Kommentar
20:03 Uhr, 30.03.2009

Südafrika: Rand dürfte unter Abwertungsdruck bleiben

Der südafrikanische Rand (ZAR), der im Zuge der eskalierenden Finanz- und Wirtschaftskrise massiv unter Druck geraten war, hat sich in den ersten drei Monaten 2009 recht stabil gezeigt. Hochzins- und Rohstoffwährung in einem, musste die Valuta zuvor 2008 Kursverluste von 37% zum US-Dollar und über 28% zum Euro hinnehmen. Auf dem Höhepunkt der Finanzmarktturbulenzen nach der Insolvenz der US-Investmentbank Lehman Brothers hatte der Rand fast 50% und damit die Hälfte seines Wertes zu den Haupthandelswährungen eingebüßt. Massive Kapitalabflüsse aus den Emerging Markets sowie einbrechende Rohstoffpreise ließen den Rand ins Bodenlose fallen, wobei hier die enge Verknüpfung von Südafrikas Wirtschaft und Währung mit der globalen Ökonomie ihre Schattenseiten offenbarte. Mit einer schnellen Rückkehr der Investoren ist nicht zu rechnen, mehr als eine Seitwärtsbewegung der Valuta nach den jüngsten kräftigen Kursverlusten ist damit kaum drin.

Dass es nicht noch schlimmer für den Rand kam, lag an dem im Umfeld der Finanzwirren kräftig gestiegenen Goldpreis. Das von vielen als letzter „sicherer Hafen“ betrachtete Edelmetall schoss im Zuge der fundamentalen Verunsicherung vieler Investoren im Februar 2009 wieder bis 1005 USD nach oben. Südafrika ist einer der führenden Produzenten des Edelmetalls kann so von den höheren Exporteinnahmen seiner Minenkonzerne profitieren, die den Rücksetzer in anderen Wirtschaftsbereichen teilweise kompensieren. Der Rohstoffboom ab 2002 hatte dem Land bereits eine massive Steigerung seiner Exporterlöse gebracht. Eine Zeit lang konnten die gestiegenen Gold- und Devisenreserven des Landes den Einbruch abfedern, was aber nun vorbei ist.

Mittlerweile stehen die Zeichen auf einen massiven konjunkturellen Rücksetzer. Im vierten Quartal 2008 ist die südafrikanische Volkswirtschaft bereits um 1,8% geschrumpft, was den ersten Rückgang der Wirtschaftsleistung in mehr als zehn Jahren darstellt. Das Minus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) fiel damit nochmals stärker als die im Konsens erwarteten -1,5% aus, nachdem im dritten Quartal noch ein Plus von 0,2% zu verzeichnen gewesen war. Im Jahresvergleich ergibt sich ein nur noch moderater Anstieg um 1,0%, der ebenfalls unterhalb der Konsensschätzung von +1,4% liegt (Vorquartal +3,0%). Die Aussichten sind klar negativ. Es steht zu befürchten, dass mit dem massiven Verfall der Rohstoffpreise auch die heimische Wirtschaft weiter einbrechen wird. Nicht nur die Notierungen für Industriemetalle, auch die Preise für Platin, Chrom und Diamanten sind deutlich zurückgekommen und haben ihre Abwärtsbewegung noch lange nicht beendet.

Sinkende Staatseinnahmen lassen das Minus im südafrikanischen Haushalt sowie das Leistungsbilanzdefizit, das seit jeher als die Achillesferse des Landes gilt, wieder deutlich anschwellen. So lag der Fehlbetrag in der südafrikanischen Leistungsbilanz im vierten Quartal bei -137,3 Milliarden ZAR. Da das Land am Kap der guten Hoffnung noch immer weit mehr importiert als exportiert, ist zudem ein hohes Handelsbilanzdefizit von 8,0% des BIP zu verzeichnen. Diese Quote dürfte mittelfristig noch weiter anstiegen, da im Kontext der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 ein 800 Milliarden ZAR teures Infrastrukturprogramm aufgelegt wurde. Im Zuge der aktuellen Risikoscheu der Investoren sind aber Währungen von Ländern mit hohen Staatsdefiziten kaum noch gefragt, weshalb der Rand auch von dieser Seite unter Abgabedruck steht.

Dank vergleichsweise hoher Zinsen war gerade in den letzten Jahren viel spekulatives Geld nach Südafrika geflossen. Nun aber hat die heimische Zentralbank angesichts der wirtschaftlichen Probleme ihre Hochzinspolitik aufgegeben und den Leitzins seit Jahresbeginn bereits um 200 Basispunkte gesenkt. Zudem gab die „South African Reserve Bank“ (SARB) klare Hinweise darauf, dass mit weiteren Zinssenkungen gerechnet werden muss. Dies dürfte für neuen Abwertungsdruck auf den Rand sorgen, da die Währung wegen sinkender Renditen für ausländische Anleger zunehmend an Attraktivität einbüßt. Einzelne Ökonomen legen ihren Fokus jedoch stärker auf eine sich erholende Wirtschaft als ein hohes Zinsniveau und beurteilen somit die von der SARB verfolgte Politik der geldpolitischen Straffung als ZAR-positiv.

Die zur Stärkung der südafrikanischen Ökonomie dringend notwendige Zinssenkungspolitik wird der SARB durch die zurückgehende Inflationsrate leicht gemacht. Mit 8,1% im Januar und 8,6% im Februar lag der Anstieg der Verbraucherpreise deutlich unter den zweistelligen Zuwachsraten, die noch 2008 verzeichnet wurden. Zudem ist im laufenden Jahr mit einem weiteren klaren Abwärtstrend an der Inflationsfront zu rechnen: Für das dritte Quartal wird bereits eine Teuerung unterhalb der 6%-Marke prognostiziert.

Angesichts kaum nachlassender Risikoaversion der globalen Investoren bei gleichzeitig sinkender Rohstoffnachfrage und einer am Rande der Rezession stehenden südafrikanischen Wirtschaft muss mit einem Fortdauern der Abwertungsbewegung des Rand gerechnet werden. Aktuell haben sich die Notierungen von USD/ZAR in der Kursregion von 9,60 bis 9,80 sowie 12,80 bis 13,00 bei EUR/ZAR etwas stabilisiert. Die Vielzahl der Belastungsfaktoren für Südafrikas Valuta lässt aber kaum mehr als eine volatile Seitwärtsbewegung erwarten, die bald wieder in einen Kursanstieg der beiden Währungspaare übergehen sollte. Oberhalb der 10,60 steht der nächste Aufwärtsschub bei USD/ZAR in Richtung der 12er-Marke zu erwarten, während EUR/ZAR nach Überwinden der 13,40 erneut die Kursmarke von 15,00 anvisieren dürfte.

Volker Zenk
FXdirekt Bank

http://www.forex-report.de/ - Melden Sie sich kostenlos an.

NEU: Der Devisen Tracker komplett neu überarbeitet http://tools.godmode-trader.de/devisentracker/

Südafrika-Rand-dürfte-unter-Abwertungsdruck-bleiben-Kommentar-Redaktion-GodmodeTrader.de-1

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen