Terrorangst ohne Wirkung auf die Kapitalmärkte
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Terroranschläge hinterlassen an den Kapitalmärkten keine nennenswerten Spuren. Die US-Notenbank macht eine Pause im Zinserhöhungszyklus. Die Konjunktur im Euroraum gewinnt immer stärker an Fahrt. Die Aufmerksamkeit richtet sich in dieser Woche vor allem auf die Preisdaten aus den USA.
Terrorangst ohne Wirkung auf die Kapitalmärkte
Der Schreck saß zwar tief, hielt aber nicht lange an. Nachdem am Donnerstag bekannt wurde, dass die britische Polizei Terroranschläge auf Passagierflugzeuge in Richtung USA vereitelt hatte, zuckten die Kapitalmärkte nur kurz zusammen. Bereits im Lauf des Tages kehrte indes wieder business as usual unter den Marktteilnehmern ein. Dies mag damit zusammenhängen, dass inzwischen ein gewisser Gewöhnungseffekt in Zusammenhang mit Terrorgefahren eingekehrt ist also bereits eine Risikoprämie einkalkuliert ist. Es handelt sich um ein Phänomen, welches bereits nach den Attentaten von London und Madrid zu beobachten war, als die Kapitalmarktreaktionen ebenfalls überschaubar waren. Dies dürfte auch darauf zurückzuführen sein, dass die wirtschaftlichen Folgen von solchen Anschlägen bislang immer begrenzt blieben. Staatsanleihen, die als sichere Anlageform normalerweise von wachsender Risikoscheu unter den Anlegern profitieren, mussten im Wochenverlauf Verluste hinnehmen. Die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen aus den USA und dem Euroraum zogen jeweils spürbar an, was den Anleihebesitzern nach mehreren freundlichen Wochen erstmals wieder Kursverluste bescherte.
Fed belässt die Zinsen bei 5,25 Prozent
Die Kursverluste an den Rentenmärkten kamen zustande, obwohl die US-Geldpolitik eigentlich für rentenmarktfreundliche Nachrichten sorgte. Wie von den meisten professionellen Marktauguren erwartet, haben die amerikanischen Währungshüter die als Leitzins fungierende Zielrate für die Fed Funds bei 5,25 Prozent belassen. Nach 17 Zinserhöhungen in Folge war dies die erste Fed-Sitzung ohne Zinsanhebung. Allerdings sendeten Bernanke und Co. kein eindeutiges Signal aus, ob der Zinserhöhungszyklus nur unterbrochen oder bereits beendet sei. Vieles deutet darauf, dass sich die Fed alle Optionen offen halten will. Die Notenbanker verweisen einerseits auf bestehende Inflationsrisiken, die weitere Zinsschritte nach oben notwendig machen könnten. Andererseits wird aber auch die konjunkturelle Abkühlung betont, die spätestens auf mittlere Sicht Entlastung an der Inflationsfront bringen dürfte. In der Zinspolitik scheint demnach alles möglich. Einen Freudensprung unter Rentenmarktteilnehmern löste dies allerdings nicht aus, wie der Kursverlauf in der vergangenen Woche zeigte.
Freundliche Konjunkturdaten aus dem Euroraum
Das Wirtschaftswachstum in den Ländern des Euroraums hat sich stärker beschleunigt als bislang angenommen. In Frankreich nahm die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal um 1,2 Prozent, in Italien um 0,5 Prozent, in Spanien um 0,8 Prozent und in Deutschland um 0,9 Prozent zu (jeweils gegenüber dem ersten Quartal 2006). Für den gesamten Euroraum resultiert daraus eine Steigerungsrate von 1,0 Prozent. Bei der in den Vereinigten Staaten gebräuchlichen Methode der Annualisierung d.h. das Quartalsergebnis wird aufs Jahr hochgerechnet ergibt dies ein Wirtschaftswachstum von etwa vier Prozent. Der Euroraum liegt damit erstmals seit längerem in der wirtschaftlichen Dynamik vor den USA, wo die BIP-Zunahme im zweiten Quartal lediglich knapp drei Prozent betrug. In Deutschland kamen die Wachstumsimpulse dabei vorwiegend aus dem Bereich Bau- und Ausrüstungsinvestitionen. Damit löst die Binnennachfrage immer mehr die Exportnachfrage als wichtigsten Wachstumstreiber ab.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Europäische Zentralbank die Leitzinsen in diesem Jahr noch weiter strafft, ist noch einmal größer geworden. Wir sehen uns durch die zuletzt veröffentlichten Konjunktur- und Inflationszahlen in unserer Ansicht bestärkt, dass der EZB-Rat auf seinen Sitzungen im Oktober und Dezember den Hauptrefinanzierungssatz jeweils um 25 Basispunkte auf dann 3,5 Prozent erhöhen wird. Dies ist inzwischen auch weitgehend in den Geldmarktkursen eingepreist. Am Rentenmarkt setzt sich der Trend zur Kurvenverflachung fort. Der Renditeunterschied zwischen zweijährigen und zehnjährigen Staatspapieren liegt bei nur noch knapp 40 Basispunkten. Mit einer durchaus möglichen Renditesteigerung am langen Ende könnte jedoch auch hier wieder eine Gegenbewegung einsetzen.
Ausblick
Die größte Aufmerksamkeit dürfte in der laufenden Woche den Preisdaten aus den USA zukommen. Erzeuger- und Konsumentenpreisentwicklung könnten Aufschluss darüber geben, wohin die zinspolitische Reise der US-Notenbank in Zukunft gehen wird. Darüber hinaus werden mit dem Michigan-Index und dem Philly-Fed-Index wichtige Frühindikatoren für die US-Konjunktur bekannt gegeben. Schließlich dürften auch die Zahlen zur Industrieproduktion und der Kapazitätsauslastung von den Marktteilnehmern aufmerksam studiert werden. Im Euroraum erwartet uns dagegen eine eher datenarme Woche. Nach den BIP-Zahlen am Montag erwarten wir am Donnerstag noch die endgültigen Daten zur Juli-Inflation sowie zur Industrieproduktion im Juni.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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