Kommentar
14:17 Uhr, 05.04.2018

Steht Europa vor dem wirtschaftlichen Ruin?

Die Wirtschaft der Eurozone hat sich in den vergangenen Jahren deutlich erholt. Aber es gibt eine Statistik, die die ganze Misere in den Euro-Ländern zeigt und für die Zukunft nichts Gutes erwarten lässt. Wie katastrophal wird die kommende Krise?

Auch wenn in den Medien eine Krise die nächste jagt: Die Wirtschaft in Europa ist in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen und hat sich von der Euro-Krise zum großen Teil erholt. In einigen ehemaligen Krisenländern, so etwa in Spanien, hatte die Expansion mit Wachstumsraten von teilweise mehr als drei Prozent sogar boomartige Züge. Zwar hat sich die Wachstumsdynamik schon seit einigen Monaten abgeschwächt. Die wirtschaftliche Lage ist in vielen Ländern aber trotzdem noch weit besser als im langjährigen Durchschnitt.

Wie gut es der Wirtschaft in der Eurozone geht, zeigt zum Beispiel der Einkaufsmanagerindex für die gesamte Privatwirtschaft im Währungsgebiet. Seit 57 Monaten signalisiert der Index ununterbrochen eine wirtschaftliche Expansion in der Eurozone. Noch vor wenigen Monaten wurde der höchste Stand seit vielen Jahren erreicht und auch aktuell befindet sich der Index noch auf einem weit überdurchschnittlichen Niveau.

Von der wirtschaftlichen Erholung hat auch der Arbeitsmarkt profitiert. So lag die Arbeitslosenquote in der Eurzone zuletzt nur noch bei 8,5 Prozent und damit auf dem niedrigsten Stand seit Dezember 2008. Gegenüber einem im Jahr 2013 erreichten Hoch von mehr als 12 Prozent hat die Arbeitslosigkeit damit um immerhin fast ein Drittel abgenommen. Die Arbeitslosigkeit ist noch nicht ganz auf das Niveau gesunken, das vor der Finanzkrise erreicht wurde, befindet sich aber auch nicht mehr weit davon entfernt.

Ein genauerer Blick auf die Arbeitslosenstatistik zeigt allerdings, dass die wirtschaftliche Situation in der Eurozone weit weniger rosig ist, als es den Anschein hat. Zum einen fällt auf, dass die Arbeitslosenquote zwischen den verschiedenen Ländern erheblich variiert. Nach der international einheitlichen Definition der Internationalen Arbeitsorganisation ILO etwa betrug die Arbeitslosenquote in Deutschland zuletzt nur 3,5 Prozent, in Spanien hingegen 16,1 Prozent und in Griechenland 20,8 Prozent.

Aber auch die Arbeitslosenquote zeigt noch nicht die eigentliche Misere. Noch viel dramatischer ist nämlich die Jugendarbeitslosigkeit, die nach der intenational einheitlichen ILO-Definition die Arbeitslosenquote der 15- bis 24-Jährigen zeigt. Euro-Länder sind dabei mit der Farbe orange hervorgehoben.

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Die Jugendarbeitslosigkeit in vielen Euro-Ländern ist deutlich höher als im internationalen Vergleich. So liegt die (international einheitlich definierte) Jugendarbeitslosenquote in Frankreich bei 22,3 Prozent, in Italien bei 34,8 Prozent, in Spanien bei 38,7 Prozent und in Griechenland nach wie vor bei 43,8 Prozent. Die Krise ist in weiten Teilen Europas nicht wirklich vorbei - sie ist nur aus den Schlagzeilen verschwunden.

Europa hat gerade eine außergewöhnliche Boom-Phase mit rekordniedrigen Zinsen hinter sich. Die Wirtschaft hatte einen erheblichen Rückenwind. Trotzdem ist es in vielen Ländern nicht gelungen, die Jugendarbeitslosigkeit auf ein akzeptables Niveau zu reduzieren. Besonders besorgniserregend ist die Situation in Italien, Spanien und Griechenland. Aber auch im zweitgrößten Euro-Land Frankreich liegt die Jugenarbeitslosigkeit nach wie vor weit über dem internationalen Durchschnitt.

Die hohe Jugendarbeitslosigkeit lässt für die Zukunft nichts Gutes erwarten. Wenn bereits am Ende einer Boom-Phase zwischen einem Fünftel und der Hälfte aller jungen Menschen keinen Arbeitsplatz mehr findet, dann dürfte die Situation in der nächsten Krise noch viel dramatischer werden.

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58 Kommentare

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  • shark
    shark

    Das Dublin.III-Abkommen und das deutsche Grundgesetz§16a besagen,dass niemand in Deutschland Asyl verlangen kann,der über einen sicheren Drittstaat einreist .!

    Wir sind umgeben von sicheren Drittstaaten

    In den EU-Verträgen gibt es eine Non-Bail-Out-Klausel ,sowie ein Verbot der Staatsfinazierung durch die EZB

    Gegen all dies wird permanent von Merkel verstoßen-permanenter Rechtsbruch nenne ich das !!

    16:10 Uhr, 09.04.2018
    1 Antwort anzeigen
  • shark
    shark

    Europa wäre ohne Deutschland schon längst am Ende .-der nächste Krisenfall wird Italien sein .Da geht es allerdings um andere Dimensionen wie bei Griechenland,

    Die Jugendarbeitslosigkeit in Europa ist ein Skandal-ebenso ein Skandal ist die Kinderarmut in Deutschland .,Jedes fünfte Kind wächst in Armut auf .

    Und ob das Vorhandensein von "Tafeln" in fast jeder deutschen Stadt ein Zeichen von Reichtum etc sein soll,wage ich mal zu bezweifeln .Es ist eher ein Armutszeugnis für das Versagen der Politik.

