Technologieaktien ziehen Märkte ins Minus
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In der letzten Woche notierten die US-Aktienmärkte im Minus, da Anleger offenbar auf negative Nachrichten hochkarätiger Unternehmen reagierten und die positiven Ergebnisse im Wesentlichen ignorierten. Der NASDAQ Composite Index führte die Liste der Verlierer an, denn insbesondere die Gewinnzahlen aus der Technologiebranche sorgten für Enttäuschung: Sowohl eBay als auch Quallcomm räumten ein, dass ihre Ergebnisse wohl nicht mit den Erwartungen werden Schritt halten können. Zusätzlich enttäuschten die Zahlen von Ford und AT&T. Insgesamt befürchten Anleger, dass das Gewinnwachstum im vierten Quartal 2004 hinter den Erwartungen zurückbleiben könnte. Darüber hinaus trübten die späte Preisrallye am Ölmarkt, schwache Umfrageergebnisse der Notenbank von Philadelphia (Phily-Fed) sowie das rückläufige Verbrauchervertrauen die Stimmung.
Nach schwachem Start in die Berichtssaison gingen japanische Aktien auf Talfahrt. Sony brach um 5% ein, nachdem das Unternehmen zuvor den operativen Gewinn für das Gesamtjahr sowie die Umsatzprognose nach unten korrigiert hatte. Für Unruhe hinsichtlich des Ausblicks japanischer Technologieunternehmen sorgten zudem schwache US-Gewinnzahlen. Einen Dämpfer erhielt der Ausblick für die japanische Exportnachfrage durch den Rückgang der Phily-Fed-Umfrage und die Umfrage der Universität von Michigan zum Verbrauchervertrauen. Der Nikkei büßte 1,8% ein, während der stärker binnenwirtschaftlich orientierte Topix ein Minus von 1,3% einstecken musste.
Nachlassendes Gewinnwachstum beeinträchtigte auch die europäischen Aktienmärkte. Nokia verloren 5,9%, nachdem die Erwartungen bezüglich der in dieser Woche anstehenden Gewinnvorlage nach unten korrigiert worden waren. Gewinnberichte aus den USA und Japan drückten auf die Stimmung an den Märkten, gleichwohl konnten sich die Indizes hier besser behaupten als an anderen Märkten der Industrieländer.
In Großbritannien setzte der FTSE Small Cap Index seine Outperformance gegenüber dem FTSE 100 mit einem Anstieg von 1,5% in der letzten Woche fort. So litt der Standardwerteindex unter dem zunehmenden Pessimismus mit Blick auf das weltweite Gewinnwachstum.
In der um einen Feiertag verkürzten Handelswoche schlossen die meisten Aktienmärkte in der Region Asien-Pazifik im Minus. Die Ausnahme von der Regel war erneut Korea, das dank des anhaltenden Optimismus im Fahrwasser der starken Gewinnzahlen von Samsung aus der letzten Woche 1,6% höher schloss.
In der Region Lateinamerika fiel der brasilianische Bovespa-Index um 4,4%, nachdem die Zentralbank die Leitzinsen den fünften Monat in Folge auf nunmehr 18,25% angehoben hatte. Ziel dieser Maßnahme ist es, die Inflation von derzeit 7,6% auf 5,1% bis zum Jahresende zu drücken.
Nach unten wies an den Staatsanleihemärkten die Richtung für die Renditen von US-Treasuries. Auslöser war der plötzliche Inflationsrückgang im Dezember. Schwache Konjunkturdaten wie die Umfragen der Phily-Fed und die zum Verbrauchervertrauen stützten die Rentenmärkte. Gleichzeitig ging aus den TIC-Daten hervor, dass der Kapitalzufluss in die USA im November zugelegt und damit die Nachfrage nach US-Treasuries beflügelt hat. Die TIC-Daten geben Aufschluss über den Nettokapitalzufluss in die USA.
An den Devisenmärkten baute der US-Dollar seine jüngste Rallye aus. Er durchbrach die Marke von 1,30 zum Euro und schloss auf dem höchsten Stand seit zwei Monaten. Gebremst wurde der Anstieg, nachdem es dem Greenback nicht gelang, zentrale Widerstände zu durchbrechen. Der Chef der japanischen Notenbank Fukui deutete an, dass Japan dem Ruf Europas nach stärkeren asiatischen Währungen nicht nachkommen werde, was den Anstieg des Yen zum Erliegen brachte. In der nächsten Zeit dürften die Märkte empfindlich auf Äußerungen aus der Politik reagieren, denn das nächste G7-Treffen steht bevor.
Trotz der wieder aufgefüllten Lager verteuerte sich Öl in der letzten Woche an den Rohstoffmärkten. Schneestürme lassen die Ölnachfrage in den USA steigen, und auch in dieser Woche sollen sich die arktischen Temperaturen fortsetzen. Auch Kupfer verteuerte sich weiter. Der Grund sind abschmelzende Vorräte sowie Prognosen, dass die Nachfrage aus den USA und China die aktuellen Produktionskapazitäten übersteigen wird.
Wir erwarten für 2005 eine Abschwächung des US-Wachstums auf Trendwachstum
Die verhalteneren US-Umfrageergebnisse sollten all jenen als Warnung dienen, die den Wiederanstieg der US-Konjunktur zum Ende letzten Jahres zu stark in die Zukunft fortgeschrieben haben. So wiesen wir in der zweiten Hälfte des letzten Jahres darauf hin, dass die günstigeren Zinserwartungen und Ölpreise automatisch stabilisierend auf die Wirtschaft wirken, sobald die Wachstumsängste zunehmen. Das neue Jahr aber zeigt, dass diese Art der Stabilisierung auch in die entgegengesetzte Richtung arbeiten kann. So nimmt der Ton der Fed an Schärfe zu, und der Ölpreis klettert langsam aber sicher wieder in Richtung auf die 50 US-Dollar-Marke. Zwar ist eine Phase mit unter dem Trend liegendem Wachstum in der ersten Jahreshälfte weniger wahrscheinlich, wir bleiben aber dabei, dass sich die US-Wirtschaft in diesem Jahr wohl auf Trendwachstum abschwächen wird.
Vorherrschendes Thema in 2005: mögliche Enttäuschungen auf der Gewinnseite
Mit Beginn der Berichtssaison sind Anleger offenbar nur zögerlich bereit, US-Unternehmen für besser als erwartete Zahlen mit Kursgewinnen zu belohnen. Inzwischen haben 117 der im S&P 500 gelisteten Unternehmen (allen voran Technologie- und Finanzfirmen) ihre Zahlen mit besser als prognostizierten Gewinnen vorgelegt, der Index aber hat trotzdem an Boden verloren. Hieraus könnte man schließen, dass in der starken Endphase von 2004 die Erwartungen der Anleger über die der Analysten hinausgeschossen sind. Angesichts von operativen Margen, die ihren Zyklushöhepunkt erreicht haben dürften, und nachlassender Umsatzzuwächse dürfte die Möglichkeit, dass es vermehrt zu Enttäuschungen auf der Gewinnseite kommt, eines der zentralen Themen in diesem Jahr sein.
Quelle: Merrill Lynch Investment Managers (MLIM)
Merrill Lynch Investment Managers (MLIM) wurde 1976 gegründet und ist mittlerweile eine der größten Investmentfirmen der Welt. Das verwaltete Vermögen beträgt rund 500 Mrd. US-Dollar (per 31. Dezember 2003). Als das Tochterunternehmen für Vermögensverwaltung von Merrill Lynch verfügt MLIM über eine breite Auswahl an prämierten Anlagefonds und umfassenden Einblick in die Märkte.
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