Kommentar
15:25 Uhr, 20.09.2006

Thailand: Das Militär setzt Premierminister Thaksin ab

1. In den späten Stunden des gestrigen Abends fuhren die ersten Panzer in der thailändischen Hauptstadt ein. Sie sicherten ohne Blutvergießen die zentralen Institutionen der Regierung und die öffentliche Medienanstalten. Gegen Mitternacht erklärten nun der „Rat für Verwaltungsreformen“ – geführt vom Chef der Streitkräfte: General Sonthi Boonyaratkalin – den umstrittenen Premierminister Thaksin für abgesetzt. In den vergangenen Monaten wurden Korruptionsvorwürfe gegen Premierminister Thaksin lauter, der sich zu dem Zeitpunkt in New York aufhielt. Ihm wurde auch Machtmissbrauch vorgeworfen. Seine Popularität litt nach dem steuerfreien Verkauf seines Unternehmens an einer ausländischen Kapitalgesellschaft. Nach dem Sieg in den von der Opposition boykottierten Parlamentswahlen im vergangenen April wuchs die Unzufriedenheit der Bevölkerung.

Nach der Machtübernahme durch den „Rat“ wurde das Kriegsrecht verhängt. Das Parlament und das Verfassungsgericht wurden aufgelöst. Allerdings wurde die Treue zum Könighaus erklärt. König Bhumibol – der in der Bevölkerung als eine Institution anerkannt ist – bleibt Staatsoberhaupt.

2. Premierminister Thaksin versuchte aus New York, den Notstand zu verhängen, und entließ kurzfristig Armee-Chef Sonthi. Dieser Versuch Thaksin blieb bisher ohne Folgen, denn es kam während der vergangenen Stunden zu keinem Widerstand. Die Generäle um den „Rat“ haben die Lage in Bangkok und in den Ballungsgebieten ohne Blutvergießen unter ihre Kontrolle gebracht. Wir rechnen in den nächsten Tagen mit einer langsamen Rückkehr zur Normalität. Der „Rat für Verwaltungsreformen“ sicherte eine baldige Rückgabe der Macht an die Bevölkerung zu. Wir rechnen mit Neuwahlen in der zweiten Jahreshälfte 2007.

3. Der Kurs des thailändischen Baht (THB) gab während der Abendstunden deutlich nach, bevor er sich dann bei rund 37,75 USD-THB stabilisierte. Die thailändische Zentralbank hat jegliche Interventionen am Devisenmarkt dementiert. Die lokalen Kapitalmärkte werden vorübergehend geschlossen bleiben. Nach der Wiederaufnahme des Handels ist eine höhere Volatilität zu erwarten. Wir rechnen allerdings nicht mit deutlichen Kursabschläge bei den thailändischen Aktien und am Rentenmarkt. Voraussetzung dafür ist eine rasche Rückkehr zur Normalität. Obwohl der Ausblick für die thailändische Wirtschaft noch mit einer großen Unsicherheit behaftet ist, rechnen wir mit keiner dramatischen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage. Die Rating-Agenturen Fitch (BBB+) und Standard and Poor’s (BBB+) haben das Rating für Thailand mit einem negativen credit watch versehen. Dies bedeutet, dass eine Herunterstufung vorgenommen werden kann, wenn es zu einer Fortsetzung der Unsicherheit kommen sollte. Moody’s (Baa1) hat noch keine offizielle Änderung des Rating-Ausblicks vorgenommen. Die Bonität des Landes hat sich seit der Asien-Krise deutlich verbessert. Die externe Liquiditätssituation – mit einem Reservestand von rund 60 Mrd. USD bei einer Außenverschuldung von nur 57 Mrd. USD – ist mehr als zufriedenstellend.

4. Auch hinsichtlich der Frage nach einer Ausweitung der Unsicherheit auf die anderen Märkte der Region können wir Entwarnung geben: Die wirtschaftliche Lage der asiatischen Ländern hat sich im Vergleich zu der Zeit während der Asien-Krise deutlich verbessert. Während kurzfristig negative Auswirkungen auf die andere Börsenplätze der Region wahrscheinlich sind, sollte sich die Lage mittelfristig entspannen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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