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17:00 Uhr, 18.07.2002

Templeton Growth - Kommentar des Fondsmanagers

Wertentwicklung

Der Templeton Growth Fun (Euro) verlor im Juni in Fondswährung 9,2% an Wert, in US-Dollar 4,1%. Unter dem Strich war das eine enttäuschende Vorstellung, obwohl der Fonds damit weiterhin besser abschneidet als seine Benchmark, der MSCI World Index. Der Index gab in Euro 11,2% nach und 6,1% in USD. In den vergangenen zwölf Monaten fiel der Fonds in Fondswährung um 7,8%, während der Index ganze 17,8% abgab. In USD legte der Fonds im Betrachtungsjahr 2,2% zu, während der Index 8,6% verlor.

Marktsituation

Wenn Mai schon kein guter Monat war, so war Juni noch schlechter. Im letzten Monat haben wir die Schwäche des US-Dollars angesprochen sowie die damit verbundenen Risiken für die globalen Märkte. Im Juni fiel der Dollar gegenüber Euro und Japanischem Yen weiter ab. Das wirkt sich sowohl auf die Zinsen als auch auf die Wachstumsprognosen für beide Regionen aus. Die Folgen für die einzelnen Aktien sind ganz unterschiedlich. Generell gilt jedoch, dass sich die Untergewichtung des US-Marktes gegenüber den europäischen und asiatischen Märkten im Fonds weiterhin positiv niederschlägt - insbesondere nach der Nachricht vom Bilanzbetrug bei WorldCom. Auf dem Markt herrscht so viel Furcht und Unsicherheit, dass die Investoren beim ersten Hinweis auf Unregelmäßigkeiten oder enttäuschende Gewinne grundsätzlich erst verkaufen und dann Fragen stellen. Im kurzfristigen Bereich steigt dadurch das Risiko, doch langfristig bieten sich unter Umständen interessante Chancen.

Besonders kläglich hat sich der NASDAQ entwickelt, der in den vergangenen zwölf Monaten rund 24% verloren hat. Doch auch die breiteren Indizes haben Einbußen erlitten. Der Rückgang des S&P500 um 13,5% stellte die schlechteste Entwicklung eines ersten Halbjahres in 30 Jahren dar. Auch die europäischen Börsen kamen nicht ungeschoren davon. Die Hiobsbotschaften aus dem Telekommunikationssektor reißen nicht ab. Sinkende Nachfrage und Bilanzen mit übermäßig hohem Fremdkapitalanteil sind eine gefährliche Kombination. Überraschend kam es Ende des Monats zu Spekulationen über eine Verstaatlichung von France Telecom. Auch der europäische Versicherungssektor hatte zu kämpfen. Die Schwäche der Aktienmärkte führte dort zu Kapitalsorgen. Asien erlebte ebenfalls einen schlechten Monat. Das lag weniger an bestimmten Unternehmen, sondern eher an den wachsenden Bedenken in Bezug auf die weitere Entwicklung des globalen Wachstums. In Lateinamerika ist Brasilien erneut zum potenziellen Krisenherd geworden. Ursache dafür ist die Schuldensituation und Unsicherheiten im Hinblick auf die Wahlen.

Die Volatilität war besonders stark. Es kam zu außergewöhnlichen Intraday-Bewegungen - nicht nur bei einzelnen Aktien, sondern auch bei ganzen Märkten. Wie bereits in der Vergangenheit dargelegt, kann der geduldige, langfristig orientierte Anleger von solchen Bewegungen profitieren. Kurzfristig bleiben die Aussichten mehr als unsicher. Unter den Marktkommentatoren setzt sich vermehrt die Ansicht durch, dass es im Sommer zu einer Kurserholung kommen dürfte, doch bislang galt einhellig die Devise "long and wrong". Wir greifen solchen Ereignissen nicht vor, doch wir nutzen den gegenwärtigen Pessimismus und die Angst, um Positionen in Aktien einzugehen, die beim Anleger in Ungnade gefallen sind.

Die Spitzenreiter des vergangenen Monats

Acht der zehn Spitzenreiter im Juni waren europäische Aktien. Aus den USA kam lediglich der amerikanische Papierproduzent Bowater auf die Hitliste, der von der Dollarschwäche profitierte. Drei der acht europäischen Spitzenwerte waren Versorgungsunternehmen - EoN aus Deutschland, Iberdola aus Spanien und Electrabel aus Belgien. Zwei weitere waren Ölgesellschaften - Shell Transport & Trading aus Großbritannien und ENI aus Italien. Der Investor sucht die Sicherheit solider Bilanzen und attraktive Dividendenrenditen. Interessant ist, dass die zehn Spitzenreiter vom Juni im Durchschnitt eine Dividendenrendite von über 4% aufwiesen.

