Kommentar
15:58 Uhr, 06.05.2015

Swingtrading für Berufstätige auf dem Seziertisch Teil 2

In starken Trends leidet die Performance meines Swingtradings für Berufstätige. Zeit für eine Optimierung mittels Backtestings.

Nach der Bestandsaufnahme und der Strategiebeschreibung für die angepeilte Optimierung meines Swingtradings für Berufstätige im ersten Teil dieser Serie stelle ich heute erste konkrete Ergebnisse der Filterung mittels Wochenchart vor. Vorsichtige Schlüsse lassen sich daraus zwar schon ziehen, es ist aber noch viel Arbeit nötig bis zum letzten Feinschliff.

Zielsetzung

Mein gemütliches außerbörsliches Trading mit Aktien auf Sicht weniger Tage hat seine Schwächen in sehr starken Trends und bei sich langsam vollziehenden Trendwechseln.

Ich habe mich lange gegen Adaptionen der langfristig ja ertragreichen Strategie gewehrt. Da jede Hinzunahme eines weiteren Parameters das empfindsame Gefüge des Setups gewaltig zerbröseln kann. Es mag dann zwar in starken Trends besser laufen, setzt dann aber z.B. bei Trendwechseln viel zu spät auf die neue Seite.

Nobody is perfect sozusagen, nichts desto trotz war es speziell aufgrund sich häufender Verluste bei den Shorttrades Zeit Maßnahmen zu ergreifen.

Das neue Optimierungsziel zielt diesmal aber nicht auf den idealen Ausstieg. Was zweifellos mindestens die Hälfte der Miete ist. Sondern auf eine Erhöhung der Qualität (und damit wohl auch der Quantität) der Einstiegssignale.

Da Indikatoren & Co für mich als Markttechniker nicht in Frage kommen und lediglich zu phantastischen Überoptimierungen führen, wähle ich als nächsten logischen Schritt die Berücksichtigung des Wochencharts. Und zwar sowohl betrachtet einmal jede Aktie mit einem Signal im Tageschart für sich. Als auch indem ich einfach den Wochenchart des jeweiligen Index als Filter heranziehe.

Wochenchart der Aktien

Ein Longsignal im Tageschart ist nur dann gültig, wenn der dazugehörige Wochenchart nicht zweifelsfrei im Abwärtstrend ist. Das klingt zunächst vielleicht etwas schwammig, was ich damit meine ist: der Wochenchart muss zumindest den Ansatz einer Bodenbildung zeigen, auch in Seitwärtsphasen werden Longsignale nicht gefiltert. Der Wochenchart kann also durchaus übergeordnet einen Abwärtstrend zeigen, der Fokus liegt auf der jüngsten Entwicklung: hat sich ein tieferes Tief nicht durchsetzen können und sind Anzeichen von Entspannung sichtbar, dann ist im Tageschart ein Longeinstieg erlaubt. Nur wenn klar Tief auf Tief folgt, heißt es Finger weg von Longs.

Nach dieser Filterung blieben von 44 Trades im Testzeitraum noch 38 übrig. Wie bei diesem massiven Aufwärtstrend heuer erwartet blieben 7 von 19 Shortsignalen auf der Strecke. So weit so gut, nur: ein positiver Profit Faktor bei den Shorttrades gelingt mir trotzdem nicht, liegt mit 0,9 noch knapp im negativen Bereich. Die Trefferquote hat sich geringfügig erhöht, ein besseres Abschneiden verhindert die Filterung dreier Gewinntrades. Was nicht überkompensiert werden kann durch die Filterung so mancher Fehlsignale.

Die Details zu den einzelnen Signalen findet der interessierte Leser wieder in der Tabelle, die zum Download zur Verfügung steht.

Auf der Habenseite dieser Filterung steht eine sichtlich schönere Ertragskurve, mit einem deutlichen Hoch zuletzt, und der Drawdown im März fiel wesentlich schmerzloser aus.

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Also ein Fortschritt? Jein.

Zwar würde ich der Empfehlung sofort folgen und den Wochenchart der Aktie berücksichtigen für meine künftigen Trades. Wenn, und das ist ein gewichtiger Einwand, die Stichprobe größer wäre. Dafür dass heuer ein klarer Uptrend herrschte sind es nach meinem Geschmack immer noch zu viele Fehlsignale auf der Shortseite. Ich weiß jetzt aber noch nicht einmal wie sich dieser Filter in Seit- und Abwärtsphasen auswirkt. Daher muss ich den Zeitraum für diese Tests deutlich ausweiten.

