Analyse
16:00 Uhr, 19.11.2021

S&P 500 - Große Übertreibungsphase läuft weiter

Der S&P 500 hinkt in dieser Woche dem Nasdaq 100 etwas hinterher und hat noch kein neues Allzeithoch markiert. Holt er dies bald nach?

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 4.704,54 Pkt (S&P) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 4.704,54 Pkt (S&P)

Im sehr langfristigen Chart sieht man, dass die Rally im S&P 500 bereits im Jahr 1975 begann. Diese Rally wurde ab dem Jahr 2000 von einer großen Konsolidierung unterbrochen. Diese Konsolidierung wurde erst im April 2013 mit dem Ausbruch über das Hoch aus dem Jahr 2000 bei 1.553,87 Punkten beendet. Seitdem setzt der Index die Rally fort. Dabei hat er die Volatilitätsziele aus der großen Konsolidierung erreicht und übertroffen. Das äußerste dieser Ziele lag bei 3.951,50 Punkten.

Man kann an dieser Stelle - aber das ist nur eine Spielerei - auch mit Fibonacci-Projektionen arbeiten. Man würde dann unterstellen, dass die Bewegung vom Tief von 1975 aus bis zum Hoch im Jahr 2000 genauso lang sein sollte wie die Bewegung ab dem Tief im Jahr 2009. Dann käme man auf ein Ziel bei 14.783 Punkten. Aber das wäre ein Ziel für Mitte der 2030er Jahre, also fürs Trading irrelevant. Und Investoren interessieren sich eh nicht für solche Ziele.

Das entscheidende an dieser Betrachtung ist aus meiner Sicht, dass der S&P 500 wichtige langfristige Ziele deutlich übertroffen hat, ohne spürbar zu reagieren. Dies passiert meiner Meinung nach oft in Übertreibungsphasen. Und Übertreibungsphasen finden in Endphasen von Rallys statt. Wohin diese Übertreibungsphase den S&P 500 noch führen kann, soll Thema dieser Analyse sein.

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Dazu gilt es nun die Rally seit März 2009 genauer zu untersuchen

Diese Rally wird beinahe von Anfang an von einer oberen Pullbacklinie begrenzt. Im Monatschart verläuft diese Trendlinie aktuell bei 4.647 Punkten. Damit notiert der S&P 500 aktuell minimal über dieser Trendlinie.

Die Rally lief über viele Jahre konstant ab. Es gab zwar die eine oder andere Pause, aber die Rücksetzer blieben eher moderat. Im Januar 2018 änderte sich dies. Denn der Index trat in eine Phase ein, in der die Volatilität stark zunahm. Dies wird durch ein sich aufweitendes Dreieck gekennzeichnet. Im Dezember 2020 gelang dem S&P 500 der Ausbruch aus diesem Dreieck. Der Coronacrash ist in dieser Einordnung Teil dieses Dreieck. Die Unterkante dieses Dreiecks ist nicht offensichtlich. Es gibt zwei Varianten. Im Chart ist die flachere Variante eingezeichnet.

Dies ist wichtig, weil das rechnerische Ziel über die Volatilität im Dreieck berechnet werden. Man kann dafür die erreichte Volatilität nehmen oder auch die theoretisch maximale Volatilität. Bei einem sich aufweitenden Dreieck ist die maximal theoretische Volatilität zum Zeitpunkt des Ausbruchs erreicht, denn dort ist der Abstand zwischen den beiden Trendlinien, die das Dreieck begrenzen, maximal.

Damit ergeben sich aus dem Dreieck 3 mögliche Kursziele:

  1. Erreichte Volatilität: 5653,74 Punkte
  2. Maximale Vola (flache Variante): 6253,60 Punkte
  3. Maximale Vola (steile Variante): 6734,22 Punkte

Zum aktuellen Zeitpunkt lässt sich keines der Ziele klar bevorzugen. Das Ziel bei 5653,74 Punkte passt aber am ehesten mit den Zielen im Nasdaq 100 zusammen. Daher kann diesem Ziel eine etwas höhere Wahrscheinlichkeit zugebilligt werden.

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Betrachten wir nun die Rally seit dem Tief aus dem März 2020 noch etwas genauer.

In dieser Rally fallen zwei Konsolidierungen auf. Die erste startete im September 2020 und endete mit dem Ausbruch nach der Wahl von Joe Biden zum US-Präsidenten.

Diese Konsolidierung hat die Form eines Dreiecks. Ordnet man diese Konsolidierung als symmetrisches Dreieck ein, dann ist das Kursziel lange erreicht und inzwischen weit übertroffen. Aber das Dreieck ist im Vergleich zur vorherigen Rally sehr klein. Daher kommt auch eine Einordnung als Wimpel in Frage. Daraus resultiert ein Ziel bei 5.253,92 Punkten.

Die zweite Konsolidierung ist die Abwärtsbewegung im September 2021, die am 04. Oktober 2021 ihr Tief fand. Diese Bewegung lässt sich als bullische Flagge einordnen. Sie passt am ehesten zur Aufwärtsbewegung ab dem Tief aus dem Mai 2021. Daraus resultiert ein Kursziel bei 4.794,67 Punkten und ein Ausdehnungsziel bei 5.144,02 Punkten. Dieses Ausdehnungsziel liegt nahe am Ziel aus dem Wimpel.

Wie ist die kurzfristige Situation?

