Kommentar
16:04 Uhr, 17.02.2006

Staatsanleihen Eurozone: Kosten drücken Rendite

Renten- und Geldmarktfonds werden von laufenden Kosten und Ausgabeaufschlägen gebremst. Die Belastungen stehen in keinem Verhältnis zu den derzeit erzielbaren Renditen in der Eurozone.

Franziska van Almsick trainiert mit kurzen Sprints für die Olympischen Spiele an den Stränden Südafrikas. Es sind Trockenübungen für eine Schwimmerin. OK, Joggen im Sand ist hart, aber ihr Betreuer hat eine Steigerung parat: Franzi wird in ein Gurtsystem gezwängt, das ihren Oberkörper umfasst. Sie muss einen am Seil hängenden Traktorreifen durch den südafrikanischen Sand ziehen.

Seit nunmehr 18 Monaten kommen mir Rentenfondsmanager mit Schwerpunkt Eurozone-Staatsanleihen vor wie die Franzi mit dem Traktorreifen. Der Sand ist das schwierige Kapitalmarktumfeld in Euroland für Zinsanleger. Und der Traktorreifen sind die Kostenblöcke Ausgabeaufschlag und Management Fee. Setzt man die zu erwartenden und in den letzten 18 Monaten erwirtschafteten Erträge zu den Kosten für die Vermögensverwaltung und den Vertrieb in Beziehung, dann erscheint vor dem Hintergrund einer Rendite 10jähriger Bundesanleihen von 3,5% die Vergütung der Kapitalanlagegesellschaften als unverhältnismäßig.

Konservativ gemanagte Anleiheportfolios haben 2005 nach Kosten zwischen 3 und 5% erzielen können. Wahrscheinlich ist 2006 nicht mehr drin. Für Neuinvestments bedeutet dies, dass im ersten Jahr der Ausgabeaufschlag verdient (in der Regel 3%) und bestenfalls ein Inflationsausgleich erzielt wird (erwartete Inflationsrate 2%). Bei jährlichen Verwaltungsgebühren von 50 Basispunkten und mehr bleibt nicht viel übrig. Unterstellt man eine Rendite vor Kosten von 5%, dann machen 0,5% oder 50 Basispunkte 10% des Anlageergebnisses aus. 1% Management Fee stehen für 20% des jährlichen Ertrags!

Rentenfonds, die in Währungen außerhalb der Eurozone investieren, können höhere Zinsniveaus anzapfen. Auch Bonitätsrisiken aus Unternehmensanleihen steigern das Renditepotential. Demnach fallen 50 Basispunkte bei einer jährlichen Rendite von 8% und mehr weniger ins Gewicht. Es ist zwar immer noch viel Geld, aber vertretbar. Institutionelle Investoren zahlen übrigens weit niedrigere Sätze für ihre Rentenmandate.

Quelle: Morningstar Deutschland

Die Aufgabe der Fonds-Ratingagentur Morningstar ist es, leicht zugängliche Informationen und Anwendungen anzubieten um den Anlegern eine objektive Hilfe zu den mehr als 6.000 in Deutschland zugelassen Fonds zu geben. Als Teil des europäischen Netzes lancierte Morningstar seine Dienste in Deutschland am 23.05.2001 unter www.morningstarfonds.de

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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