Starker US-Arbeitsmarktbericht schickt S&P500 und DAX auf Berg- und Talfahrt – Wie geht’s weiter? Gespanntes Warten auf US-Inflationsdaten
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Wie könnte es in dem Umfeld an den Aktienmärkten weitergehen, zumal die kräftig steigenden US-Zinsen deutliche Auswirkungen haben, gerade auf die US-Technologiewerte?
Mit großer Verwunderung dürften viele Investoren auf den US-Arbeitsmarktbericht für Juni reagiert haben: So waren im Juni 372.000 Jobs geschaffen worden, was um rund 100.000 über den Schätzungen der Analysten lag. Allerdings sind die Zahlen für April und Mai um insgesamt 74.000 Dollar nach unten korrigiert worden. Summa summarum waren die Zahlen für den 3-Monats-Zeitraum also zwar kaum besser als erwartet, Investoren haben sich aber auf die Juni-Zahlen fokussiert.
Nach der Veröffentlichung des Berichts waren daher die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen nach oben geschossen, woraufhin DAX und S&P500-Future kurz eingeknickt waren, anschließend aber schnell wieder nach oben gedreht sind. Einerseits hat der Bericht bei einigen Investoren die Hoffnung geweckt, dass die US-Wirtschaft trotz einer Serie schlechter Daten noch nicht in eine Rezession abgerutscht sein könnte.
Andererseits schüren gute Daten die Befürchtung, dass die Fed bei der nächsten Sitzung die Leitzinsen erneut um 75 Basispunkte (0,75 Prozentpunkte) anheben dürfte, was die hochverschuldete und damit stark zinsabhängige Privatwirtschaft umso mehr belasten würde. Das erhöht das Risiko, dass die Wirtschaft umso schneller in eine Rezession abrutschen würde.
Bei all der Euphorie haben viele Investoren darüber hinweggesehen, dass es diesmal eine große Diskrepanz zwischen den Zahlen der Umfrage unter den Unternehmen und jener unter den privaten Haushalten, sprich den potenziellen Arbeitnehmern gab. Zwar waren laut ersterer Umfrage 372.000 Jobs geschaffen worden, was der Aktienmarkt entsprechend feiert. Laut jener unter den privaten Haushalten waren aber 315.000 Jobs abgebaut worden. Sie lesen richtig: „abgebaut worden.“ Das ignorieren die Märkte aber.
Kleiner Hinweis: Am vergangenen Dienstagabend habe ich in der Sendung „Euer Egmond“ präsentiert von BNP Paribas Zertifikate die Aussichten für S&P500, DAX, Euro-Dollar und Gold analysiert.
Wie könnte es weitergehen?
Nach dem deutlichen Kursanstieg der vergangenen paar Tage bei DAX und S&P500 hat sich die Stimmung vieler Investoren etwas verbessert, weshalb die Erholung zumindest beim DAX kurzfristig noch ein bisschen weitergehen könnte. Zumal der Verfallstag am 15. Juli schnell näher rückt und daher Fondsmanager versuchen könnten, die Einzelwerte und damit den Index noch etwas weiter nach oben zu ziehen.
Beim DAX haben Investoren die kräftig steigenden US-Zinsen nicht etwa als Signal für die weitere Verschärfung der Geldpolitik durch die Fed interpretiert, sondern als Zeichen für eine Aufhellung der Aussichten für die US-Wirtschaft. Daher führen Value-Aktien und Zykliker, wie Volkswagen, HeidelbergCement , Daimler Truck , Continental , Mercedes-Benz , Covestro , Deutsche Bank, BASF und Bayer AG heute die Gewinnerliste im DAX an.
Hingegen bedeuten kräftig steigende US-Zinsen umso mehr Gegenwind für den hochbewerteten S&P 500) im Allgemeinen und die noch höher bewerteten Technologieaktien, wie Apple , Microsoft Corp. , Amazon.com , Meta Platforms und Alphabet Inc.im Besonderen. Kein Wunder, dass die Aktien heute allesamt kaum vom Fleck kommen. Lediglich Tesla legt deutlich zu, wegen der Hoffnung, dass die Übernahme von Twitter durch Tesla-Chef Elon Musk platzen könnte, woraufhin sich Musk wieder mehr auf Tesla fokussieren könnte.
