Kommentar
10:18 Uhr, 20.11.2015

SQUARE - Technologie-IPO zu Schleuderpreisen

Facebook und Alphabet Aktien sind nach wie vor heiß begehrt. Das war's dann allerdings auch schon. Das müssen auch Unternehmen lernen, die an die Börse wollen.

Erwähnte Instrumente

  • Block Inc
    ISIN: US8522341036Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (NYSE)
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Gestern wurde die Aktie von Square erstmals gehandelt. Das Unternehmen vom Twitter Gründer Jack Dorsey ist ein Unternehmen, welches bargeldloses Zahlen ermöglicht. Es ist allerdings sehr viel mehr als nur als ein Bezahldienst. In den Medien wird Square gerne mit einem Bezahldienst gleichgesetzt, doch wenn man hinter die Kulissen schaut, dann ist Square vielmehr ein Softwareunternehmen.

Squares Software (eine App) kann von Unternehmen auf Geräte wie das iPad heruntergeladen werden. Mit dieser App lassen sich Zahlungen verwalten. Dabei wird erkannt, welches Produkt gekauft wurde, wie viel von diesem Produkt noch auf Lager ist usw. Square bietet eine Abwicklungs- und Analysesoftware an. Firmeninhaber können sofort sehen, welche Produkte Umsatz bringen und können ihr Lager entsprechend managen.

Für Kunden lässt sich nicht nur bargeldlos zahlen. Sie können über ihr Smartphone Feedback geben und eine individualisierte Rechnung erhalten. Square arbeitet nicht nur online, sondern auch offline. Das ist ein großer Vorteil für die Benutzer der App.

Die Idee von Square ist gut und trifft einen Nerv. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen in den USA nutzen Square mit großer Begeisterung. Es macht vieles einfacher und auch kostengünstiger. Da Square nicht einfach ein Bezahldienst ist, hat das Unternehmen gegenüber Unternehmen, die nur durch die Geldtransaktion an sich Umsatz generieren einen großen Vorteil.

Dieser Vorteil zeigt sich anhand des enormen Wachstums. Das Unternehmen begann mit fast 200 Mio. Dollar Umsatz. Heute liegt der Umsatz bereits bei knapp einer Milliarde. Das entspricht einer Verfünffachung seit 2012. In diesem Tempo wird es nicht weitergehen. Nach der Start-up Phase schwächt sich das Wachstum häufig innerhalb weniger Jahre auf 15% ab. Bis dahin (2018) wird der Umsatz auf ca. 1,8-2 Mrd. gestiegen sein.

Ob der Umsatz für eine positive Marge reicht muss sich erst noch beweisen. Square schreibt wie viele Start-ups hohe Verluste. Die Kosten der Expansion und des Marketings sind enorm. In diesem Jahr könnten bis zu 250 Mio. Verlust anfallen. Das hängt auch mit den Kosten des Börsengangs zusammen.

Der Börsengang brachte netto 236 Mio. Dollar ein. Mit den Cashreserven von knapp 200 Mio. kann Square zweieinhalb Jahre überleben, ohne neues Kapital einsammeln zu müssen. Die Cash-Verbrennungsrate muss spätestens 2017 drastisch nach unten gehen. Andernfalls muss das Unternehmen zu fast jedem Preis weitere Anteile an die Börse bringen.

Generell gefällt mir die Geschäftsidee von Square. Ich denke auch, dass die App einen Mehrwert stiftet. Andere Unternehmen können dies jedoch kopieren. Vor allem Apple mit seinem Apple Pay System, welches sogar Transaktionskosten komplett abschaffen könnte, ist große Konkurrenz. Oftmals gelingt es Nachzüglern nicht die Unternehmen komplett vom Markt zu drängen, die eine Lösung zuerst angeboten haben. Dennoch kann Square theoretisch obsolet werden, noch bevor es überhaupt richtig begonnen hat.

Die Aktien wurden zu 9 Dollar an die Börse gebracht. Ursprünglich war eine Range von 11 bis 13 Dollar vorgesehen. Das zeigt, dass Anleger derzeit nicht mehr jeden Preis für Wachstumsunternehmen zahlen wollen. Mit 9 Dollar je Aktie ist Square immer noch 3 Mrd. wert. Derzeit steigt die Aktie vom Ausgabekurs und impliziert eine Bewertung von 4,2 Mrd. USD. Das ist eine ziemlich hohe Bewertung.

Nicht selten kommt es vor, dass Aktien nach Erstnotiz stark steigen - auch wochen- oder monatelang. Es folgt danach meist ein steiler Abwärtstrend. Square könnte auch noch zu 6 Dollar zu haben sein, nicht heute und auch nicht morgen, doch mittelfristig ist das denkbar. Bei 6 USD je Aktie würde ein Kauf auch aus fundamentaler Sicht vertretbar sein.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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