Kommentar
09:25 Uhr, 16.04.2015

Steigende US-Zinsen vermutlich kein Problem für Wachstumsaktien

Die US-amerikanische Wirtschaft befindet sich auf dem Zenit. Niedrige Energiepreise und hohes Verbrauchervertrauen deuten auf weiteres Wachstum hin, erklärt Dan Harlow, Co-Fondsmanager des AXA Framlington American Growth Fonds.

Während die Weltwirtschaft nach wie vor nicht richtig in Fahrt kommt, signalisieren verschiedene Frühindikatoren, dass die Wirtschaft der USA die Mitte des Zyklus erreicht hat und die inländischen Gewinne weiter steigen. „Die Unternehmen suchen neue Mitarbeiter, und ihre Investitionspläne sind nicht zuletzt dank der niedrigen Finanzierungskosten vielversprechend“, erklärt Dan Harlow, Co-Fondsmanager des AXA Framlington American Growth Fonds. „Verbrauchervertrauen und Geschäftsklima steigen nach wie vor, und die Arbeitslosenquote liegt unter 6 Prozent. Bereiche wie etwa Anlageinvestitionen und Investitionen im Wohnungsmarkt liegen immer noch deutlich unter ihren historischen Trends, sodass gute Chancen auf solides Wachstum bestehen.“

Die jüngste Berichtssaison sei überwiegend positiv verlaufen, wobei die Gewinne und Umsätze erwartungsgemäß auf den Wechselkurs und die niedrigeren Öl- und Gaspreise reagiert hätten. „Diese Effekte waren vielfach so stark, dass der positive Einfluss der sich verbessernden US-Konjunktur ganz in Vergessenheit geraten ist“, so Harlow. Angesichts der hohen Bedeutung von Öl für die Volkswirtschaft beeinflussten Ölpreisveränderungen die Unternehmensgewinne nämlich stark – vor allem im Energiesektor selbst. So seien die Gewinne des Sektors zum Stichtag Ende September 2014 noch um 3 Prozent gestiegen. Im ersten Quartal 2015 dagegen seien sie um 64 Prozent gefallen. Nach Angaben des Finanzdatenanbieters Factset hat dieser Rückgang in einem Sektor, der etwa 8 Prozent des S&P 500 ausmacht, auch die Gewinnprognosen für das erste Quartal dieses Jahres insgesamt in den Minusbereich gedrückt. Damit sind die Quartalsgewinne zum ersten Mal seit über zwei Jahren gesunken. Harlow bleibt dennoch optimistisch: „Letztendlich sind das nur kleine Schönheitsfehler, die nicht darüber hinwegtäuschen sollten, dass sich hochwertige Unternehmen mit einer starken Konzentration auf die heimische Wirtschaft operativ gut entwickeln und sich entsprechend optimistisch äußern.“

Dieser Trend werde auch vom wiedererwachten US-Verbrauchervertrauen getragen, das ein Achtjahreshoch erreicht hat, zuletzt auch dank der niedrigeren Ölpreise. Diese beiden Faktoren könnten sich künftig auf zyklische Konsumgüter auswirken. So kostet Benzin derzeit etwa 2,42 US-Dollar pro Gallone, das war zuletzt im April 2009 der Fall, was bei einem jährlichen US-Gasverbrauch von ungefähr 400 Milliarden US-Dollar nach Angaben von Wells Fargo eine Ersparnis von 90 Milliarden US-Dollar oder 600 US-Dollar pro Haushalt bedeutet. Da die Ausgaben für Gas etwa 5 Prozent der US-Verbraucherausgaben ausmachen, sind die effektiven Einsparungen beachtlich.

Leitzinserhöhung in nächster Zeit ist wahrscheinlich

Angesichts dieser konjunkturellen Erholung gehen immer mehr Beobachter davon aus, dass demnächst die Leitzinsen erhöht werden. „Verständlicherweise reagierten die Anleger aus Angst vor den Auswirkungen künftiger US-Zinserhöhungen nervös“, erläutert Fondsmanager Harlow. „Aber wenn es soweit ist, muss die US-Notenbank wahrscheinlich nicht besonders aggressiv an der Zinsschraube drehen. Und im Übrigen korrigiert sie dann auch lediglich die aktuell künstlich niedrigen Zinsen auf ein normales Niveau.“

Zinssensitive Aktien hätten dennoch auf die steigende Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung reagiert, erklärt Harlow: „Es ist bezeichnend, dass sich die als Anleihenersatz genutzten Aktien, also defensive Dividendentitel oder entsprechende Fonds, nach zwei guten Jahren zuletzt unterdurchschnittlich entwickelten.“ So habe das Versorgersegment im S&P 500 gegenüber seinem Höchststand im Januar 2015 fast 10 Prozent eingebüßt. Für Wachstumstitel seien die Rahmenbedingungen dennoch positiv: „Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, unterscheidet sich dieser Zyklus in unseren Augen von früheren Zyklen, und so bringt die Zinsentwicklung vermutlich keine Beeinträchtigung für Wachstumsinvestoren“, so Harlow.

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