Nervöses Warten auf US-Inflationsdaten
Für die nächsten kräftigen Kursausschläge dürften die US-Inflationsdaten sorgen, die am kommenden Mittwoch, 13. Juli um 14.30 Uhr veröffentlicht werden. So sollen die Verbraucherpreise im Juni um herbe 1,0 Prozent gegenüber dem Vormonat steigen, nach 1,0 Prozent für Mai. Zudem sollen die Preise im Juni um 8,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr klettern, nachdem sie im Mai mit 8,6 Prozent das höchste Niveau seit Dezember 1981, also seit mehr als 40 Jahren, erreicht hatten.
Sollten die Zahlen niedriger ausfallen als erwartet, dürfte das die Hoffnung der Investoren schüren, dass die Fed in den nächsten Monaten die Zinsen nicht so stark anheben dürfte wie bislang angekündigt. Zur Erinnerung: Die Fed will die Leitzinsen bis zum Jahresende auf 3,4 Prozent anheben. Ich habe allerdings zahllose Male gesagt, dass die Fed bereits Ende August bzw. Anfang September umschwenken könnte, weil eine Rezession mit großen Schritten heraufzieht, oder bereits begonnen haben könnte.
Sollten hingegen die Inflationsdaten am Mittwoch deutlich höher ausfallen als erwartet und damit noch mehr Zins- und Rezessionssorgen schüren, dürften S&P500 und DAX wieder in Richtung der 52-Wochen-Tiefs nach unten drehen.
In meiner Sendung "Euer Egmond" analysiere ich wöchentlich die Märkte!
Hallo Herr Stefan,
es freut mich sehr, dass Ihnen die Sendung gefällt.
Ich halte es für keine gute Idee, ins fallende Messer zu greifen. Niemand weiß, ob und wann die Fed eventuell umschwenken könnte. Solange sie das aber nicht tut, dürfte meiner Meinung nach der Abwärtsdruck auf S&P500 und DAX anhalten und niemand weiß, wo jeweils das Tief sein könnte. Ich würde nicht irgendwo einsteigen, um anschließend zuzuschauen, dass die Aktien vom aktuellen Niveau aus vielleicht 20 Prozent oder noch mehr nach unten rauschen. Aber das ist natürlich Ihre Entscheidung.
Hallo Herr Haidt, eine Frage an Sie : "Sollten die Zahlen niedriger ausfallen als erwartet, dürfte das die Hoffnung der Investoren schüren, dass die Fed in den nächsten Monaten die Zinsen nicht so stark anheben dürfte wie bislang angekündigt." Das wäre ja ganz klar positiv - Peak Inflation - Notenbank verlangsamt Zinserhöhungen - sprich Aktien kaufen! Anderes Szenario Inflationdaten heisser als bisher hiesse wie Sie schreiben "dürften S&P500 und DAX wieder in Richtung der 52-Wochen-Tiefs nach unten drehen." Das bedeutet ja dann aber, dass die FED die Zinsen stärker anhebt, aber dann doch wohl im August/September wieder umschwenken wird, da eine Rezession kommt und die Inflation "laufen lässt" - das ist ja dann aber auch wieder ganz klar positiv da dann die Zinsen wieder gesenkt werden, und der Markt wohl wieder mit Liquidität geflutet werden wird, koste es was es wolle eben, um eine Rezession zu verhindern. Sprich ebenfalls Aktien kaufen und evtl. im 52 Wochen Tief nochmals nachkaufen und darauf vertrauen dass die FED wieder komplett umschwenken wird. Also wie ich es drehe und wende, ist es für den Lanfrist Anleger jetzt doch Zeit zu kaufen - oder übersehe ich da etwas grundlegendes ???? Vielen Dank für Ihre Bericht und "Euer Egmond" - ich schaue das jede Woche. Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.