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11:37 Uhr, 27.11.2023

Studie: Zahl der Großinsolvenzen in Deutschland stark gestiegen

FRANKFURT (Dow Jones) - Der Zahl der Großinsolvenzen in Deutschland ist in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 stark gestiegen und nimmt einer Studie der Allianz zufolge Kurs auf das Rekordniveau von 2020. Betroffen waren besonders viele große Textilunternehmen und Mode-Einzelhändler sowie Kliniken. Die Zahl der großen Pleiten in Deutschland lag demnach im Jahresverlauf bis September bei 45 Fällen - ein Anstieg um 73 Prozent gegenüber dem Vorjahr beziehungsweise 165 Prozent im Vergleich zu 2021, wie aus einer Analyse des Kreditversicherers Allianz Trade hervorgeht. Im gleichen Zeitraum im Jahr 2022 waren es mit 26 großen Insolvenzen ein gutes Drittel weniger, 2021 waren es gerade mal 17.

Im bisherigen Jahresverlauf schlitterten demnach insgesamt zwölf große Textilunternehmen und Modeeinzelhändler in die Insolvenz sowie acht Dienstleistungsunternehmen, darunter sechs Kliniken. Die Allianz verwies auf das Lagebild des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI), nachdem zwei Drittel der deutschen Kliniken ihre finanzielle Lage aktuell als schlecht oder sehr schlecht bezeichnen. Im Maschinenbau (fünf Fälle) sowie in der Metall- (vier) und der Baubranche (drei) gab es ebenfalls einige große Pleiten.

Unabhängig von der Unternehmensgröße sei der Trend bei den bundesweiten Insolvenzen innerhalb der Branchen sehr heterogen. Die stärkste Zunahme an Pleiten war demnach im Handel, Gastgewerbe und Baubranche zu verzeichnen. Auch das Weihnachtsgeschäft sieht die Allianz in Gefahr. Angesichts der weiterhin hohen Lebensmittelpreise sparen Verbraucher der Studie zufolge auch beim Kauf von Weihnachtsgeschenken.

"In diesem Jahr dürften deutlich weniger Geschenke unter dem Weihnachtsbaum landen", sagte Milo Bogaerts, CEO von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz. "In dieser Wetterlage weht deshalb für viele Mode- und Elektronik-Einzelhändler, einige Spielwarenhersteller und -händler sowie auch teilweise Gastronomen aktuell ein kalter Herbstwind. Dabei ist gerade für diese Branchen das Weihnachtsgeschäft extrem wichtig, um mit etwas Winterspeck in die umsatzschwache 'Saure-Gurken-Zeit' zu Jahresbeginn zu gehen."

Nach Einschätzung der Allianz werden die bundesweiten Insolvenzen in Deutschland 2023 voraussichtlich um 22 Prozent steigen. Das sei zwar der stärkste Anstieg seit der europäischen Schuldenkrise - aber von niedrigem Niveau kommend. Damit normalisiere sich das Insolvenzgeschehen weitestgehend. Am Jahresende dürften die Insolvenzen weiterhin rund 5 Prozent unterhalb des Niveaus von vor der Pandemie 2019 liegen und dieses erst nach einem erneuten Zuwachs um 9 Prozent im kommenden Jahr überschreiten.

Die Studie warnte zudem vor steigenden Insolvenzzahlen weltweit und in wichtigsten deutschen Exportmärkten, wie den Niederlanden (plus 59 Prozent), den USA (plus 47 Prozent) sowie Frankreich (plus 36 Prozent). "Deutsche Unternehmen sollten daher gleich doppelt wachsam sein bezüglich drohender Schneeballeffekte und auf Warnsignale bei ihren Abnehmern achten", sagte Bogaerts.

Das Jahr 2020 markierte den höchsten Stand der Insolvenzen seit 2016 mit damals 58 Großinsolvenzen im Gesamtjahr und 44 Fällen im Vergleichszeitraum in den ersten neuen Monaten.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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