Kommentar
10:14 Uhr, 26.04.2022

Technologieaktien: Ist die Verkaufspanik erreicht?

Das Marktumfeld ist schwierig. Dem Gesamtmarkt geht es im Vergleich zum Technologiesektor jedoch noch gut. Findet die Underperformance ein Ende?

Für Technologieaktien war die vergangene Woche keine einfache. Netflix machte am meisten Schlagzeilen. Der Wochenverlust lag bei 37 %. In diesem Jahr hat die Aktie bisher zwei Drittel an Wert verloren. Netflix war jedoch nicht die einzige Aktie im Technologieindex Nasdaq 100, die stark verlor. PayPal verlor 16 %, Meta mehr als 12 % und Zoom fast 10 %.

Die Verluste türmen sich auf, nachdem viele Aktien bereits ein bis zwei Drittel an Wert eingebüßt haben. Nach einer schlimmen Woche, einem bisher richtig schlechten Jahr und einer Underperformance gegenüber dem breiten Markt seit mehr als einem Jahr fragt man sich, ob die schlechte Performance bald ein Ende findet.

Generell gilt für Technologieaktien, dass sie den breiten Markt schlagen. Die Outperformance begann bereits vor fast 100 Jahren und hält seither an (Grafik 1). Während der Gesamtmarkt mit ungefähr 7 % pro Jahr stieg, waren es bei Technologieaktien 8,5 %. Der Unterschied wirkt klein, doch über viele Jahre ergibt sich ein erheblich höheres Vermögen. Wer zu Beginn der Datenreihe 100 Euro in den Gesamtmarkt investierte, hat heute 67.000 Euro. Bei Technologieaktien sind 264.000 Euro zusammengekommen.

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Technologieaktien sind langfristig zwar Outperformer, doch sie neigen auch zu Übertreibungen. Das war nicht nur zur Jahrtausendwende der Fall, sondern auch Ende der 60er Jahre (Grafik 2). Seit 2013 haben Technologieaktien den Gesamtmarkt mit zunehmenden Tempo outperformt. Auf Dauer ist dieser fast senkrechte Anstieg nicht nachhaltig.

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Obwohl nun Aktien von Netflix, Zoom oder Meta (Facebook) zum Teil deutlich mehr als 50 % unter ihren Allzeithochs stehen, ist der gesamte Technologiesektor noch lange nicht an einem unteren Wendepunkt angelangt. Vergleicht man die relative Entwicklung und den Abbau früherer Übertreibungen, bleibt noch Luft nach unten.

Im Minimum müsste der Sektor gegenüber dem Gesamtmarkt weitere 19 % verlieren, wenn der Gesamtmarkt seitwärts tendiert. Im schlimmsten Fall, also einer ähnlichen Entwicklung wie nach dem Platzen der Dotcom-Blase, müsste es 45 % nach unten gehen. Dieses enorme Abwärtspotenzial passt nicht zu den Panikverkäufen. Diese sollten eher am Ende als am Anfang einer Bewegung stattfinden.

Ein Widerspruch ist es dennoch nicht. Immer noch halten sich Megacaps wie Apple vergleichsweise gut. Aufgrund der hohen Marktkapitalisierung halten sie den Sektor oben. Die Korrektur muss vor allem bei den Megacaps stattfinden. Wachstumswerte wie Zoom und sogar Netflix, welches kein Wachstumswert mehr ist, sind nun fair bewertet. Mit einem KGV von 20-25 liegen sie im Marktdurchschnitt.

Eine faire Bewertung bedeutet nicht, dass die Kurse nicht weiter fallen können. Oftmals werden Übertreibungen auf der Oberseite mit einer Übertreibung auf der Unterseite bestraft. Trotzdem gilt: Fundamental muss die Korrektur bei Megacaps stattfinden und nicht mehr bei Unternehmen in der zweiten und dritten Reihe.

Für den Gesamtmarkt muss eine fortgesetzte Unterperformance übrigens nicht automatisch schlecht sein. Selbst wenn Technologie underperformt, kann der Gesamtmarkt steigen. Das war z.B. von 1984 bis 1992 der Fall (Grafik 3).

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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