Kommentar
13:00 Uhr, 30.09.2022

stock3 Techreport: Apple bläst Produktionserhöhung für neue iPhones ab, Einstellungsstopp bei Meta Platforms, katastrophale Prognose von Micron

Die Nachrichten zu Apple, Meta Platforms und Micron spiegeln die schwache Weltwirtschaft und damit das zunehmend schlechter werdende Umfeld in dem Sektor unmissverständlich wider. Könnten sich die Aktien aus dem Trio dennoch erholen?

Erwähnte Instrumente

  • Nasdaq-100
    ISIN: US6311011026Kopiert
    Kursstand: 11.164,78 Pkt (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Apple Inc.
    ISIN: US0378331005Kopiert
    Kursstand: 142,480 $ (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen

Die Talfahrt am US-Aktienmarkt beschleunigt sich, dabei ist der Nasdaq Composite Index in die Nähe des niedrigsten Niveaus seit November 2020 abgerutscht.

Nasdaq-100
Statischer Chart
Live-Chart
Chart in stock3 Terminal öffnen
  • ()
    TTMzero Indikation

Für zusätzlichen Verkaufsdruck hatte am vergangenen Mittwoch eine News zu Apple gesorgt. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte gemeldet, der Konzern habe seine Zulieferer informiert, dass sie sich nicht mehr auf eine Erhöhung der Produktion für die neuen iPhones 14 vorbereiten müssten, weil der erhoffte Nachfrageanstieg ausgebleiben sei. Zwischenzeitlich sei eine Produktionserhöhung um bis zu sechs Mio. Einheiten für das zweite Halbjahr geplant gewesen. Nun werde Apple in dem Zeitraum aber lediglich 90 Mio. Stück herstellen lassen, was ungefähr auf dem Vorjahresniveau liege.

Apple Inc.
Statischer Chart
Live-Chart
Chart in stock3 Terminal öffnen
  • ()
    Nasdaq
    VerkaufenKaufen

Offensichtlich bekommt der Tech-Riese allmählich die weltweit hohe Inflation zu spüren, die die Weltwirtschaft immer schneller in Richtung einer Rezession abgleiten lässt. Daher ist die Verbraucherstimmung in vielen Ländern in der Nähe des Rekordtiefs, weshalb sich die Verbraucher beim Konsum deutlich zurückhalten. Die Researchfirma IDC prognostiziert, dass der weltweite Absatz von Smartphones im laufenden Jahr um 6,5 Prozent auf 1,27 Mrd. Einheiten schrumpfen wird.

Sollte die Weltwirtschaft 2023 tatsächlich in eine Rezession abrutschen, was ich klar befürchte, dürfte meiner Meinung nach der Absatz von Smartphones noch deutlich stärker schrumpfen als in diesem Jahr. Das wäre gerade für Apple eine schlechte Nachricht, schließlich ist das iPhone das wichtigste Produkt der Kalifornier und steuert rund 50 Prozent der Konzernerlöse bei.

Die trüben Aussichten sind meiner Meinung nach auch nicht annähernd in den Schätzungen der Analysten für das Fiskaljahr 2022/23, das im September endet, enthalten. So sagen die Analysten einen Umsatzanstieg um 5 Prozent auf 412,0 Mrd. Dollar vorher. Zudem soll der Gewinn je Aktie um 4,9 Prozent auf 6,46 Dollar zulegen. Diese Schätzungen halte ich für viel, viel zu optimistisch. Einen Rückgang bei beiden Zahlen anzunehmen, macht für mich viel mehr Sinn.

Einstellungsstopp bei Meta Platforms

Ebenso wie Apple sieht sich auch Meta Platforms einem schwächer als erwarteten Umfeld gegenüber, was Vorstandschef Mark Zuckerberg zum Handeln zwingt. Laut Bloomberg hat er auf einer Mitarbeiterversammlung den Umbau von Teams, einen Einstellungsstopp und zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte den Abbau von Mitarbeitern angekündigt. Das deutet darauf, dass sich das Wachstum im Werbegeschäft deutlich abgeschwächt hat.

Meta
Statischer Chart
Live-Chart
Chart in stock3 Terminal öffnen
  • ()
    -
    VerkaufenKaufen

„Ich hatte gehofft, dass sich die Wirtschaft bis jetzt deutlicher stabilisiert hätte“, sagte Zuckerberg. „Aber wie wir sehen scheint es, als ob das bislang nicht passiert ist, deshalb müssen wir etwas konservativer planen“, warnte der Firmenlenker. Zuletzt hätten die Umsätze stagniert oder seien sogar etwas gesunken. Das Unternehmen würde Ende 2023 „etwas kleiner“ sein, so der Vorstandschef. Nach den erneut schlechten Nachrichten ist die Aktie weiter eingebrochen und hat damit seit Jahresanfang knapp 60 Prozent nachgegeben.

Katastrophale Prognose von Micron

Noch viel schlimmer als bei Meta ist die Situation bei Micron Technology. Zwar lagen die Ergebnisse für das abgelaufene Quartal einigermaßen im Rahmen der Schätzungen der Analysten. Umso verheerender war allerdings der Ausblick des größten US-Herstellers von Speicherchips. Im per 1. September beendeten vierten Quartal des Geschäftsjahres 2021/22 ist der Umsatz auf 6,64 Mrd. Dollar gegenüber dem Vorquartal von 8,64 Mrd. Dollar eingebrochen. Gegenüber dem Vorjahr ist der Erlös um 19,7 Prozent eingeknickt und lag damit unter den Erwartungen von 6,8 Mrd. Dollar.

