Südafrikanischer Rand in Bedrängnis
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Innenpolitische Probleme und hohe Inflation belasten
Der südafrikanische Rand ist im laufenden Jahr erheblich unter die Räder gekommen und hat gegenüber dem US-Dollar nahezu 30%, gegenüber dem Euro knapp 20% an Wert verloren. USD/ZAR legte bis in Sichtweite der 8,80er-Marke zu, während EUR/ZAR nach Höchstkursen oberhalb der 13,00 aktuell um die 11,90 pendelt. Belastend für Südafrikas Valuta wirkten sich vor allem die innenpolitischen Probleme und die hohe Inflationsrate aus.
Die Abwertungswelle des Rand gewann zuletzt nochmals erheblich an Kraft, nachdem der südafrikanische Präsident Thabo Mbeki auf Druck seiner eigenen Partei, des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC), seinen Rücktritt eingereicht hatte. Der in der Wirtschaft hoch angesehene Finanzminister Trevor Manuel sowie neun weitere Minister haben sich dem Rücktritt von Mbeki angeschlossen und damit für massive Verunsicherung unter ausländischen Investoren gesorgt.
Die politischen Querelen in Südafrika erreichten mit dem erzwungenen Rücktritt von Thabo Mbeki ihren vorläufigen Höhepunkt. Der im Ausland kritisch gesehene Jacob Zuma ist der neue Vorsitzende der regierenden ANC-Partei, was viele Anleger aus Übersee bereits mit Kapitalabflüssen quittierten. Hinzu kommt die wegen der erneut verschärften globalen Finanzkrise ohnehin bestehende Neigung zur Repatriierung von Risikokapital, die sich negativ auf die Kursentwicklung des Rand auswirkt. Die Tatsache, dass die südafrikanischen Finanzmärkte eine überdurchschnittliche Abhängigkeit von ausländischen Investoren aufweisen, machte sich hier entsprechend bemerkbar.
Eine leichte Entspannung zeichnete sich ab, nachdem bereits vier Tage nach der Entmachtung des südafrikanischen Präsidenten Thabo Mbeki durch die eigene Partei mit Kgalema Motlanthe ein neuer Staatschef durch das südafrikanische Parlament gewählt wurde. Motlanthe ist stellvertretender Parteivorsitzender des regierenden ANC-Partei, dürfte aber nur ein Übergangspräsident bleiben. Politische Beobachter rechnen damit, dass Motlanthe nur bis zur spätestens im Juli 2009 anstehenden nächsten Wahl das Amt innehaben wird, danach dürfte Parteichef Jacob Zuma das Amt übernehmen, gegen den die Korruptionsvorwürfe noch längst nicht ausgeräumt sind.
Der auf Ausgleich bedachte Motlanthe versicherte, dass auch unter einem künftigen Präsidenten Zuma keine radikalen Wirtschaftsexperimente geplant seien. Die Wirtschaftspolitik der Vorgängerregierung wolle er weiterführen, hieß es. Zudem setzte er den im In- und Ausland beliebten Finanzminister Trevor Manuel wieder in sein Amt ein, der aus Solidarität zu Mbeki seinen Rücktritt eingereicht hatte. Manuel leitete das Finanzressort bereits seit zwölf Jahren und wird mit dem langandauernden Wirtschaftsaufschwung Südafrikas in dieser Periode identifiziert.
Während die politische Unsicherheit bleibt, ihren Höhepunkt aber überschritten haben dürfte, richtet sich der Blick auf die gleichfalls eingetrübte wirtschaftliche Situation Südafrikas. Als zentrale Problematik stellt sich hier die zweistellige Inflationsrate dar, die im August auf satte 13,7% im Jahresvergleich zulegte. Die Konsensschätzung von 13,6% wurde damit nochmals übertroffen, auch gegenüber dem Vormonatswert von 13,4% ergibt sich ein sattes Plus. Untypisch für die Industriestaaten liegt die Teuerung in der Kernrate sogar höher: hier gab es im August einen Preisanstieg von 14,3% nach zuvor 13,7% zu verzeichnen.
Bislang hat die südafrikanische Notenbank mit kräftigen Zinsanhebungen gegengesteuert und den heimischen Leitzins auf 12,00% nach oben geschraubt. Die Amtszeit des für eine entschlossene Inflationsbekämpfung stehenden Notenbankchefs Tito Mboweni endet jedoch im nächsten Jahr, wobei angesichts der geänderten politischen Situation völlig unklar ist, wer ihm nachfolgen wird. Somit bleibt auch an der Zinsfront eine gesteigerte Unsicherheit, zumal die bisherigen Leitzinsanhebungen nicht verhindern konnten, dass die Inflation weiter deutlich zulegte.
Des Weiteren zeigt die südafrikanische Ökonomie angesichts global sinkender Rohstoffnachfrage nachhaltige Abschwächungstendenzen. Das Minus in der August-Handelsbilanz lag mit 5,1 Milliarden ZAR noch höher als der geschätzte Fehlbetrag von 4,9 Milliarden ZAR, im Juli wurde mit -14,3 Milliarden ZAR der Konsens von -3,8 Milliarden ZAR völlig verfehlt. Das BER-Geschäftsklima brach im dritten Quartal von 45,0 auf 34,0 Punkte ein, während sich die Tendenz rückläufiger Einzelhandelsumsätze mit einem Juli-Minus von 4,6% nach zuvor -1,5% beschleunigt fortsetzte.
Praktisch alles spricht demnach für weitere Kursverluste des südafrikanischen Rand: eine an Schwung verlierende Wirtschaft, ein unsicherer Zinsausblick, innenpolitische Probleme sowie die im Zuge der Finanzkrise anhaltende Tendenz zum Verkauf von Hochzinswährungen. EUR/ZAR sollte bald wieder die 12,50er-Marke anvisieren und damit den seit Oktober 2007 etablierten langfristigen Aufwärtstrend trotz des jüngsten Kursrücksetzers verteidigen können, während USD/ZAR angesichts der aktuellen Dollar-Stärke noch größeres Aufwärtspotenzial besitzt. Der Sprung über den Widerstandsbereich von 8,2500 lässt hier mittelfristig Kursgewinne bis zur 9,30er-Marke erwarten.
Volker Zenk
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