Subprime-Krise weitet sich aus
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Die Krise am amerikanischen Hypothekenmarkt zieht immer weitere Kreise. In der letzten Woche kamen alle risikobehafteten Anlageklassen massiv unter Druck. Selbst Aktien sowie Anleihen aus den aufstrebenden Ländern (Emerging Market Bonds), die bis vor zwei Wochen scheinbar immun waren gegenüber den Problemen im so genannten Subprime-Mortgage-Segment - gehandelt werden hier Hypotheken von Schuldnern minderer Bonität - kamen unter die Räder. Auf der anderen Seite setzte eine verstärkte Suche nach sicheren Anlagen ein. Staatsanleihen aus den Industrieländern profitierten von der "Flucht in Qualität" in Form deutlich sinkender Renditen und entsprechender Kursgewinne.
Risikoprämie klettert weiter nach oben
Ein guter Maßstab für die deutlich gestiegene Unsicherheit unter den Marktteilnehmern ist die rasante Zunahme der Risikoprämien (Spreads) im Bereich Unternehmensanleihen. Binnen einer Woche erhöhte sich auf Indexbasis der Zinsaufschlag von Anleihen der als zuverlässig geltenden Schuldner (Investmentgrade) gegenüber Staatsanleihen um nicht weniger als 9 Basispunkte.
Noch deutlich gravierender fiel der Spreadanstieg im iTraxx-Crossover-Index aus. Dieser misst die Risikoprämien für Kreditversicherungen auf Unternehmensanleihen mit geringer Bonität. Im Laufe der letzten Woche erhöhte sich der Spread um rund 100 Basispunkte auf 450 Basispunkte. Das bedeutet: Um sich gegen das Ausfallrisiko von 50 europäischen Unternehmen mit geringer Bonität im Volumen von 10 Mio. Euro abzusichern, müssen Investoren nun 450.000 Euro bezahlen. Letzte Woche lag die Versicherungsprämie noch bei 350.000 Euro, vor einem Monat bei etwa 200.000 Euro.
Emerging Market Bonds werden ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen
Bislang schien es so, als ob Anleihen aus den aufstrebenden Ländern gegenüber den Verwerfungen in den anderen höherverzinslichen Rentensegmenten immun seien. Doch dies hat sich mit den Entwicklungen der vergangenen Woche als Fehleinschätzung entpuppt. Der für die Emerging Markets repräsentative Index JPMorgan EMBI+ verlor im Zuge einer Spreadausweitung gegenüber US-Treasuries um 40 Basispunkte fast drei Prozent an Wert. Genau wie im Unternehmensanleihesektor verlangen auch hier die Investoren wieder deutlich höhere Risikoprämien. Fundamental lässt sich dies zwar nicht begründen, da die Wirtschaftsdaten der aufstrebenden Länder in der Mehrzahl nach wie vor gut sind. Entscheidend ist jedoch die zunehmende Risikoaversion an den Finanzmärkten, die auch vor den Emerging Markets nicht halt macht.
Euro gibt auf hohem Niveau nach
Die Euro-Party am Devisenmarkt ist erst einmal vorüber. Nachdem die Gemeinschaftswährung in den Wochen zuvor gegenüber dem US-Dollar und dem Japanischen Yen von einem Rekordhoch zum nächsten kletterte, musste sie in den letzten Tagen spürbare Verluste hinnehmen. Unterstützung erhielt der US-Dollar dabei von besser als erwartet ausgefallenen BIP-Zahlen. Die amerikanische Wirtschaftsleistung nahm im 2. Quartal um aufs Jahr hochgerechnete 3,4 Prozent zu, verglichen mit revidierten 0,6 Prozent in den ersten drei Monaten des Jahres. Haupttreiber war eine erhöhte Exportleistung sowie die Belebung der gewerblichen Bautätigkeit.
Die Wiederbelebung des Japanischen Yen dürfte in erster Linie auf die nachlassende Attraktivität so genannter Carry Trades zurückzuführen sein. Dabei nehmen Investoren Kredite in Niedrigzinswährungen (wie dem Yen) auf und legen die Gelder in höherverzinslichen Währungen (US-Dollar, Euro) an. Mit den Turbulenzen an den Kreditmärkten sind diese Geschäfte ins Stocken geraten. Die Nachfrage nach Yen lässt nach, sodass sich die japanische Währung etwas von ihren Tiefständen entfernen konnte - woran auch der für die Abe-Regierung enttäuschende Wahlausgang bei den Oberhauswahlen am gestrigen Sonntag nichts änderte.
Ausblick
In der kommenden Woche steht eine Vielzahl wichtiger Konjunkturdaten zur Veröffentlichung an (u.a. US-Arbeitsmarktdaten, Einkaufsmanagerindizes). Es ist aber damit zu rechnen, dass diese Zahlen auf das Marktgeschehen weniger Einfluss als sonst nehmen werden. Im Mittelpunkt des Interesses befinden sich weiterhin die Folgen der amerikanischen Subprime-Krise für den Finanzsektor. Dabei rückt zusehends die Frage in den Vordergrund, inwieweit die Kreditvergabe der Banken an die Unternehmen davon betroffen sein wird. Sollte es hier zu einem signifikanten Rückgang kommen, sind auch Rückwirkungen auf die Konjunktur nicht auszuschließen.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 163,4 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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