Kommentar
11:20 Uhr, 23.07.2007

Taiwan – Von China (indirekt) profitieren

Taiwans Volkswirtschaft und Finanzmärkte können besonders stark von der hohen Dynamik Chinas profitieren. Hierfür spricht die diversifizierte Industriestruktur ebenso, wie das höhere Qualifikationsniveau der Beschäftigten. Zusammen mit den bereits sehr hohen Direktinvestitionen in China ergbibt sich hieraus eine wettbewerbsfähige Position der taiwanesischen Produzenten. In den letzten Monaten wurde diese grundsätzlich positive Position Taiwans aber immer wieder durch politische Unsicherheit auf der einen Seite und Spekulationen über protektionistische Tendenzen auf der anderen Seite in den Hintergrund gedrängt. Bis zu den Parlamentswahlen im Dezember können insbesondere politische Faktoren weiterhin zeitweise die Finanzmärkte belasten. Gleichwohl deutet sich eine konjunkturelle Wende an, die nach den Wahlen durch strukturelle Veränderungen untermauert werden könnte.

Bislang basierte die Konjunkturdynamik vor allem auf dem Export. In der zweiten Jahreshälfte rechnen wir mit einer langsamen Erholung des Privaten Verbrauch. Die Impulse sollten aus einer nachlassenden Belastung der privaten Haushalte durch Konsumentenkredite sowie einer verbesserten Einkommens- und Beschäftigungssituation resultieren. Die Arbeitslosenrate ist im letzten Jahr unter 4% gesunken, und wir erwarten einen weiteren Rückgang auf 3,7% im kommenden Jahr. Im Jahr 2002 belief sich die Arbeitslosenrate noch auf 5,2%. In einem deutlich höheren Konsum wird sich diese Entwicklung aber vermutlich erst dann niederschlagen, wenn die politische Unsicherheit nach den Wahlen Parlamentswahlen im Dezember erkennbar abnimmt. Insbesondere im Hinblick auf die Beziehungen mit China scheint eine breite Mehrheit der Bevölkerung eine Beibehaltung des Status quo zu präferieren. Politische Spannungen mit China haben wiederholt negative wirtschaftliche Effekte mit sich gebracht, so dass die Unternehmen und privaten Haushalte Taiwans politische Stabilität und Kontinuität bevorzugen. Auch die jetzige Regierungspartei scheint dies erkannt zu haben und hat ihre Rhetorik gegenüber Beijing gedämpft und einen eher pragmatischen Kandidaten für die Präsidentenwahl im März 2008 benannt. Vor diesem Hintergrund ist der Ausgang der Wahlen im Dezember und März kaum prognostizierbar.

Gleichwohl rechnen wir mit einer etwas weniger auf Konfrontation ausgerichteten Rhetorik, so dass die Konjunkturdynamik und die enge Verflechtung von Taiwan und China die Finanzmärkte wieder etwas freundlicher tendieren lassen sollten.

Quelle: cominvest

Die cominvest Asset Management GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main wurde im Jahr 2002 durch Zusammenlegung der inländischen Asset Management-Aktivitäten der Commerzbank AG gegründet und ist seitdem eine hundertprozentige Tochter der Commerzbank. Aktuell verwaltet sie 55 Milliarden Euro, wovon 44% auf Privatkunden und 56% auf institutionelle Investoren entfallen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf europäischen Aktien- und Rentenfonds.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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