Zur Veranschaulichung hier noch noch der Screenshot eines gefilterten Fehlsignals. Adidas produzierte im Tageschart am 12. März (blaue Ellipse im linken Chart) ein aggressives Verkaufsignal, ein potentielles tieferes Hoch mit günstigem Einstiegskurs.

Der Wochenchart rechts jedoch feierte zu diesem Zeitpunkt eine Bullenparty ohne dass Wolken am Horizont auch nur sichtbar wären.

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Wochenchart des Dax30

Nach diesem nicht eindeutigen Resultat war ich umso gespannter auf die Filterung der einzelnen Signale mithilfe des Wochencharts des Dax-Index. Sobald dieser keinen Zweifel an der jüngsten Trendrichtung zulässt, sind Gegensignale verboten.

Meine Erwartung war die Filterung der meisten für die Performance hinderlichen Shortsignale. Denn auch wenn Einzeltitel sich immer wieder mal gegen die allgemeine Tendenz stemmen können: hat der Index das Sagen, sollten Shortsignale in 2015 bisher kaum zum Zug gekommen sein.

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Und tatsächlich: von ursprünglich 19 Shortsignalen nach Frei Schnauze bleiben nach Berücksichtigung der Tendenz im zugehörigen Index lediglich 2 übrig. Die stammen von Anfang Januar, als der Dax noch kein neues Hoch markiert hatte, und wurden beide zu Verlusttrades.

Aber dann die Überraschung: am Ende habe ich sogar weniger Ertrag als mit der Filterung anhand des Wochencharts jeder einzelnen Aktie. Der Profit Faktor der Longtrades steigt zwar noch einmal auf 3,55. Aber schon der Blick auf die Ertragskurve zeigt: ein klarer Gewinner sieht anders aus.

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Ich könnte jetzt hergehen und einiges in die Ergebnisse reininterpretieren. Aber ich muss schon wie bei der Filterung zuvor rasch eingestehen: diese kleine Stichprobe ist schlicht nicht geeignet, um daraus solide, haltbare Rückschlüsse für meine tatsächliche Umsetzung in die Praxis zu ziehen.

Fazit

Die erhoffte Abkürzung, indem ich nur die letzten vier Monate und nur die Dax30-Signale heranziehe für die Optimierung, hat zu keinem eindeutigen Ergebnis für die praktische Umsetzung geführt. Tendenzen sind zwar erkennbar. Ich verkneife es mir aber noch, bereits einen Gewinner zu küren (oder alles beim Alten zu lassen).

Stattdessen werde ich noch einige Nächte in eine Verdopplung des Zeitraums investieren, welcher Seit- und Abwärtsphasen beinhalten muss. Ich denke von September 2014 weg führen die Tests schließlich zu verwertbaren Erkenntnisgewinnen.

In Teil 3 dieser Serie plane ich die Gegenüberstellung aller Erkenntnisse in einem Aufguss.

Viel Erfolg beim Trading!
Michael Hinterleitner
www.brokerdeal.de

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Über den Experten

Michael Hinterleitner
Michael Hinterleitner

Michael Hinterleitner ist seit 2006 Redakteur und Trader bei GodmodeTrader.

Bereits 1998 der Faszination Börse erlegen, wurde Trading neben dem Studium der Wirtschaftswissenschaften zu seiner Hauptbeschäftigung. Sein Fokus: Aktien. Neben der täglichen spannenden Jagd an den Börsen kam 2011 die Idee zu einem neuen Brokervergleich, der nicht nur einen detaillierten Blick hinter die Kulissen erlaubt, sondern auch handfeste Vorteile für Mitglieder bringt.

Als Mitbegründer der Vergleichsplattform BrokerDeal.de hat sich Michael Hinterleitner zum Ziel gesetzt, Licht in den Brokerdschungel zu bringen. Er erklärt, worauf es bei der Brokerwahl ankommt, welche Anbieter für welche Bedürfnisse Sinn macht und auf welche Unterschiede man bei den Produkten und der Ausführungsqualität achten sollte.

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