Kommentar
14:27 Uhr, 21.01.2008

SZ-Euroland-Indikator: Stresstest in vollem Gange

1. Der SZ-Euroland-Indikator (SZEI) sinkt im Januar deutlich um rund 0,3 Prozentpunkte auf 2,80 %. Nach seinem jüngsten Zickzackkurs ist dies nun ein klares Signal für eine schwächer wachsende Wirtschaft des Euroraumes im ersten Halbjahr 2008. Wahrscheinlich ist zudem geworden, dass der Gesamtindikator im Frühjahr unter seinen Durchschnittswert von 2,3 % fällt. Denn keine der Komponenten des SZEI wirkt derzeit spürbar stützend, und Trendwenden sind noch nicht auszumachen. Der Stresstest für die Konjunktur ist also in vollem Gange; hoher Eurokurs und Ölpreis, Finanzmarkturbulenzen und US-amerikanische Rezessionsängste sind die zu meisternden Aufgaben.

2. In einer Zeit, in der die Konjunkturindikatoren einer nach dem anderen die Köpfe hängen lassen, ist es zunehmend schwierig, Positives zu sehen. Doch immer noch gibt es zwei Entwicklungen, die darauf hindeuten, dass die momentane Konjunkturschwäche sich noch 2008 ihrem Ende zuneigen könnte: Erstens ist das die Arbeitsmarktentwicklung. In Deutschland z.B. ist der Stellenindex der Bundesanstalt für Arbeit erst im Dezember auf ein neues Allzeithoch geklettert. Zweitens erreichen nach wie vor Großaufträge Euroland (vor allem im Schiff- oder im Flugzeugbau). So stiegen die Auftragseingänge der Eurozone sowohl im Oktober als auch (voraussichtlich) im November viel stärker, als man es in der aktuellen Problemphase hätte erwarten können (jeweils um über 2 % mom bzw. über 10 % yoy). Großaufträge sind zwar nicht unbedingt ein Zeichen für Konjunkturstärke (da sie struktureller Natur sein können), aber sie haben eine lange zeitliche Reichweite. Damit verfügt die Industrieproduktion derzeit über ein beruhigendes Sicherheitspolster.

3. Die laufende Jahresveränderungsrate der Industrieproduktion Eurolands als SZEI-Referenzreihe gibt (anders als momentan der SZEI) nach wie vor nur schleichend nach: Ihr Novemberwert beträgt 3,62 nach zuvor 3,64 Prozent. Zwar hatten wir schon früher mit einer deutlicheren Abschwächung der Industrieproduktion gerechnet und diese auch kommuniziert, doch behalten wir nach wie vor unsere Sichtweise bei und gehen davon aus, dass die Referenzreihe in den nächsten Monaten dem SZEI folgen und – zumindest vereinzelt – dann auch größere Rückgänge aufweisen wird.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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