Tag der Entscheidung für S&P500, Nasdaq und DAX rückt schnell näher – Investoren warten auf US-Inflationsdaten
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DerAXist weiterhin auf Höhenflug und hat am gestrigen Montag, 8. Mai einmal mehr an der 16.000er-Marke gekratzt. Für Rückenwind hatte die kurze Erholung bei den Aktien der US-Regionalbanken, also beim KBW Regional Banking Index gesorgt.
Die anfängliche Erholung hat aber keinerlei Sinn gemacht, absolut keinen Sinn. So hatte PacWest Bancorp am Freitagabend nach Börsenschluss in den USA angekündigt, die Quartalsdividende auf 0,01 Dollar je Aktie zusammenzustreichen. Daraufhin kam es zu einem Short Squeeze bei dem Papier und dem KBW Regional Banking Index insgesamt, weil das Institut knapp 30 Mio. Dollar pro Quartal an Dividende einspart und sich deswegen seine Lage verbessern soll.
Anfangs war die PacWest-Aktie daher um bis zu 33 Prozent nach oben geschossen, ehe Investoren offenbar noch einmal über die Meldung vom Freitagabend nachgedacht haben und die Aktie mit einem Kursplus von lediglich 3,7 Prozent aus dem Handel gegangen ist, also fast sämtliche Gewinne wieder abgegeben hat.
Gleichzeitig ist der KBW Regional Banking Index nach unten gedreht und hat dem Tag mit einem Kurseinbruch am 2,8 Prozent abgeschlossen, womit der Index nur noch knapp über dem 29-Monats-Tief liegt – und wahrscheinlich schon bald nach unten ausbrechen dürfte.
Das Zusammenstreichen der Dividende bei PacWest ist keineswegs ein Grund zur Erleichterung, sondern zeigt meiner Meinung nach vielmehr, dass die Hütte brennt. Das ist vielmehr ein starkes Warnsignal, dass die Einlagen abnehmen dürften.
Wenig erfreulich waren zudem die Nachrichten zur sogenannten „Senior Loan Officer Opinion Survey on Bank Lending Practices“ (SLOOS). Sie zeigt, dass die US-Banken ihre Standards für die Kreditvergabe weiter verschärft haben, während die Nachfrage nach Bankkrediten so schwach ist wie 2009. Das verschärft zweifellos das Risiko einer US-Rezession, nachdem das Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahrzehnte einzig und allein auf einer Schuldenexplosion bei Staat, privaten Haushalten und Unternehmen beruht hatte.
US-Indizes senden Warnsignale
Dass der S&P500 trotz des erneuten Kurseinbruchs beim KBW Regional Banking Index unverändert abgeschlossen hat, ist mehr als bemerkenswert, oder? Allerdings sind Investoren einmal mehr in die Schwergewichte unter den Tech-Werten geflüchtet, wie Tesla , NVIDIA , Amazon.com , Meta Platforms und Alphabet, was die Indizes gestützt hat.
Dabei senden einzelne Aktienindizes weiterhin Warnsignale. So hat der S&P500 Equal Weight Index, bei dem die 500 Unternehmen gleich gewichtet sind, also jedes ein Indexgewicht von 0,2 Prozent hat, um 0,2 Prozent nachgegeben, womit sich der Index allmählich dem Sechs-Monats-Tiefs nähert. Das zeigt die fehlende Marktbreite am Gesamtmarkt, während der S&P500 selbst durch die Schwergewichte, gerade die Top 10, nach oben getrieben worden ist.
Und es gibt noch ein weiteres Warnsignal: den Russell 2000 Index, also das Barometer für die Small Caps. Er hat gestern um 0,3 Prozent nachgegeben und nähert sich zusehends den Sechs-Monats-Tiefs. Die Unternehmen aus dem Small Cap-Index erzielen einen deutlich größeren Teil ihrer Umsätze in den USA, als die Firmen aus dem S&P500. Wenn also der Russell 2000 unter Druck ist, dann zeigt das, dass sich die Aussichten für die US-Wirtschaft weiter eintrüben, was zwangsläufig auch den S&P500 belasten würde, was aber durch die Rally bei den Schwergewichten kaschiert wird.
