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17:32 Uhr, 30.05.2012

Studie: Hohe Staatsverschuldung verhindert deutliches Wirtschaftswachstum

Berlin (BoerseGo.de) – In einer neuen Studie belegen zwei Wirtschaftsprofessoren, dass sich eine hohe Staatsverschuldung und ein starkes Wirtschaftswachstum im Weg stehen. Damit treten sie dem Lager entgegen, dass die Ankurblung der Wirtschaft durch eine weitere Schuldenaufnahme fordert.

Die beiden Wirtschaftsexperten Carmen Reinhart und Kenneth Rogoff untersuchten in ihre Analyse „Debt Overhangs: Past and Present" wie sich eine hohe Staatsverschuldung auf das Wirtschaftswachstum der Staaten auswirkt. Dabei analysierten sie 26 Perioden hoher Staatsverschuldung in der industrialisierten Welt und griffen bei ihrer Analyse bis auf Daten aus dem Jahr 1800 zurück.

In den Perioden hoher Staatsverschuldung fiel das Wirtschaftswachstum der Studie zufolge im Durchschnitt um 1,2 Prozent niedriger im Jahr aus. Die Phase des geringen Wachstums wurde dabei mit durchschnittlich 23 Jahren angegeben. Die kritische Verschuldungsschwelle geben die beiden Professoren dabei mit 90 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) an. Bei einem Überschreiten dieser Schwelle wird das Wirtschaftswachstum in der Regel durch niedrigere Investitionstätigkeiten und steigende Steuerabgaben belastet.

Einige Analysten warnen für die verschuldeten westlichen Industrienationen bereits vor dem japanischen Szenario. In den 1990er Jahres platzte in Japan eine Immobilien- und Kreditblase. Der japanische Aktienindex brach daraufhin von knapp 40.000 Punkten auf nun rund 8.500 Zähler ein. Die Staatsverschuldung Japans gehört zu den höchsten unter den weltweiten Industrienationen.

„Das Japan-Szenario ist gekennzeichnet durch schwächeres Wachstum, kürzere Konjunkturzyklen und kurzfristige Rallys an den Aktienmärkten um diese Zyklen herum", so Jochen Felsenheimer, Fondsmanager bei Assenagon Credit Management.

Auch Albert Edwards, Strategiemanager bei der Societe Generale, rechnet mit weiter sinkenden Aktienmärkten. „Der Trend zu niedrigeren Kurs-Gewinn-Verhältnissen (KGV) in diesem Bärenmarkt ist noch nicht abgeschlossen", so Edwards. Der Experte rechnet damit, dass die Aktiennotierungen in den USA bis auf das Kursniveau Ende der 1970er-Jahre fallen werden. Für den S&P 500 sieht Edwards ein Niveau von 400 Punkten. Am Vortag schloss der Index bei 1.332 Einheiten.

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Über den Experten

Christian Zoller
Christian Zoller

Christian Zoller studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Regensburg sowie an der WU Wien, mit den Schwerpunkten Investmentbanking und Corporate Finance. Seit 1995 ist er in den Bereichen Fundamentalanalyse und Technische Analyse tätig. Seine berufliche Laufbahn führte Zoller unter anderem zur Austria Presse Agentur (APA-Finance), zu BörseDaily und stock3. Zudem verfasste er Fachartikel für den Newsletter „Trendwatch“ des Heikin-Ashi-Experten Dan Valcu und ist Autor des Fachbuchs „Behavioral Finance bei Technischer Analyse“. Für die Finanzmarktanalyse verwendet Zoller unter anderem gerne Saisonalitäten, die Sentimentanalyse, Fundamentaldaten und die Charttechnik.

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