Die Schlusslichter des vergangenen Monats

Drei der schlechtesten Performer im Juni waren Software-Unternehmen. In allen drei Fällen stiegen wir im Juni ein und nutzten die extreme Schwäche, um Positionen aufzubauen. Wir können nicht behaupten, dass der Technologiesektor insgesamt billig ist oder man hier im größeren Stil engagiert sein sollte. Die Software-Aktien haben sich jedoch im Vergleich besonders schlecht entwickelt und die Bewertungen sind durchaus reizvoll. Im Fonds befinden sich bislang drei Software-Aktien, doch der Anteil am Fondsvolumen ist mit insgesamt ca. 2% gering und wird wohl auch nicht wesentlich steigen. Wir haben erlebt, wie diese Aktien wahllos abgestoßen wurden bis auf nach jedem Bewertungskriterium niedrigste Niveaus. Bei diesen Aktien ist die Gruppe noch aktiv, sodass die Veröffentlichung konkreter Namen vorerst zurückgestellt werden muss.

Extrem schlecht entwickelte sich im Juni die britische Bank Abbey National infolge einer erneuten Gewinnwarnung. Das Unternehmen gehört zu den größten Hypothekenkreditgebern Großbritanniens, ist im Gruppenvergleich mit Abschlag zu haben und bietet eine Rendite von knapp 7%. Es hat insbesondere im Großkundengeschäft mit kurzfristigen Schwierigkeiten zu kämpfen sowie mit Problemen in der Lebensversicherungssparte. Diese sind im Rating bereits berücksichtigt. Infolgedessen haben wir gekauft.

Im Bereich Telekommunikation zeigt AT&T Wireless weiterhin unterdurchschnittliche Werte. Wir haben unsere Position weiter ausgebaut. Manchmal greift man auf diesen Märkten zwar "in ein fallendes Messer", doch die Bodenbildung ist eben für einzelne Aktien kaum exakt zu ermitteln - geschweige denn für ganze Märkte. Außerdem entspricht es exakt unserer Kaufdisziplin und Anlagephilosophie, in Zeiten wie diesen Aktien zu ordern, die keiner haben will.

Der Name WorldCom müsste bereits aus früheren Berichten bekannt sein. Unsere ursprüngliche Analyse war falsch. Der Umsatzdruck in der Branche ist stärker, als wir angenommen hatten. Glücklicherweise hatte ich mich in diesem Fall entschlossen, unsere Position Anfang Juni aufzulösen - eine ganze Weile vor der Aufdeckung des Bilanzbetrugs.

Strategie und Aktivität

Auf Verkaufsseite haben wir Aktien von Procter & Gamble und Kraft Foods abgestoßen. Diese Unternehmen sind mittlerweile in Relation zu ihren langfristigen Wachstumsaussichten hoch eingestuft, da sie dem Anleger berechenbare Ertragsströme in unberechenbaren Märkten bieten. Teil unserer Disziplin ist der Verkauf von Aktien, die vom Markt neu bewertet wurden. Der Verkauf von Konsumgüter-Aktien und der Kauf von Software- und Mobilfunk-Werten bedingt eine Veränderung des Risikoprofils des Fonds. Wir befinden uns jedoch noch ganz am Anfang einer allmählichen Umgewichtung des Portfolios, die sich entsprechend der Bewertungen im Laufe der Zeit vollziehen wird. Wir verkaufen Aktien, die teuer sind und hoch im Kurs stehen und kaufen solche, die wenig gefragt und unterbewertet sind. Der Fonds bleibt schwerpunktmäßig gewichtet auf Versorgungsunternehmen, dauerhafte Konsumgüter, Ölaktien und sonstige Werte mit starken Cashflows und soliden Bilanzen. Barbestände und Festverzinsliche stellen einen relativ hohen Anteil. Sie kommen zum Einsatz, wenn die Bewertungen attraktiv genug sind. Insgesamt behält der Fonds im Verhältnis zum Markt eine eher defensive Haltung bei. Wir suchen zwar nach Werten in Sektoren mit unterdurchschnittlicher Wertentwicklung, doch wir bleiben dabei ausgesprochen wählerisch und vorsichtig.

In Deutschland haben wir in der letzten Woche des Betrachtungsmonats eine neue Position in Münchener Rück eröffnet. Die Bilanz des Unternehmens wurde mit AAA bewertet. Außerdem zählt es zu den höchstkapitalisierten Versicherungsgesellschaften der Welt und profitiert von steigenden Zinsen. Der Kapitalüberschuss liegt bei 10 Mrd. Euro. Der Kurs war niedrig. Das war teils auf die Schwäche des gesamten Sektors zurückzuführen, insbesondere jedoch darauf, dass die Deutsche Bank ihre verbleibenden Anteile verkauft hat.

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