Streik an US-Häfen beendet! Diese Konzerne sind betroffen
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Ein massiver Streik an den Häfen der US-Ostküste sorgte zuletzt für erhebliche Störungen im globalen Handel. Rund 45.000 Hafenarbeiter haben ihre Arbeit niedergelegt, was die größte Arbeitsniederlegung dieser Art seit 1977 darstellt. Die Auswirkungen auf die internationalen Lieferketten sind enorm. Unternehmen auf der ganzen Welt spüren die Folgen – von Verzögerungen bei der Frachtabwicklung über steigende Frachtraten bis hin zu potenziellen Preissteigerungen bei Konsumgütern.
In einer Zeit, in der die globalen Lieferketten bereits durch Nachwirkungen der Pandemie und geopolitische Spannungen belastet sind, verschärft der Streik die Lage weiter. Reedereien, Logistikunternehmen und große Konzerne müssen sich auf empfindliche Störungen einstellen. Auch die politische Reaktion in den USA bleibt ein wichtiger Faktor in dieser Krise, während europäische Unternehmen und Exporteure auf die Entwicklung blicken. Wie sich die Situation jetzt nach dem Streikende entwickelt und welche Folgen der Streik noch haben könnte, ist für die Wirtschaft weltweit von großer Bedeutung.
Hintergrund des Streiks
Im September 2024 spitzte sich der Konflikt zwischen der Gewerkschaft International Longshoremen’s Association (ILA) und den Hafenbetreibern weiter zu, als die Gewerkschaft nicht nur eine erhebliche Lohnerhöhung, sondern auch ein vollständiges Verbot der Automatisierung in den 36 betroffenen US-Häfen forderte. Konkret wollte die ILA den Einsatz von automatisierten Kränen und fahrerlosen Transportfahrzeugen untersagen, um Arbeitsplätze zu schützen. Die Gewerkschaft stellte klar, dass sie bereit sei, in den Streik zu treten, sollte sie ihre Forderungen nicht durchsetzen können.
Den Arbeitern wurde daraufhin eine deutliche Lohnerhöhung von fast 50 % angeboten, dazu bessere Rentenpläne und Gesundheitsfürsorgeoptionen. Allerdings beharrten die Hafenbetreiber darauf, den aktuellen Automatisierungsgrad beizubehalten, was die ILA letztlich dazu veranlasste, das Angebot abzulehnen und im Oktober den Streik zu beginnen.
Der ILA-Vorsitzende Harold Daggett spielte dabei eine zentrale Rolle. Als scharfer Kritiker der Biden-Regierung trieb er den Streik voran und machte keinen Hehl daraus, dass dieser die Wirtschaft vor den Präsidentschaftswahlen 2024 empfindlich treffen sollte. Daggett war besonders unzufrieden mit einem Abkommen, das die Westküsten-Gewerkschaft ILWU 2023 unter Vermittlung der Biden-Regierung geschlossen hatte. Obwohl die Löhne darin um 32 % erhöht wurden, blieb die Automatisierung unberührt, was Daggett als unzureichend ansah und zum härteren Kurs der ILA führte.
Die Einigung zwischen Gewerkschaft und Reedereien und Häfen
Der US-Hafenstreik von Maine bis Texas ist nach einer Einigung über eine Lohnerhöhung von 62 % über sechs Jahre beendet. Asiatische Reedereien wie Cosco und Nippon Yusen verzeichneten deutliche Kursverluste, da der Deal die Hoffnung auf höhere Frachtraten durch ein begrenztes Angebot zunichtemachte. Die Kosten der Lohnerhöhung tragen die Frachteigentümer Reedereien mit Terminals in US-Häfen und die Hafenbetreiber, also teilweise der Staat.
Allgemeine Auswirkungen auf die Wirtschaft
Der Streik an den US-Häfen hat spürbare Auswirkungen auf die weltweite Wirtschaft. Die relativ schnelle Einigung auch auf Zutun des Weißen Hauses ist sehr willkommen. Bereits jetzt, nach wenigen Streiktagen, stauen sich Schiffe vor den Häfen an der US-Ostküste, und die daraus resultierenden Verzögerungen betreffen den internationalen Warenfluss. Jeder einzelne Streiktag kostet laut Prognosen die US-Wirtschaft ca. 4,5 Milliarden USD.
