Kommentar
15:15 Uhr, 14.01.2008

Steuerstandort Schweiz – attraktiv und unkompliziert

Die Schweiz ist nach wie vor ein äußerst attraktiver Steuerstandort. Im europäischen Vergleich weist nur gerade Irland eine leicht geringere Gesamtsteuerbelastung ("Total Tax Rate") auf. Bei Steuerreformen ist die Höhe des Steuersatzes entscheidend sowie die Komplexität des Steuersystems. Die Schweiz belegt hinsichtlich der Komplexität im weltweiten Vergleich den Platz 15 und schafft es in Europa gar auf Platz 4. Gut schneidet die Schweiz auch beim Stundenaufwand für die Einhaltung der Steuervorschriften ab: Mit 63 Stunden pro Jahr liegt sie weltweit auf Rang 6 und in Europa hinter Luxemburg auf Platz 2. Weltweit wenden Unternehmen im Schnitt fast zwei Monate für Steuerpflichten auf.

Diese Erkenntnisse gehen aus der weltweiten Studie "Paying Taxes 2008 - The global picture" von PricewaterhouseCoopers und der Weltbank hervor, für welche Steuersysteme von 178 Ländern miteinander verglichen wurden.

Die Schweiz - in der im Februar 2008 über die Unternehmenssteuerreform II abgestimmt wird - liegt in Bezug auf die Gesamthöhe der vom Unternehmen zu tragenden Steuern ("Total Tax Rate") mit Platz 24 international im vorderen Viertel, im europäischen Vergleich auf Platz 2: Mit einer "Total Tax Rate" von 29,1 Prozent liegt die Schweiz nur gerade 0,2 Prozent hinter dem europäischen Spitzenreiter Irland mit 28,9 Prozent. Die Schweiz lässt somit auch sämtliche osteuropäischen und baltischen Staaten hinter sich, die zwar mitunter über eine nominell tiefere Gewinnsteuerrate verfügen, unter Berücksichtigung der Gesamtabgabenlast wie Kapitalsteuern, Sozialversicherungs-, Zoll-, Transport- und Umweltabgaben jedoch zurückfallen.

Unternehmenssteuerreformen sind für viele Länder derzeit ein Thema. Über die Hälfte der untersuchten Staaten hat ihr Steuersystem in den letzten Jahren modernisiert. In diesem Jahr haben 31 Staaten Steuerreformen durchgeführt, über die letzen drei Jahre betrachtet, waren es 65 Länder. Die meisten Reformen fanden in den Jahren 2006 und 2007 in Osteuropa und Zentralasien statt, trotzdem sind in diesen Regionen und in Afrika die Steuern noch immer am höchsten. Als häufigste Reformmassnahme, in 27 Ländern, wurde in diesem Jahr die Körperschaftssteuer für Unternehmen gesenkt. "Für manche Volkswirtschaften haben sich die Steuerreformen ausgezahlt. Sie profitieren heute von einem erhöhten Wirtschaftswachstum und einer grösseren Investitionsfreude der Unternehmen. Manche Länder, die ihre Unternehmenssteuer gesenkt haben, sind als Markt attraktiv für neue Unternehmen", erklärt Andrin Waldburger, Partner und Leiter Steuer und Rechtsberatung von PwC Schweiz. "Die Körperschaftssteuer! macht 37 Prozent der gesamten Steuerlast für Unternehmen aus. Zudem müssen auch der Zeitaufwand für die Einhaltung der Steuervorschriften und die Vielzahl der verschiedenen Steuern berücksichtigt werden", führt Waldburger aus. "Deshalb haben wir in diesem Jahr als neue Bewertungsgröße die Kennzahl ‚ease of paying taxes' eingeführt, die analysiert, wie einfach oder kompliziert es für Unternehmen in einem Land ist, Steuern zu zahlen." Die Kennzahl ,ease of paying taxes' berücksichtigt nebst einem konsolidierten Gesamtunternehmenssteuersatz auch den administrativen Zeitaufwand und die Anzahl der verschiedenen Unternehmenssteuern.