Seit 16. April 2021 begrenzt eine obere Pullbacklinie die Rally. Diese Trendlinie wurde im September 2021 kurzzeitig überboten. Ich habe sie daher ein wenig angepasst. Sie verläuft heute bei 4.764,63 Punkten.

Am 05. November notierte der Index im Hoch nur wenige Punkte unter dieser Trendlinie. Anschließend gab es einen kleinen Rücksetzer auf 4.630,86 Punkten und damit nur minimal unter ein kurzfristiges log. 50 % Retracement. Von dort aus erholte sich der Index in den letzten Tagen. Am Dienstag notierte der Index fast schon wieder am Allzeithoch. Ein Ausbruch gelang aber nicht. Aktuell läuft er knapp unter diesem Hoch seitwärts. Eine kurzfristig kritische Marke liegt bei ca. 4.663 Punkten. Diese wurde in der kleinen Seitwärtsbewegung bisher nicht getestet.

Ist der Index überkauft?

Der RSI (14) befindet sich auf Monatsbasis seit März 2021 im oder am oberen Extrembereich. Dies ist bisher ein recht kurzer Zeitraum. Der Indikator kann durchaus 1 -1,5 Jahre im oder am oberen Extrembereich notieren, bis es zu einer größeren Abwärtsbewegung kommt.

Auf Wochenbasis ist der Indikator gerade in den oberen Extrembereich eingedrungen. Hier kann sich der Indikator längere Zeit aufhalten, im Extremfall sogar rund ein Jahr, wobei es dafür nur ein Beispiel aus 1995 gibt. Eine Aufenthaltsdauer von 2,5-3 Monaten kam öfters vor.

Auf Tagesbasis pendelt der Index aktuell um die 70 Punkte Marke. Diese trennt den neutralen vom oberen Extrembereich. Aktuell notiert der RSI wieder leicht darunter.

Der Abstand zum EMA 200 auf Wochenbasis beträgt aktuell 27,88 %. Der Index müsste also um diese Prozentzahl fallen, damit er auf den EMA 200 zurückfällt. Dies ist ein sehr großer Abstand. Einen deutlichen größeren Abstand gab es nur im Jahr 1998. Dort betrug er sogar 33,53 %.

Fazit: Intakte Rally in möglicher Endphase

Die Rally im S&P 500 ist intakt. Anzeichen für eine größere laufende Topbildung lassen sich nicht ausmachen. Der Index notiert aber in der Nähe eines wichtigen Widerstandsbereich.

Allerdings gibt es auch noch einige offene Ziele. Im kurzfristigen Bereich lässt sich ein Zielbereich bei 4.794-4.800 Punkte ausmachen. Dieser kann direkt angesteuert werden, solange es zu keinem Rückfall unter 4.663 Punkte kommt.

Ein weiterer wichtiger Zielbereich liegt bei ca. 5.144,02-5.253,92 Punkten. Dieser Zielbereich passt recht gut mit einem Zwischenziel bei 17.418 Punkten im Nasdaq 100 zusammen. Als längerfristiges Ziel kann man eines bei 5653,74 Punkten sehen. Dieses passt recht gut mit dem Ziel bei 19.614 Punkten im Nasdaq 100 zusammen.

Im langfristigen Kontext dürfte es sich bei dieser Rally um einen Übertreibungsrally handeln. Solche Übertreibungen können extreme, ja völlig irreale Ausmaße annehmen. Ein gutes Beispiel ist dafür weiterhin in die Rally in den 1990er Jahren, die nach einer starken Korrektur im Jahr 1998 noch einmal massiv beschleunigt wurde und im Platzen der Dot.com-Blase mündete. Korrekturpotenziale für den Abbau der Übertreibung lassen sich bisher nicht ausmachen. Dafür muss der Hochpunkt bekannt sein. Aber unter der Annahme, dass dieser Hochpunkt ungefähr im Bereich des Ziels bei 5.653,74 Punkten liegt, würde ein Rücksetzer auf das log. 23,6 % der Rally ab März 2009 schon Verluste in Richtung 3.400 Punkte bedeuten. In diesem Bereich liegt das alte Allzeithoch aus dem Februar 2020.

Zusätzlich interessant:

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Diese Analyse ist eine Basisanalyse für meinen morgendlichen Marktüberblick, den ich täglich in unserem redaktionellen Angebot PROmax veröffentlichte. Sie wird in regelmäßigen Abständen aktualisiert. Diese Analysen sind unter Umständen Grundlage für Trades im Tradingdepot dieses Pakets. Der Marktüberblick enthält Kommentare zu vielen beliebten Basiswerten wie Nasdaq 100, Dow Jones, verschiedenen Rohstoffen oder Bitcoin.
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Über den Experten

Alexander Paulus
Alexander Paulus
Technischer Analyst und Trader

Alexander Paulus kam zunächst über Börsenspiele in der Schule mit der Börse in Kontakt. 1997 kaufte er sich seine erste Aktie. Nach einigen Glückstreffern schmolz aber in der Asienkrise 1998 der Depotbestand auf Null. Da ihm das nicht noch einmal passieren sollte, beschäftigte er sich mit der klassischen Charttechnik und veröffentlichte seine Analysen in verschiedenen Foren. Über eine Zwischenstation kam er im April 2004 zur stock3 AG (damals BörseGo AG) und veröffentlicht seitdem seine Analysen auf stock3.com (ehemals GodmodeTrader.de)

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