Die Spot-Frachtraten sind nicht angesprungen. Hätte der Streik sich allerdings länger gezogen, hätten Experten mit einer deutlichen Zunahme gerechnet. Eine Studie der HSBC-Bank prognostiziert, dass bereits nach einer Woche Streik rund 1,7 % der weltweiten Schiffskapazität blockiert wären.
Ein weiterer Inflationsdruck ist aufgrund der kurzen Streikdauer eher unwahrscheinlich, obwohl höhere Transportkosten in der Lieferkette bis zum Endkunden größtenteils weitergereicht wären. Kurzfristig waren vor allem der Groß- und Einzelhandel und die Automobilindustrie betroffen, die auf pünktliche Lieferung angewiesen sind.
Auswirkungen auf Unternehmen
Der Streik trifft die Reedereien besonders hart, da viele von ihnen regelmäßig US-Häfen anlaufen. Hapag-Lloyd rechnet mit erheblichen Störungen.
Wir erwarten erhebliche Auswirkungen auf unsere Dienste, die die betroffenen Häfen in den USA anlaufen.
Hapag-Lloyd
Neben den Fahrplanverzögerungen, die vermutlich erst in einigen Wochen gelöst sind, erschwert die Lage, dass Reedereien wie Hapag-Lloyd selbst Terminals in den US-Häfen besitzen. Dadurch sind nicht nur die Schiffe betroffen, sondern auch die eigenen Terminalbetriebe, was zusätzliche Kosten und logistische Herausforderungen verursacht. Zusätzlich betont die Einigung, dass Reedereien ein Teil der Lohnerhöhungen stemmen müssen, was bei 62 % über 6 Jahre zu ordentlichen Kosten führt.
Chart von Hapag-Lloyd
Die Hapag-Lloyd-Aktie verliert heute nach der Einigung unter hohem Handelsvolumen in der Spitze bisher 12 % und durchbricht damit sowohl die 50-Tage-Linie als auch die 200-Tage-Linie nach unten.
Auch die Industrie und der Einzelhandel spüren die Folgen des Streiks. Besonders die Automobilhersteller wie Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz, die auf pünktliche Lieferungen angewiesen sind, sind betroffen. Großhändler wie Walmart und Target kämpfen mit ähnlichen Problemen, da sie in der Vorweihnachtszeit dringend auf stabile Lieferketten angewiesen sind, um ihre Warenlager zu füllen. Diese Konzerne haben auch enormen Druck auf Reedereien und die US-Regierung ausgeübt, um eine schnelle Einigung zu erzielen, was auch erfolgreich war.
Hier findest du mehr Informationen über die aktuelle Lage der deutschen Automobilindustrie.
Reaktionen aus Wirtschaft und Politik
Die politischen und wirtschaftlichen Reaktionen auf den Streik sind deutlich, jedoch zurückhaltend. Während Wirtschaftsverbände und große Unternehmen seit Wochen Druck auf die US-Regierung ausüben, sich in die Verhandlungen einzuschalten, hat das Weiße Haus bisher entschieden, nicht einzugreifen. Präsident Biden stand unter wachsender Kritik, besonders von Republikanern, die eine stärkere Rolle der Regierung fordern, um die wirtschaftlichen Folgen abzumildern. Ein zusätzlicher Beweggrund wird definitiv auch die anstehende US-Wahl sein. Umfassende Streiks haben keine positive Wirkung auf den amtierenden Präsidenten.
Fazit
Der Streik an den US-Ostküstenhäfen hatte massive Auswirkungen auf die globalen Lieferketten und die Wirtschaft. Trotz der kurzen Dauer des Streiks, der durch eine Einigung über eine erhebliche Lohnerhöhung von 62 % beendet wurde, spürten Unternehmen weltweit Verzögerungen und Kostensteigerungen.
Besonders betroffen waren Reedereien, der Einzelhandel und die Automobilindustrie, die auf pünktliche Lieferungen angewiesen sind. Während langfristige Inflationsfolgen durch den schnellen Abschluss vermieden wurden, belastet die Lohnerhöhung die Unternehmen erheblich. Der Streik verdeutlichte erneut die Anfälligkeit der globalen Lieferketten und die politischen Dimensionen solcher Arbeitskonflikte.
Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte
Der Autor ist im besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.