Kommentar
13:00 Uhr, 02.04.2008

Stellen Sie sich vor – Benzin wird über Nacht um rund 15% billiger und ...

... kostet nur noch ca. 0,8 EUR pro Liter. Unmöglich? Nicht in Japan. Die dortigen politischen Verhältnisse sind inzwischen so chaotisch, dass es nicht mal mehr gelang, ein Gesetz zur Benzinbesteuerung zu verlängern, dass seit 34 Jahren gilt und am 31.03.08 auslief.

Wenn das doch nur bei uns so wäre…

Nicht das einzige, was derzeit im Fernen Osten schief läuft. Die Neubesetzung des Chefpostens der japanischen Notenbank (BoJ) liegt immer noch in weiter Ferne, was gerade in der aktuellen Phase ein Debakel ist. Grund für die politische Misere ist das Erstarken der Opposition, die die Mehrheit im Oberhaus hat. Jahrzehntelang regierte die LDP (liberaldemokratische Partei) nach Gutdünken ohne wahre Gegenkraft – nun müssen neue Gesetze, die von der zweiten Parlamentskammer bestätigt werden, das Ja der DPJ (Demokratische Partei Japans) erhalten. Und die sträubt sich.

Zu alldem kommt wirtschaftliches Ungemach. Der schwache Dollar ist Gift für Japans exportorientierte Wirtschaft, der Geschäftsklimaindex sank auf ein 4-Jahrestief. Trotz Japans geographischer Nähe zum gigantischen Wirtschaftsraum China und Indien ist eine Abkopplung von den USA offenbar noch nicht möglich. Ein erneutes Abrutschen in die Rezession wird befürchtet, wenn die US-Wirtschaft abgleitet. Die japanische Notenbank wird in dieser Lage die Zinsen vermutlich weiterhin nicht erhöhen. Die Stärke, die der Yen seit Sommer letzten Jahres gegen den US-Dollar aufgebaut hat – damals mussten noch 122 Yen für einen Dollar gezahlt werden, gestern unter 100 – sie ist keine eigene Stärke, es ist einfach eine Dollarschwäche.

Während Japan sich sorgt, bemühen sich die Anleger weltweit, die Finanz- Krise zu bewältigen. Das schlimmste scheint tatsächlich ausgestanden. Ein guter Indikator dafür ist die Reaktion der Aktienkurse auf weitere schlechte Nachrichten. Milliardenabschreibungen bei der Deutschen Bank und UBS führten nicht zu weiteren Abschlägen, im Gegenteil: Finanztitel sind derzeit gefragt wie lange nicht. Letztlich weiß eben jeder, dass auch nach dieser Krise die Welt nicht untergeht. Wenn man also ohnehin in den Markt wieder rein will, warum nicht jetzt? Finanztitel beinhalten ein besonderes Bonbon. Denn die massiven Abschreibungen, die bilanzrechtlich nicht zu umgehen sind, dürften in ihrer Höhe deutlich zu hoch sein. Denn die Subprimepapiere sind auf aberwitzige Niveaus abgerutscht, weil sie keiner mehr wollte. Sie sind aber keineswegs wertlos, wie man vielleicht meinen würde. Selbst wenn sehr viele Schuldner ausfallen, die Papiere sind schließlich mit Immobilien besichert. Das heißt: Die Institute, die die fraglichen Produkte im Portfolio behalten werden im nächsten Aufschwung massiv die entsprechenden Bilanzpositionen aufwerten können. Die Manager wird’s freuen: Vermutlich sind sie so dreist und kassieren dann erneut dicke Boni auf eine nicht von ihnen erbrachte Leistung.

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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