Kommentar
10:50 Uhr, 07.06.2007

Sterling-Fundamental:  Im Bann der Geldpolitik

Pfund Sterling tendiert fester Im Zuge der Leitzinserhöhung durch die BoE am 10. Mai tendierte das Pfund Sterling fester. Zusätzlichen leichten Auftrieb erhielt das Pfund Sterling mit der Veröffentlichung des Sitzungsprotokolls (Minutes) zum letzten Zinsentscheid am 23. Mai. Hier überraschte die Deutlichkeit, mit der das Monetary Policy Committee (MPC) die Bereitschaft signalisierte, den Leitzins über die 5,50 % hinaus anzuheben.

Konjunktur/Inflation: Konjunktur weiter robust

Die britische Volkswirtschaft ist nach wie vor in einer guten Verfassung. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) konnte im ersten Quartal 2007 mit einem Zuwachs von 0,7 % qoq und 2,9 % yoy zum vierten Mal in Folge positiv überraschen. Die Aufschlüsselung der Verwendungsseite des BIP zeigt, dass die stärksten Wachstumsfaktoren der private Konsum (mit 0,4 Prozentpunkten Wachstumsbeitrag) und die Anlageinvestitionen (mit 0,3 Prozentpunkten) waren. Für die Jahre 2007 und 2008 erwarten wir jeweils ein Wachstum des BIP auf dem Potenzialpfad in Höhe von 2,7 %. Die Verbraucherpreise sind im April erwartungsgemäß um 2,8 % yoy angestiegen. Damit wurde zum zwölften Mal in Folge das Inflationsziel der BoE von 2 % übertroffen.

BoE: Nächste Zinserhöhung im August

Aus dem im Mai veröffentlichten zweiten Inflationsbericht für das Jahr 2007 geht hervor, dass nach Einschätzung der BoE die derzeit deutlich über dem Zielwert von 2 % liegende Inflationsrate bis Ende 2007 wieder auf unter 2 % fällt. Allerdings werden für 2008 klare Aufwärtsrisiken für die Inflation gesehen. Die große Besorgnis der BoE über die mittelfristigen Inflationsrisiken drückt auch das Protokoll zur letzten Sitzung des MPC aus. Zum ersten Mal seit Mai 2004 wurde eine Zinserhöhung wieder einstimmig getroffen und eine Leitzinsanhebung sogar um 50 Basispunkte diskutiert. Wir erwarten eine weitere Erhöhung des Leitzinses um 25 Basispunkte auf 5,75 % im August.

Externe Position: Handelsbilanzdefizit leicht gestiegen

Die außenwirtschaftliche Position bleibt von einem hohen Defizit in der Handelsbilanz geprägt. Dieses Defizit hat sich im ersten Quartal 2007 auf GBP 13 Mrd. wieder leicht ausgeweitet und betrug 3,9 % gemessen am BIP. Damit ist UK neben den USA nach wie vor eines der G8-Länder mit dem größten Handelsbilanzdefizit. Ein Absturz des Pfund Sterling ist in naher Zukunft dadurch sicherlich nicht zu befürchten, der Abwertungsdruck durch das Handelsbilanzdefizit besteht aber unvermindert. Dieser mittelfristige Abwertungsdruck wird zwar von der Kaufkraftparitätentheorie für den GBP/USD Kurs bestätigt, aber nicht gegenüber dem Euro.

Finanzmärkte: Spekulanten setzen auf Pfund Sterling Die Zinserhöhung der BoE und die deutlichen Zinserhöhungssignale führten zuletzt bei den spekulativen Anlegern in Pfund Sterling an der Chicago Mercantile Exchange wieder zu einem Ausbau der Nettolongpositionen. Diese war in den Wochen zuvor kontinuierlich abgebaut worden, wodurch das Pfund Sterling tendenziell belastet wurde. Insgesamt bleibt die Nettolongpositionierung aber auf einem hohen Niveau. Die Spekulanten sind damit weiterhin optimistisch für die Entwicklung des Pfund Sterling. Mit dem jüngsten Ausbau der Nettolongpositionen hat sich das Belastungspotenzial für das Pfund Sterling wieder erhöht.

Prognose

Das Pfund Sterling wird durch die robuste Wirtschaftslage und die Geldpolitik gestützt. Gegenüber dem Euro sehen wir derzeit aber nur eine Seitwärtsbewegung aufgrund der sehr guten realwirtschaftlichen Entwicklung in Euroland. Eine Abwertungstendenz hingegen besteht unserer Einschätzung nach gegenüber dem US-Dollar. Dies liegt darin begründet, dass sich die Zins- und Wachstumsdifferenz zu Gunsten des US-Dollar entwickeln wird.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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