    Interessanterweise ist auch unsere Bundeswehr in weiten Teil nicht mehr einsatz bereit. Von 93 Tornados sind nur 26 einsatzfähig ,von 6 U-Booten gerade mal eines usw.

    Dieser Zustand ist auf viele andere Bereiche übertragbar und die illegale Einwanderung in unsere Sozialsyteme tut ein übriges..

    Die nächste Rezession wird für die EU und das internatinale Finanzsystem zum "Lackmustest"

    Und um abschließend auf data75 einzugehen,,Zuversicht ist immer gut,nur"blinde Zuversicht" negiert die Realität.

    Und Deutschland wäre mit der Mentalität von heute immer noch in Schutt und Asche !

    Warum tolerieren wir eigentlich ca 2.Mio Erdogan -Anhänger in Deutschland,wo dessen Politik mit unsrem GG nicht mal ansatzweise in Einklang zu bringen ist und warm dulden wir den permanenten Verfassungsbruch durch Fr.Merkel in der Flüchtlings-und EU-Politik??

    10:12 Uhr, 08.04.2018
    1 Antwort anzeigen
  • netzadler
    netzadler

    TARGET 2 Saldo der Bundesbank bei 923,5 Mrd. !!! wieder mal neues ATH

    schon verrückt, wie hoch so ein Kartenhaus werden kann

    09:58 Uhr, 06.04.2018
  • kingmidas
    kingmidas

    Das EU Projekt ist längst gescheitert, nur wollen das manche Träumer immer noch nicht wahrhaben. Und nein ich wähle keine AfD.

    Man braucht sich hier aber nicht als Opfer darstellen. Die großen Nationen wie Deutschland, Frankreich etc. haben die kleinen systematisch ausgebeutet und wenn wir dafür jetzt mal dien Zeche zahlen müssen ist das nur gerecht. Die Griechen wollte man nicht aus der EU Zwangsjacke lassen, dafür bluten die Bürger dort, nur damit die Politiker damit prahlen können, dass Griechenland in der EU geblieben ist.

    Wann begreifen die Leute endlich, dass es falsch ist wenn man aus vielen verschiedenen Nationen eine Nation machen will? Begriffen hat unsere Regierung da nichts, insbesondere die SPD.

    Die briten wollten sich nicht mehr von Brüssel rumkommandieren lassen und sind gegagen. Richtige Entscheidung. Wer sowas nicht nachvollziehen kann, der hat nichts begriffen.

    Brüssel hat versagt. Wenn Deutschland deshalb bluten muss, dann sind sie selbst schuld. Wir schreien ja von allen am lautesten nach EU EU, dafür kommt bald die Rechnung von Macron. Tolles Europa oder?

    22:23 Uhr, 05.04.2018
    1 Antwort anzeigen
  • kingkong007
    kingkong007

    Ein Milliardengrab, für das wir noch tüchtig bluten werden.

    17:43 Uhr, 05.04.2018
  • Billabong
    Billabong

    Genau richtig, Macron will mit deutschem Geld Europa retten, Eurobonds etc. Das Problem ist, dass Juncker & Co. es nicht wahrhaben wollen, dass der Europa Zug spätestens seit dem Brexit längst abgefahren ist. Die Menschen wollen weniger Europa, keine Zentralregierung und Bestimmung von Brüssel. Warum hat man nicht einfach das Europa Ende der 90 er kurz vor der Einführung des Euro so belassen ??? ohne gemeinsame Währung, aber dafür Handelserleichterungen, keine Zölle etc. das wäre doch das beste gewesen.

    17:06 Uhr, 05.04.2018
    3 Antworten anzeigen
  • MicSim
    MicSim

    Hallo,

    ILO heißt aber auch, alle die, die mind. 1 h in der Woche arbeiten nicht als arbeitslos gemäß ILO Definition gelten. Das ist gelinde gesagt ein Witz.

    Jugendarbeitslosigkeit: Hier gibt es einen kleinen Wermutstropfen, nämlich daß nur die Jugendlichen als arbeitslos gelten und damit in der Statistik auftauchen, die auch dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Sprich, wer an der UNI rumhängt, gilt nicht als arbeitslos, oder wer gerade eine Weiterbildung macht etc. pipapo.

    Gruß

    17:03 Uhr, 05.04.2018
  • Teebeutel
    Teebeutel

    Selber Schuld. Dem ersten Kommentator stimme ich voll und ganz zu. Mit deutschem Geld soll Europa wieder genesen, Marcron will alles vergemeinschaftlichen und von der deutschen Regierung wird es keinen Widerstand geben und die AfD hat nichts zu sagen. Aber klar, der Euro ist ein voller Erfolg und uns geht es so gut wie nie zuvor. Sieht man an der hohen Jugendarbeitslosigkeit der Südländer. Neben diesen Problemen hat uns Mutti ja noch ein weiteres eingebrockt, der Migrationsdruck geht weiter. Bin gespannt wann die Probleme von Italien offener zu tage kommen. Dann brennt die Hütte.

    16:49 Uhr, 05.04.2018
  • Super-Hobel
    Super-Hobel

    Naja, wenn man sich den Eurostoxx anschaut sieht man ja glasklar die bärische Flagge, die sich irgendwann auflösen wird. Und kein Boom dauert ewig, Deutschland füttert schon bald mehr Leute durch, die nichts können und nichts leisten, finanziert von wenigen, die schaffen. Auf Dauer geht das alles nicht gut aber da wird niemand dran rütteln bevor es nicht wirklich knallt.

    16:18 Uhr, 05.04.2018
  • Tobias Krieg
    Tobias Krieg Technischer Analyst

    Guter Artikel Oli

    15:27 Uhr, 05.04.2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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