Subprime-Krise setzt sich fort
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Beherrschendes Thema an den internationalen Kapitalmärkten ist weiterhin die unsichere Lage im amerikanischen Immobiliensektor und die damit verbundene Krise im Subprime-Mortgage-Segment, sprich dem Hypothekenmarkt für bonitätsschwache Schuldner.
Eine Besserung der Situation im Wohnungsbausektor ist derzeit nicht Sicht. Der NAHB-Immobilienindex, der analog zum ISM-Einkaufsmanagerindex für die Industrie als wichtigstes Stimmungsbarometer für die Baubranche gilt, fiel im Juli auf den niedrigsten Stand seit 17 Jahren. In dieses Bild passt auch die stark rückläufige Zahl von Baugenehmigungen. Die vom Immobiliensektor ausgehenden Konjunkturrisiken bleiben damit weiter bestehen.
Die Subprime-Krise hat in der vergangenen Woche ein prominentes Opfer gefunden. Die amerikanische Investmentbank Bear Stearns gab am Mittwoch bekannt, dass ihre beiden in Schieflage geratenen Hedge-Fonds inzwischen praktisch wertlos seien. Beide Fonds investierten in mit Hypotheken besicherten Anleihen. Aufgrund wachsender Kreditausfälle bei Hypotheken hatten diese zuletzt massiv an Wert verloren. Ein Verkauf am freien Markt scheiterte mangels Nachfrage. Die im Juni vorgenommenen Stützungsmaßnahmen, die Bear Stearns rund 1,6 Mrd. US-Dollar kosteten, sind damit wirkungslos verpufft.
Aus Angst vor Ansteckungseffekten im Bereich Unternehmensanleihen kam es hier zu weiteren Spreadausweitungen. Insbesondere bei riskanteren High Yield Bonds hat sich die Zitterprämie nochmals spürbar erhöht. Gemessen am repräsentativen iTraxx Crossover stieg sie im Wochenverlauf um fast 70 Basispunkte. Sie liegt nun bei rund 3,4 Prozentpunkten über Staatsanleihen. Dagegen hielten sich die Spreadausweitungen bei höher eingestuften Titeln (Investmentgrade) bislang noch in Grenzen. Auf Wochensicht erhöhten sich die Renditeaufschläge um vier Basispunkte.
Auf der anderen Seite verstärkte sich die Suche nach Sicherheit. Staatsanleihen aus den USA und dem Euroraum wurden von den Marktteilnehmern wieder vermehrt nachgefragt, was zu steigenden Kursen und sinkenden Renditen führte. Vor allem zum Wochenschluss beschleunigte sich diese Entwicklung. Allein am Freitag gab die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen um 11 Basispunkte nach.
Euro auf neuem Rekordhoch
Heimlicher Nutznießer der Subprime-Krise ist der Euro. Unsicherheiten über den Fortgang der US-Konjunktur ließen den US-Dollar gegenüber der Gemeinschaftswährung erneut schwächer gehen. Bei geringer Volatilität setzte sich der Euro in der letzten Woche bei knapp über 1,38 US-Dollar und damit auf einem neuen Rekordhoch fest. Am Markt mehren sich inzwischen die Stimmen, die die Marke von 1,40 US-Dollar in absehbarer Zeit für erreichbar halten.
China erhöht weiter die Zinsen
Die chinesische Wirtschaft läuft auf Hochtouren. Im zweiten Quartal erhöhte sich die Wirtschaftsleistung um fast 12 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Um der Gefahr einer konjunkturellen Überhitzung vorzubeugen, hat die chinesische Zentralbank den Ausleihesatz um 27 Basispunkte auf 6,84 Prozent angehoben. Dies war der fünfte Zinserhöhungsschritt seit April 2006. Zudem hat sie in diesem Zeitraum mehrfach die Reserveanforderungen für die Geschäftsbanken angehoben. Weitere Maßnahmen zur Straffung der Geldpolitik sind zu erwarten.
Türkei: Märkte begrüßen Wahlsieg der AKP
Mit der AKP hat die Partei von Ministerpräsident Erdogan die vorgezogenen Parlamentswahlen in der Türkei gewonnen. An den Kapitalmärkten wurde dieses Ergebnis mit Wohlwollen aufgenommen. Insbesondere die Türkische Lira konnte kräftig an Boden gutmachen. Sie legte im Anschluss an die Bekanntgabe des Votums um knapp zwei Prozent an Wert zu. Es wird davon ausgegangen, dass die AKP ihren wirtschaftsfreundlichen Kurs sowie die Annäherung an die Europäische Union fortsetzen wird. Allerdings sind mit der Wahl nicht alle Hindernisse aus dem Weg geräumt: Die für eine Verfassungsänderung notwendige Zweidrittelmehrheit wurde verfehlt, sodass vor allem hinter der Wahl des Staatspräsidenten weiterhin ein Fragezeichen steht.
Ausblick
Für den Euroraum werden in der laufenden Woche eine Reihe wichtiger Stimmungsindikatoren veröffentlicht. Den Anfang machen die so genannten "Flash PMI", d.h. die vorläufigen Zahlen zu den Einkaufsmanagerindizes. Es folgen die Geschäftsklimabarometer aus Belgien, Frankreich, Italien und Deutschland. Insgesamt erwarten wir dabei eine Bestätigung der robusten Konjunkturlage, auch wenn einzelne Indizes leicht nachgeben könnten.
In den USA konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal. Nach dem enttäuschenden Ergebnis in den ersten drei Monaten sollte die Konjunktur wieder etwas mehr an Fahrt gewonnen haben. Darüber hinaus werden noch Zahlen aus dem Immobiliensektor (Neubauverkäufe, Verkauf bestehender Häuser) und den Verkäufen langlebiger Güter veröffentlicht. Schließlich publiziert die US-Notenbank das Beige Book, welches die Konjunktursituation in den einzelnen Fed-Bezirken wiedergibt.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 163,4 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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