Kommentar
02:00 Uhr, 02.04.2008

Südafrikanischer Rand in Bedrängnis - Energiekrise und schwaches BIP belasten

Der südafrikanische Rand musste seit Jahresbeginn deutliche Kursabschläge gegenüber dem Euro und dem US-Dollar hinnehmen. EUR/ZAR kletterte um mehr als 25,0% auf 12,4724 in der Spitze nach oben, während USD/ZAR im Hoch die 8,1130 knackte und seit Anfang Januar über 18,0% im Plus liegt. Der Rand leidet zum einen an der Energiekrise in Südafrika, wo aufgrund von Versorgungsengpässen Energie rationiert werden muss, sowie an den sich parallel eintrübenden Wirtschaftsdaten, die einen deutlichen Rücksetzer beim heimischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) erwarten lassen. Generell schlecht für Hochzinswährungen sind zudem die sich ausweitenden Verluste an den internationalen Aktienmärkten, die zunehmende Sorge um die globale Konjunktur und die in diesem Zusammenhang gestiegene Risikoaversion der Anleger.

Die Republik Südafrika, immerhin Gastgeber der nächsten Fußball-Weltmeisterschaft im Jahre 2010, leidet unter einer chronischen Energieknappheit, die landesweit zu Stromabschaltungen führt und die Wirtschaft stark beeinträchtigt. Der akute Strommangel führte dabei auch zu massiven Problemen der Gold- und Platinminen. In vielen Bergwerken kam es im Januar zu einem totalen Produktionsstopp. In der Konsequenz ist damit zu rechnen, dass die südafrikanische Goldproduktion im ersten Quartal um 25 bis 30 Prozent zurückgehen wird. Trotz kräftig steigender Goldpreise kann Südafrika von dem Boom des Edelmetalls auch nicht mehr so wie früher profitieren. Die südafrikanischen Goldminen sind im internationalen Vergleich wenig profitabel und weisen eine schlechte Infrastruktur auf.

Das ganze Ausmaß der Stromengpässe verdeutlicht, dass der staatliche Energieversorger Eskom zuletzt einen Stopp aller Gebäudeprojekte verfügte, die die Größe eines normalen Einfamilienhauses überschreiten. Zukünftig ist für die Genehmigung von Bauprojekten in Südafrika eine von Eskom ausgestellte „Unbedenklichkeitsbescheinigung“ Bedingung, die nachweist, dass deren Betrieb zu keiner Beeinträchtigung der Energieversorgung führt. Der Bau neuer Fabriken lahmt deshalb, als gänzlich unrealisierbar erweist sich in diesem Kontext der Ausbau von energieintensiven Betrieben. Hier hat Eskom verfügt, die geplante Erweiterung von drei Aluminiumschmelzen bis ins Jahr 2013 zu verschieben, wenn es neue Kraftwerkskapazitäten geben soll. Die Energieversorgung hinkt in Südafrika der wirtschaftlichen Entwicklung bedenklich hinterher, worunter die konjunkturelle Entwicklung bereits erheblich leidet. Die jüngsten Wachstumsraten, die Anfang 2007 noch bei knapp 7,0% lagen, sind mit einer derartig maroden Infrastruktur im Versorgungssektor auf Dauer nicht beizubehalten.

Dies beweist der Blick auf die zuletzt veröffentlichten Zahlen zum südafrikanischen Bruttoinlandsprodukt (BIP). Dieses legte im vierten Quartal 2007 nur noch um annualisierte 4,6% nach zuvor 5,1% zu. Für das laufende Jahr ist lediglich mit einem südafrikanischen Wirtschaftswachstum von 3,5% bis 4,0% im Jahresvergleich auszugehen, Pessimisten prophezeien sogar einen Rückgang auf unter 3,0%. Das hohe Leistungsbilanzdefizit Südafrikas, das den Kurs des Rand bereits in der Vergangenheit belastet hatte und bereits jetzt über 8,0% beträgt, dürfte in diesem Umfeld weiter zulegen. Darauf weist auch das sich ausweitende Minus in der südafrikanischen Handelsbilanz hin, welches im Januar überraschend deutlich auf 10,2 Milliarden ZAR geklettert ist. Ökonomen hatten im Konsens mit einem Fehlbetrag von 8,0 Milliarden ZAR gerechnet, nachdem der Passivsaldo im Dezember noch bei 1,2 Milliarden ZAR gelegen hatte.

Nach vier Jahren starken Wachstums gerät Südafrikas Ökonomie derzeit in schwieriges Fahrwasser. So sind die südafrikanischen Einzelhandelsumsätze im Dezember überraschend um 0,5% im Jahresvergleich gesunken, obwohl Ökonomen mit einem Anstieg um 1,7% gerechnet hatten. Im Vormonat war noch ein Plus von 0,2% ausgewiesen worden. Auch der südafrikanische Einkaufsmanagerindex enttäuschte im Februar mit einem massiven Rückgang auf 46,4 Punkte. Im Januar hatte das Stimmungsbarometer für den Industriesektor noch bei 52,1 Zählern notiert. Dem negativen Trend entsprechend, ist die Produktion im verarbeitenden Gewerbe Südafrikas im Dezember um 2,5% im Monatsvergleich gesunken. Gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum ergibt sich ein Anstieg um lediglich 0,3%, der damit deutlich schwächer als das von Analysten prognostizierte Plus von 3,2% ausfällt. Im Vormonat hatte der Anstieg noch bei 4,1% gelegen.

Die südafrikanische Notenbank (SARB) befindet sich angesichts der auf breiter Front schwächelnden Wirtschaftsdaten in einem Dilemma. Wegen der bereits seit zehn Monaten deutlich über der Zielmarke liegenden Inflation sind Zinssenkungen kaum möglich - anstelle der angestrebten Teuerung von 3,0% bis 6,0% wurde zuletzt im Januar ein Anstieg der Verbraucherpreise von 9,3 % auf Jahressicht verzeichnet. Damit hat sich der Preisdruck gegenüber dem Vormonat weiter erhöht, als die Verbraucherpreise noch um 9,0% zugelegt hatten. Die Inflation sollte im laufenden Jahr weiter ansteigen und bis zur 10%-Marke klettern, was eine geldpolitische Straffung eigentlich dringend erforderlich machen würde.

Trotzdem rechnen wir beim nächsten geldpolitischen Treffen der SARB im April noch nicht mit einem Zinsschritt, obwohl gut die Hälfte der Marktteilnehmer eine Zinsanhebung um 50 Basispunkte auf dann 11,50% erwartet. Erst zum Jahresende hin könnte es zu ersten vorsichtigen Zinserhöhungen kommen. Deshalb sollte der südafrikanische Rand angesichts der so schnell nicht lösbaren strukturellen Energiekrise, des zunehmenden Rücksetzers beim Wirtschaftswachstum sowie der begrenzten Zinsfantasie weiter abwärts tendieren. EUR/ZAR besitzt weiteres Aufwertungspotenzial zur 13er-Marke, während USD/ZAR bald die 8,5000 ins Visier nehmen sollte.

Volker Zenk - FXdirekt Bank

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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