Micron Technology Inc.
Statischer Chart
Live-Chart
Chart in stock3 Terminal öffnen
  • ()
    -
    VerkaufenKaufen

Der Konzern bekommt immer stärker zu spüren, dass sich Verbraucher wegen der hohen Inflation und der schwachen Konjunktur bei Konsum zurückhalten, gerade beim für die Branche so wichtigen PC-Absatz, wohingegen viele Hersteller auf hohen Lagervorräten sitzen und daher ihre Bestellungen bei den Speicherproduzenten zusammenstreichen.

Hingegen sah es bei Micron bei der Profitabilität nicht ganz so schlimm aus wie befürchtet. Zwar ist die bereinigte Bruttomarge von 47,9 Prozent im Vorjahresquartal auf nur mehr 40,3 Prozent gesunken. Das übertraf allerdings die Erwartungen von 39,7 Prozent etwas. Das gilt auch für den Gewinn je Aktie, wenngleich er auf 1,45 Dollar kollabiert ist.

Geradezu schockierend ist hingegen der Ausblick: So soll im laufenden Geschäftsquartal der Umsatz lediglich 4 bis 4,5 Mrd. Dollar erreichen, was meilenweiter unter den Schätzungen von 6,0 Mrd. Dollar lag. Gleichzeitig soll die Bruttomarge auf rund 26 Prozent abrutschen, wohingegen die Finanzprofis 33,6 Prozent vorhergesagt hatten. Beim Gewinn je Aktie werden von Micron zudem nur 0,04 Dollar anvisiert, was ebenfalls meilenweit unter den Erwartungen von 0,87 Dollar lag. Ich hatte sie vergangenen Freitag in dem Beitrag „Meta Platforms baut Personal ab…“ gewarnt, dass der Ausblick bei Micron „alles andere als rosig sein (wird), denn bei einer sich zusehends abschwächenden Weltwirtschaft dürfte die Nachfrage nach Speicherchips und gleichzeitig deren Preise einbrechen.

Die Zahlen für das abgelaufene Quartal und die Prognose zeigen nun unmissverständlich, wie dramatisch der Geschäftseinbruch bei dem Speicherchiphersteller ist. Vorstandschef Sanjay Mehrotra muss daher noch stärker auf die Bremse treten, die Produktion drosseln, und will im laufenden Fiskaljahr die Investitionen in Maschinen um fast 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr zusammenstreichen.

Wie geht’s weiter bei den Aktien?

Nach den schlechten Nachrichten zu Apple, Meta Platforms und Micron rate ich weiterhin klar zum Verkauf der drei Aktien, vielmehr sollten Anleger weiterhin mit Papieren auf einen weiteren Kursrückgang bei den Aktien setzen. Meiner Meinung nach sollten in einem Umfeld einer weltweiten Rezession die schlechten Nachrichten für viele US-Technologiefirmen leider weiter anhalten, während gleichzeitig die Gewinnschätzungen für das nächste Jahr viel, viel zu hoch sein dürften.

Aktuell sagen Analysten für Meta Platforms für 2023 einen Umsatzanstieg um 10,3 Prozent auf 130,1 Mrd. Dollar vorher, während der Gewinn je Aktie um 11,2 Prozent auf 10,98 Dollar klettern soll. Diese Schätzungen machen für mich absolut keinen Sinn.

Für Micron sagen die Finanzprofis für 2023 zwar einen Erlösrückgang um 22,6 Prozent auf 23,8 Mrd. Dollar vorher, während der Gewinn je Aktie auf nurmehr 2,99 Dollar kollabieren soll. Nach dem verheerenden Ausblick für das laufende Quartal müssen Analysten ihre Schätzungen allerdings dafür und für das laufende Fiskaljahr kräftig zusammenstreichen. Vor dem Hintergrund finde ich ein 2023er-KGV auf dem Basis der aktuellen Schätzungen von 17,2 für viel zu hoch. Damit ist meiner Meinung nach noch eine Menge Luft in der Aktie, zumal nach der Senkung der Umsatz- und Gewinnschätzungen die Bewertung noch höher sein wird als ohnehin schon.

In der nächsten Woche stehen keine Quartalszahlen von US-Techfirmen an. Umso stärker dürften Investoren weiter die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen im Auge behalten. Je stärker die Zinsen steigen sollten – und umso stärker damit die künftigen Gewinne der Unternehmen abdiskontiert werden -, umso mehr Gegenwind sollten der US-Aktienmarkt im Allgemeinen und gerade die hochbewerteten Tech-Aktien im Speziellen bekommen.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Egmond Haidt
Egmond Haidt
Euer Egmond by BNP Paribas

Mit der Sendung Euer Egmond erhalten Sie jeden Dienstag kompaktes Wissen sowie Tipps und Tricks rund um die Themen Finanzen und Wirtschaft. Schwerpunkt der Live-Übertragung ist die Analyse aktuell im Fokus stehender Börsenwerte und Entwicklungen. Bärisch oder Bullisch? Unser Finanzspezialist Egmond Haidt richtet seinen Blick auf die Analyse von Fundamentaldaten und setzt hierbei so manchen Kontrapunkt gegen die allgemeine Börsenstimmung.
Die Live-Sendung findet jeden Dienstag um 18:00 Uhr auf dem BNP Paribas Zertifikate YouTube-Kanal ** statt. Lassen Sie sich die Analyse von Egmond nicht entgehen.

Mehr Experten