Spürbare Erholung an den Rentenmärkten
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Rentenmärkte können sich spürbar erholen. Spreadausweitungen bei Unternehmensanleihen. Leitzinsanhebungen in Osteuropa. Konjunkturdaten und EZB-Sitzung im Blickfeld der Marktteilnehmer.
Staatsanleihen: Tendenz zur Sicherheit
Nach Wochen der Düsternis gab es in den letzten Tagen erstmals wieder etwas Licht an den internationalen Rentenmärkten. Insbesondere die unklare Lage am amerikanischen Hypothekenmarkt betroffen ist das Segment von Kreditnehmern minderer Bonität (Subprime Mortgage Market) veranlasste die Marktteilnehmer, wieder vermehrt Ausschau nach sicheren Anlagen zu halten. Ihr Blick richtet sich in einem solchen Umfeld üblicherweise auf Staatsanleihen, die in der letzten Woche dann auch verstärkt nachgefragt wurden.
Dies sorgte sowohl in den USA als auch im Euroraum für niedrigere Renditen und höhere Kurse bei bereits im Umlauf befindlichen Titeln. Auf Wochensicht legten europäische Anleihen gemessen am repräsentativen JP Morgan Bond Index um 0,5 Prozent zu und konnten damit einen Teil der im bisherigen Jahresverlauf entstandenen Kursverluste wettmachen. Welche Rolle die jüngsten Attentatsversuche in Großbritannien in diesem Zusammenhang gespielt haben, ist noch nicht klar. Generell gilt aber: Wachsende Terrorgefahren erhöhen zumindest temporär die Suche nach sicheren Anlageformen wie Staatsanleihen.
Corporate-Bond-Markt unter Druck
Lange Zeit präsentierte sich der Markt für Unternehmensanleihen in sehr fester Verfassung. Im bisherigen Jahresverlauf waren höchsten geringfügige Schwankungen bei den Risikoaufschlägen (Spreads) zu beobachten. Doch scheint sich hier auch eine gewisse Wende anzubahnen. Schwächere Aktienmarktvorgaben und vor allem Unsicherheiten über das Maß der amerikanischen Immobilienmarktkrise belasteten den Corporate-Bond-Markt.
Ins Blickfeld rückte insbesondere die US-Investmentbank Bear Stearns. Zwei ihrer Hedgefonds hatten mit so genannten Collaterized Debt Obligations (CDOs) spekuliert, die unter anderem auf dem angeschlagenen US-Hypothekenmarkt basieren. Diese Entwicklung strahlte auf den gesamten Corporate-Bond-Markt ab und führte zu erhöhten Risikoaufschlägen, wobei sowohl der Bereich sicherer Titel (Investmentgrade) als auch spekulativere Anleihen (High Yield) betroffen waren. Den kurzfristigen Spreadausweitungen zum Trotz sehen wir die mittelfristigen Aussichten durchaus positiv. Die höheren Risikoaufschläge bieten die Chance, selektiv neue Positionen einzugehen bzw. bestehende Bestände auszubauen.
Leitzinsanpassungen in Osteuropa
Eine Reihe osteuropäischer Zentralbanken hat in der letzten Woche die Leitzinsen geändert. Dabei war kein einheitlicher Trend festzustellen. Die Notenbanken Ungarns und Rumäniens haben verbesserte Inflationsdaten zum Anlass genommen, die Zinszügel jeweils um 25 Basispunkte zu lockern. In Ungarn gilt jetzt ein Ausleihesatz von 7,75 Prozent, in Rumänien von 7,00 Prozent. Für die ungarische Notenbank dürfte auch eine wichtige Rolle gespielt haben, dass der Forint derzeit zur Stärke neigt. Dies könnte in den kommenden Monaten die Grundlage für weitere Zinssenkungen bilden.
In Polen wurden dagegen etwas überraschend die Leitzinsen angehoben. Die polnische Notenbank setzte die Reporate um 25 Basispunkte höher auf nunmehr 4,5 Prozent. Aufgrund steigenden Lohndrucks ließ sie sich den Weg für eine weitere Straffung der Geldpolitik offen. Der Zloty konnte daraufhin im Wochenverlauf knapp ein Prozent gegenüber dem Euro zulegen.
Währungsentwicklung im ersten Halbjahr
Der Euro konnte sich im ersten Halbjahr gut behaupten. Zwar musste er gegenüber verschiedenen Währungen aus aufstrebenden Ländern (Brasilien) sowie ausgewählten Hochzinswährungen (Australien, Kanada, Neuseeland) Verluste hinnehmen. Dagegen legte er sowohl gegenüber dem US-Dollar als auch gegenüber den Japanischen Yen nochmals zu. Der Verfall des Yen und in begrenztem Maße auch des Schweizer Franken legt den Schluss nahe, dass das Stück Carry Trades weiter auf der Wechselkursbühne gespielt wird. Dabei werden Kredite in Niedrigzinswährungen aufgenommen und die Mittel dann in Hochzinswährungen angelegt. Anzeichen dafür, dass die Bank of Japan die Politik billigen Geldes in absehbarer Zeit beenden wird, gibt es derzeit nicht. Mehr als eine Zinserhöhung wird von den Marktteilnehmern in diesem Jahr nicht erwartet. Bestätigt wurden sie in ihrer Meinung durch den wie prognostiziert ausgefallenen Tankan-Konjunkturbericht.
Ausblick
Eine Flut wichtiger Konjunkturdaten steht in dieser Woche zur Veröffentlichung an. Den Anfang machen heute die Umfragen unter den Einkaufsmanagern aus der Industrie in Europa und den USA. Es folgen am Mittwoch die entsprechenden Angaben für den Dienstleistungssektor. Am Freitag stehen dann die US-Arbeitsmarktzahlen sowie aus Deutschland die Daten zu den Auftragseingängen auf der Agenda. Mit großem Interesse dürfte auch die EZB-Pressekonferenz im Anschluss an die reguläre Ratssitzung am Donnerstag verfolgt werden. Eine Zinserhöhung wird dabei von niemand erwartet, dafür aber Hinweise, wohin die zinspolitische Reise im zweiten Halbjahr 2007 geht.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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