Unkomplizierte Schweiz

Hinsichtlich der internationalen "ease of paying taxes"-Rangliste (Einfachheit des Steuersystems) rangiert die Schweiz auf dem 15. Platz, innerhalb Europas auf dem 4. Rang. Die weltweiten Top-5-Staaten innerhalb der "ease of paying taxes"-Rangliste sind die Malediven auf Platz 1, gefolgt von Singapur, Hongkong, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Oman und Irland. Am aufwendigsten ist es für Unternehmen in Venezuela, in der Zentralafrikanischen Republik, in der Demokratischen Republik Kongo, in der Ukraine und in Weissrussland, Steuern zu zahlen (Plätze 174 bis 178). In der EU sind die Unterschiede frappant: Während Irland (6), Grossbritannien (12) und Dänemark (13) in den Top-15-Staaten rangieren, sind drei andere EU-Staaten im letzten Drittel der "ease of paying taxes"-Rangliste zu finden: Polen (125), Ungarn (127) und Rumänien (134).

Schweiz - kleiner administrativer Zeitaufwand

Die Studie "Paying Taxes 2008 - The global picture" zeigt, wie der administrative Zeitaufwand durch komplizierte Compliance-Verfahren und eine Vielzahl an verschiedenen Unternehmenssteuern die Attraktivität eines Landes als Wirtschaftsstandort beeinflussen kann. Armin Marti, Partner Steuer- und Rechtsberatung bei PwC Schweiz, sagt dazu: "Die Schweiz ist ein sehr attraktiver Steuerstandort. Im globalen Ranking liegt sie auf dem 6. Platz und im europäischen Vergleich hinter Luxemburg auf Platz 2. Im globalen Durchschnitt wenden Unternehmen 56 Tage für die Einhaltung der Steuer-vorschriften auf. In der Schweiz ist der Zeitaufwand mit 63 Stunden im Vergleich tief, obwohl die Zahl der verschiedenen Steuern für Unternehmen in der Schweiz nicht besonders gering ist: "Die Schweiz liegt mit 24 verschiedenen Steuerarten auf Rang 68. Der administrative Zeitaufwand für die Steuern ist in den Ländern sehr unterschiedlich. Compliance-Richtlinien können einen entscheidenden Einfluss auf! das "ease of paying taxes"- Ranking haben. So ist Schweden, das für hohe Steuern bekannt ist, aufgrund des geringen administrativen Aufwands im vorderen Drittel zu finden. In Schweden und anderen Ländern wie Norwegen, Singapur, Lettland, Mauritius, Neuseeland, Grossbritannien und Portugal können Unternehmen ihre Steuerdeklarationen online ausfüllen, was Zeit spart. Am größten ist der administrative Aufwand in Lateinamerika, Osteuropa und Zentralasien.

Hintergrundinformationen - Begriffsklärung "Total Tax Rate"

Die "Total Tax Rate" basiert auf einer Methodologie von PwC. In die "Total Tax Rate" fließen neben den direkten Unternehmenssteuern auch sämtliche weiteren vom Unternehmen zu tragenden Steuern und Abgaben ein wie Umwelt- oder Verkehrsabgaben, Kapitalsteuern, Stempel-, und Zollabgaben sowie Sozialversicherungsabgaben (AHV, IV, EO, UVG, Arbeitgeberbeiträge der 2. Säule).

Autor: Markus Miller

Markus Miller ist Chefredakteur des renommierten Wirtschaftsmagazines „Kapital & Steuern vertraulich“, Herausgeber mehrerer Publikationen und Gründer des Internetportals GEOPOLITICAL.BIZ sowie Herausgeber der kostenlosen Online-Zeitung GEOPOLITICAL-NEWS. GEOPOLITICAL.BIZ ist eine Internet Business-, Marketing und Informationsplattform (rund um das Segment Private Banking und Wealth Management) und ein einzigartiges, interaktives Medien-Informationsnetzwerk in den Bereichen Risikomanagement, Consulting, Recht, Steuern, Vermögen, Immobilien, Wirtschaftsprüfung, Banken, Kapitalmigration, Medien, Marketing und Globalisierung.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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