
Beeindruckendes Wirtschaftswachstum wird anhalten
Wir gehen nach wie vor davon aus, dass das japanische Wirtschaftswachstum im Jahre 2005 über dem langfristigen Trend liegen wird. Außerdem erwarten wir, dass die Wertentwicklung gemessen an der jüngsten Entwicklung der Wirtschaft gut ausfallen wird. Der Konsum entwickelte sich im 1. Quartal erfreulich. Angesichts des schwächeren Wirtschaftswachstums in Europa und den USA stellt sich jedoch die Frage, in welchem Ausmaß eine gesunde Binnenkonjunktur die Wirtschaft in einem weltweit schwächeren Umfeld stützen kann.
Längerfristige Themen
Die demografische Entwicklung wird sich auf die Wirtschaft vorerst belastend auswirken. Es könnte aber sein, dass Produktivitätssteigerungen dazu beitragen, die im historischen Vergleich niedrigen Wachstumsraten ansteigen zu lassen.
Preise und Leitzinsen
Obwohl sich die Deflation abschwächt, ist sie noch nicht vollständig verschwunden. Die japanische Notenbank hat keine Eile, von ihrer Nullzinspolitik abzurücken. Die Anleiherenditen haben sich zum Jahresende hin gut entwickelt und die jüngste Abschaffung der Einlagensicherung könnte ihnen zugute gekommen sein. Deshalb haben wir unsere 10-jährige Anleihenrenditeprognose für 2005 von 2 auf 1,75 Prozent reduziert sowie für Ende 2006 von 2,5 auf 2 Prozent zurückgenommen. Dass wir aber weiterhin von steigenden Renditen ausgehen, trägt auch unserer Auffassung Rechnung, dass sich das Leitzinsniveau letztlich wieder normalisieren wird.
Quelle: Threadneedle
Die britische Fondsgesellschaft Threadneedle Investments wurde 1994 gegründet und zählt mit einem verwalteten Anlagevolumen von 86 Milliarden Euro - davon 18,8 Milliarden Euro in Publikumsfonds - zu den namhaftesten Investmentgesellschaften in Europa (Stand: 30.06.2004). Das gesamte Investmentteam, aber auch die Fonds verdienen sich Jahr für Jahr Höchstnoten von renommierten Rating-Agenturen.
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