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09:41 Uhr, 01.06.2022

Sprit und Bahnfahren ab heute billiger

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Es ist der 1. Juni. Der Kampf gegen die Inflation beginnt mit dem 9-Euro-Ticket und dem Tankrabatt. Wie nötig es ist, die Verbraucher zu entlasten, zeigen die heute früh veröffentlichten Zahlen zu den Umsätzen im deutschen Einzelhandel. Diese gingen im April um mehr als fünf Prozent zurück. Die gestern für die Eurozone publizierten Inflationszahlen übertrafen unterdessen mit einem Plus von 8,1 % ggü. Vj. einmal mehr die Erwartungen der Volkswirte. An den Märkten wird derweil versucht, die globalen Entwicklungen der kommenden Monate abzuschätzen – was direkt in ein Dilemma führt. Meldungen über eine Erholung Chinas ziehen automatisch die Erwartung zunehmenden Inflationsdrucks nach sich.

Der April war der Monat, in welchen die Stimmung der deutschen Verbraucher in den Keller rutschte. Krieg, Unsicherheit über die Energieversorgung und ein erneuter Preisschub verdarben den Menschen die Kauflaune. Wie stark, das haben heute die Zahlen zu den Einzelhandelsumsätzen gezeigt: im Vergleich zum März gingen diese in realer, also inflationsbereinigter, Rechnung um 5,4 % zurück. Jenseits aller Corona-Lockdown-Wirrungen der vergangenen zwei Jahre hat es so etwas seit Erhebung dieser Daten vor knapp dreißig Jahren erst einmal gegeben – im Januar 2007, als die Mehrwertsteuer gerade von 16 % auf 19 % angehoben worden war. Vor allem am Essen wurde gespart, der Umsatz mit Lebensmitteln ging um 7,7 % ggü. Vm. zurück, bei den Nicht-Lebensmitteln betrug das Minus 4,4 %. An den Tankstellen verharrte der reale Umsatz auf dem niedrigen Niveau vom März, als die Verkäufe an den Zapfsäulen um fast 10 % eingebrochen waren.

Mit dem heutigen Tag greifen die bislang spektakulärsten Maßnahmen der Bundesregierung zur Entlastung der Verbraucher. Seit Mitternacht gilt das 9-Euro-Ticket, und an den Tankstellen greift eine Steuerentlastung, die den Benzinpreis um bis zu 35 Cents drücken konnte. Ein Blick auf meine (vollkommen überlastete) App verrät mir, dass der Literpreis an der Zapfsäule meines Vertrauens heute früh immerhin um 32 Cent niedriger liegt als vor genau 24 Stunden. Inwieweit diese Maßnahmen die Konsumfreude der Verbraucher und damit den Konjunkturausblick stützen werden, bleibt abzuwarten. Seit Jahresbeginn hatten sich die Konsenserwartungen für das BIP-Wachstum der deutschen Volkswirtschaft in diesem Jahr auf 2,0 % halbiert.

Signale für eine Belebung der Weltkonjunktur bekommen wir dieser Tage aus China. Die Zahl der Corona-Infektionen nimmt ab, Lockdown-Maßnahmen werden zurückgefahren, und Stimmungsindikatoren aus der Wirtschaft deuten auf eine spürbare Belebung der Wirtschaftsaktivitäten hin. Zu Erinnerung: Vor zwei Wochen offenbarten Daten zum Einzelhandel und zur Industrieproduktion, dass sich die chinesische Volkswirtschaft im April vorübergehend in einer Schrumpfphase befand. Einerseits sind es gute Nachrichten, wenn sich China von dieser Konjunkturdelle rasch erholt. Anderseits bedeutet dies auch wieder mehr Nachfragedruck insbesondere an den internationalen Rohstoffmärkten und damit mehr Inflationsdruck für die gesamte Welt. Die Rohölpreise sind alleine in den vergangenen drei Wochen um rund 20 Prozent auf über 120 USD pro Fass gestiegen. Es wird vermutet, dass die Konjunkturerholung in China ein wesentlicher Faktor hinter dieser Entwicklung war. Daneben dürften die Import-Sanktionen der Europäischen Union und auch die bevorstehende „Driving Season“ in den USA eine maßgebliche Rolle gespielt haben. Morgen findet ein Treffen der OPEC+ Staaten statt. In einem Bericht des Wall Street Journal heißt es, möglicherweise könnte Russland aus der erweiterten OPEC-Runde ausgeschlossen werden, da das Land infolge der Sanktionsmaßnahmen seinen Lieferverpflichtungen nicht mehr ausreichend nachkommen könne. Daraufhin knickte der Ölpreis um einige Dollar ein, würden sich die Förderanteile doch in Richtung der anderen Förderländer verschieben.

Die Anleger versuchen, die positiven Konjunktursignale aus China gegen die damit einhergehenden Inflationsgefahren abzuwägen. Gestern schlossen die Aktienmärkte schwächer, für den Monatsbeginn signalisieren die Futures leichte Gewinne. Am Rentenmarkt tendieren die Renditen mit Näherrücken der nächsten Notenbanktreffen wieder nach oben. Heute werden vermutlich zum letzten Mal vor der Ratssitzung am 10. Juni EZB-Präsidentin Christine Lagarde und Chefökonom Philip Lane ihre Einschätzungen abgeben. In den USA beginnt die Fed heute mit dem Quantitative Tightening, also mit dem Abbau ihrer fast 9 Billionen Dollar schweren Bilanz. Wichtigste Daten des Tages sind der ISM- und der JOLTS-Bericht in den USA – aber auch hier ist fraglich, inwieweit positive Nachrichten an den Märkten auch positiv aufgenommen werden…

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