Zahlreiche Belastungsfaktoren für die Märkte…
Über die möglichen Risiko- und Belastungsfaktoren für S&P500, Nasdaq und DAX sprechen wir in jeder Sendung, die Faktoren sind: die Verschärfung der US-Bankenkrise, das zunehmende Risiko einer US-Rezession, der Abbau der Bilanzsumme der Fed durch das Auslaufenlassen von alten Anleihen (Quantitative Tightening, kurz QT), die bisherige Nicht-Erhöhung der US-Schuldenobergrenze, usw…
Und dennoch notieren S&P500 und Nasdaq in der Nähe der Acht-Monats-Hochs. Wahnsinn, oder? Meiner Meinung nach kann es dafür nur eine Erklärung geben: dass nämlich Investoren auf eine erneute massive QE-Gelddruckrunde der Fed wetten. Eine andere Erklärung kann ich nicht finden.
Insgesamt rückt der Tag der Entscheidung für S&P500, Nasdaq und DAX meiner Meinung nach aber schnell näher. Eigentlich sprechen viele Faktoren, wie die Verschärfung der US-Bankenkrise, oder die Kursschwäche beim Russell 2000 dafür, dass S&P500 und Nasdaq nach unten drehen sollten.
… und nur wenige Chancen
Auf der anderen Seite sollte man sich des „Risikos“ bewusst sein, dass es jederzeit Meldungen geben könnte, die für einen Ausbruch von S&P500 und Nasdaq – und damit des DAX - nach oben sorgen könnten, wie ein Short Selling-Verbot von US-Bankaktien, also ein Leerverkaufsverbot für US-Bankaktien. Das hat zwar schon 2008 einen Einbruch der US-Bankaktien nicht verhindern können, dennoch könnte es diesmal für eine kurze Stabilisierung der US-Bankaktien sorgen, was S&P500, Nasdaq und DAX kurz beflügeln könnte.
Oder die US-Politiker einigen sich überraschend auf eine Erhöhung der Schuldenobergrenze, zumindest auf eine kurzfristige. Auch das könnte für einen Kurssprung nach oben bei den US-Indizes sorgen.
Oder der Ölpreis bricht ein, was die Inflation dämpfen würde und damit Hoffnung schüren könnte, dass die Fed im zweiten Halbjahr – entgegen ihren bisherigen Ankündigungen – die Zinsen doch kräftig senken könnte. Auch das würde für neuen Rückenwind an den Aktienmärkten sorgen.
Warten auf US-Inflationsdaten
Umso wichtiger könnten die US-Inflationsdaten werden, die am morgigen Mittwoch 10. Mai um 14.30 Uhr veröffentlicht werden. So sollen die Verbraucherpreise im April um 0,4 Prozent gegenüber dem Vormonat steigen, zudem soll die Inflationsrate im Jahresvergleich stabil sein bei 5,0 Prozent.
Die Kernrate, also bereinigt um Nahrungsmittel und Energie, soll im Monatsvergleich bei 0,4 Prozent liegen, während sie im Jahresvergleich leicht zurückgehen soll auf 5,5 Prozent für April, nach 5,6 Prozent für März. Besser als erwartete Daten, gerade bei der Kernrate, sollten S&P500, Nasdaq und DAX nach oben treiben.
Um Donnerstag folgen um 14.30 die Daten zu den US-Produzentenpreisen. Sie sollen im April um 0,3 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen sein, im Jahresvergleich soll die Rate auf 2,5 Prozent zurückgehen, nach 2,7 Prozent für März.
Bei der Kernrate wird im Monatsvergleich ein Anstieg um 0,2 Prozent erwartet, sowie im Jahresvergleich ein leichter Rückgang auf 3,3 Prozent, nach 3,4 Prozent für März. Besser als erwartete Daten sollten die Aktienindizes beflügeln.
Meiner Meinung nach ist es völlig offen, ob es bei den Aktienindizes zu einem Ausbruch nach oben oder nach unten kommt. Vielleicht tendieren die Märkte seitwärts bis zum Verfallstag am Freitag, 19. Mai.
Ich werde jedenfalls die Lage genau im Auge behalten, auch jene bei den Zinsen für zehnjährige US-Anleihen, bei Euro-Dollar und dem Ölpreis und Sie in der Sendung „Euer Egmond“ präsentiert von BNP Paribas Zertifikate weiterhin auf dem Laufenden halten.
Und eines können Sie sich sicher sein: Falls ich einen Ausbruch nach unten erwarten sollte, werde ich das in der Sendung offen sagen, genauso wie ich das in den vergangenen Jahren immer getan habe.
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