Kommentar
14:10 Uhr, 23.07.2008

Sterling: Inflationsproblem und Rezessionsangst

Das Pfund Sterling wurde durch das heute veröffentlichte Sitzungsprotokoll des Zentralbanktreffens der Bank of England vom 9./10.Juli gestärkt. Der Euro- Pfund Wechselkurs fiel erstmals seit drei Wochen wieder unter die Marke von 0,79 EUR-GBP. Im Monatsvergleich konnte das Pfund Sterling gegenüber dem Euro, dem US-Dollar und dem japanischen Yen leicht zulegen. Den stärksten Wertzuwachs verzeichnete das Pfund mit 1,3 % gegenüber dem US-Dollar. Im Jahresvergleich zeigt sich allerdings gegenüber dem Euro und dem Yen eine deutliche Abwertung des Pfund mit 18,0 % bzw. 13,4 %. Dies steht im Einklang mit der unterschiedlichen geldpolitischen Entwicklung in den betrachteten Währungsräumen über die vergangenen zwölf Monate.

Konjunktur/Inflation: Inflation steigt weiter

Die Frühindikatoren im Vereinigten Königreich eilen von einem Tief zum nächsten. Mit dem Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe ist nun der letzte von ihnen in den Kontraktionsbereich gefallen. Der Giftcocktail aus sinkenden Immobilienpreisen, hoher Inflation und nachlassender Konjunktur in den Industrieländern belastet spürbar. Kurzfristig könnte das zweite Quartal durch einen unerwartet großen Sprung der Einzelhandelsumsätze eine Unterstützung erfahren. Wir haben den konjunkturellen Ausblick für 2009 von 1,9 % auf 1,5 % zurückgenommen. Die Inflationsrate ist im Juni mit 3,8 % auf den höchsten Stand seit der Unabhängigkeit der Bank of England im Jahr 1997 gestiegen. Die Bereiche Energie- und Nahrungsmittel bleiben die stärksten Preistreiber. Die Kernrate (ohne Energie und Lebensmittel) lag im Juni bei 1,6 %. Insbesondere die Gas- und Strompreisentwicklung deutet auf ein weiteres Ansteigen der Inflationsrate über die nächsten Monate hin. Unsere Inflationsprognose für das laufende Jahr haben wir von 2,8 % auf 3,4 % und für 2009 von 2,2 % auf 2,4 % angehoben.

BoE: Minutes unerwartet hawkish

Das Sitzungsprotokoll des Zentralbanktreffens der BoE vom 9./10. Juli fiel unerwartet hawkish aus. Das Abstimmungsergebnis war 6-1-1 für unveränderte Leitzinsen bei 5,00%. Unerwartet war nicht, dass sich David Blanchflower als einziger für eine Zinssenkung um 25 Basispunkte aussprach, sondern die Stimme von Tim Besley für eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte. Das Monetary Policy Committee verweist auf das Dilemma zwischen Inflationsproblem und Rezessionsgefahr und behält sich vor, entsprechend der Datenlage kurzfristig mit Zinserhöhungen oder Zinssenkungen zu reagieren. Wir rechnen damit, dass die BoE bis Ende des Jahres die Leitzinsen auf 4,5 % senken wird. Die von uns erwartete konjunkturelle Abschwächung dürfte dafür stark genug sein.

Finanzmärkte: Vorsichtiger Optimismus

Die Spekulanten an der Chicago Mercantile Exchange sind seit drei Monaten erstmals wieder nettolongpostitioniert in Pfund Sterling. Die niedrige GBPLongpositionierung der spekulativen Anleger deutet aber nicht auf ein ausgeprägtes Belastungspotential für das Pfund hin.

Prognose

Über die nächsten Monate ist mit einem neuen Rekordtief des Pfund Sterling gegenüber dem Euro zu rechnen. Sowohl der geldpolitische Ausblick als auch die konjunkturelle Entwicklung im weiteren Jahresverlauf dürften keine Erholung des Pfund zulassen. Die sich ebenfalls abschwächende Konjunktur in Euroland könnte im weiteren Jahresverlauf eine Stütze für das Pfund Sterling gegenüber dem Euro darstellen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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