Kommentar
08:51 Uhr, 16.03.2007

Südkorea – Eine gute Basis auch für turbulente Zeiten

Eine kaum noch als Emerging Market zu bezeichnende Volkswirtschaft, ein sehr dynamisches Wachstumsumfeld und Finanzmärkte, die noch keine Überhitzungstenden-zen erkennen lassen, sind die Hauptkennzeichen Südkoreas in diesem Jahr. Das politische Umfeld wird durch die im Dezember herannahenden Präsidentschaftswahlen trubulenter. Allerdings rechnen wir trotz des zu erwartenden Wechsels an der Spitze des Staates nicht mit einer wirtschaftspolitischen Neuausrichtung. Gleichwohl sind insbesondere im Hinblick auf das Anziehen von ausländischen Direktinvestitionen neue Impulse notwendig. Auch in diesem Jahre erwarten wir, dass die südkoreanischen Unternehmen aktiver im Ausland expandieren als ausländische Unternehmen in Südkorea. Die Expansionsstrategie insbesondere in China erhöht nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der südkoreanischen Unternehmen, sondern Ermöglichkeit gleichzeitig das Erschließen neuer Märkte. Südkoreas Unternehmen konnten daher ihre Abhängigkeit von den Exportmärkten US und Japan in den letzten Jahren reduzieren. Da zudem die Konsumnachfrage in China staatlich gestützt wird, dürften südkoreanische Produzenten besonders davon profitieren. Wir rechnen daher auch für 2007/08 mit einer zweistelligen Wachstumsrate der Exporte.

Die binnenwirtschaftlichen Aussichten sind weniger aufgehellt, da die Geldpolitik dämpfend wirkt und die Regierung bislang noch keine expansiven finanzpolitischen Maßnahmen erkennen lässt. Konjunkturstabilisierend für die Wirtschaft wirkt daher insgesamt die Exportdynamik. Da das US-Konjunkturbild eine zunehmend robuste Verfassung zeigt, sind demnach die Risiken für Südkorea eher gering. Geldpolitische Impulse sind in Zuge einer vermutlich später beginnenden geldpolitischen Lockerung in den USA hingegen ebenfalls erst spät im Verlauf der zweiten Jahreshälfte zu erwarten. Anreize für Unternehmensinvestitionen resultieren daher vor allem aus der Exportentwicklung.

Währungsseitig rechnen wir mit einer Fortsetzung des Aufwertungstrends des Won. Die aktuelle Unterbrechung des Trends ist vor allem auf globale Unsicherheiten und schwächere Konjunkturdaten zurückzuführen. Die weitgehend ausgeglichene Leistungsbilanz und die Attraktivität für Aktienpositionen in Südkorea sprechen hingegen für eine Unterstützung des Won durch Kapitalzuflüsse. Vor diesem Hintergrund dürften verbale Interventionen nur eine kurzfristige Wirkung zeigen. Ein Risikofaktor bleibt neben dem an Intensität zunehmenden Wahlkampf vor allem der Konflikt mit Nordkorea. Obgleich bei den sogenannten Sechs-Parteien Gesprächen ein Kompromiss gefunden wurde, bleibt dessen Umsetzung unsicher. Allerdings rechnen wir auch bei einem politischen Wechsel nach den Präsidentschaftwahlen nicht damit, dass Südkorea stärker auf Konfrontationskurs geht. Es ist vielmehr eine noch engere Kooperation mit den USA zu erwarten. Das politische Risiko sollte daher insgesamt nicht den realwirtschaftlich positiven Ausblick überlagern.

Quelle: cominvest

Die cominvest Asset Management GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main wurde im Jahr 2002 durch Zusammenlegung der inländischen Asset Management-Aktivitäten der Commerzbank AG gegründet und ist seitdem eine hundertprozentige Tochter der Commerzbank. Aktuell verwaltet sie 55 Milliarden Euro, wovon 44% auf Privatkunden und 56% auf institutionelle Investoren entfallen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf europäischen Aktien- und Rentenfonds.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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