Kommentar
12:15 Uhr, 13.04.2023

So viel kostet die Bankenkrise 2023 bisher

Die Schlussrechnung kann noch nicht gemacht werden. Eine Zwischenrechnung bringt Beachtliches hervor.

Die Bankenkrise im März 2023 ist bisher nicht zum Lauffeuer geworden. Eine Ansteckung hat nicht stattgefunden. Das Phänomen war bisher auf die USA und die Schweiz begrenzt. Dennoch sind die Zahlen beeindruckend. Die Credit Suisse konnte zunächst 100 Mrd. Notliquidität abrufen. Als das nicht reichte, wurde sie Notverkauft. Insgesamt stehen dafür ca. 250 Mrd. an Liquidität und Garantien bereit.

Die Zahlen in den USA sind größer, was angesichts der Wirtschaftsleistung nicht verwunderlich ist. Im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung stellt die Schweiz nicht nur die USA, sondern auch alle Länder während der Finanzkrise 2008 in den Schatten.

Dennoch lohnt ein Blick auf die zahlreichen Hebel, die in den USA zur Bewältigung der Panik bedient werden mussten. Banken können sich bei der FHLB (Federal Home Loan Bank) Geld leihen. Als Sicherheit dienen z.B. Hypotheken. Während der Finanzkrise liehen sich Banken zu Beginn der Krise 2007 am meisten Geld. Innerhalb eines Quartals waren es fast 200 Mrd. Dieses Mal waren es fast 300 Mrd. (Grafik 1).


Dieses Kreditfenster reichte nicht aus. Die US-Notenbank schuf über das bestehende Discount Window hinaus ein Bank Term Funding Programm (BTFP). Kurz nach der Lehman-Pleite riefen Banken unter dem Discount Window 110 Mrd. ab.

Dieses Mal waren es mit dem BTFP zusammen in der Spitze 165 Mrd. Ausländischen Notenbanken und inländischen Gegenparteien wurde Liquidität im Umfang von 60 Mrd. bereitgestellt (Repurchase Agreements). Dieser Betrag ist weitaus geringer als 2008 oder 2020 mit mehr als 100 Mrd. (Grafik 3).


Im Vergleich zu 2008 und 2020 fand 2023 ein Run auf Bankeinlagen statt. Auch 2008 hätte man das erwarten können. Einen Bankrun gab es allerdings nicht. Bankeinlagen stiegen trotz Krise weiter an (Grafik 3). Das ist heute nicht nur anders, der Bankrun begann schon lange vor der Schließung der Silicon Valley Bank und wird noch lange anhalten. Die Geldpolitik garantiert das.

Banken liehen sich nicht nur Geld bei der Notenbank, sie versuchen auch ihre Bilanzen zu reparieren. Sie tun dies unter anderem durch den Verkauf von Hypothekenpapieren (Mortgage Backes Securities, MBS). Der Trend zu Verkäufen ist nicht neu, ging aber im März in einen panikartigen Ausverkauf über (Grafik 4).


Der Bilanz hilft es ebenfalls, wenn Risiken abgebaut werden. Dies geschieht durch weniger Kreditvergabe oder die Einforderung von Krediten. Innerhalb von zwei Wochen fiel das ausstehende Kreditvolumen um 100 Mrd. (Grafik 5). Es war der bisher größte Rückgang in einem solchen Zeitfenster.

Fasst man die drei Krisen (Lehman, Covid, 2023) zusammen, ergibt sich eine interessante Rechnung. In allen drei Krisen liehen sich Banken bei der FHLB in unterschiedlichem Ausmaß Geld, welches half, den Liquiditätsbedarf zu decken. Gleiches gilt für die Liquiditätsprogramme der Fed.

Neue Einlagen bringen ebenfalls Liquidität. 2008 und 2020 strömten Einlagen zu Banken, 2023 ist das Gegenteil der Fall. Verkäufe von Assets (MBS) und Reduktion des Kreditvolumens helfen ebenfalls. Steigt das Kreditvolumen und werden Assets wie MBS gekauft, schöpft dies Liquidität ab.

Der effektive Liquiditätsbedarf ergibt sich aus FHLB Krediten und Liquiditätsprogrammen. Einlagenwachstum reduziert den Liquiditätsbedarf. Ein Abzug erhöht ihn. Assetverkäufe und Reduktion des Kreditvolumens reduziert ihn ebenfalls. In Summe war 2008 direkt nach der Lehman-Pleite im gleichen Zeitfenster wie heute kaum der Rede wert. Das Sentiment war natürlich ein anderes. Es herrschte Untergangsstimmung. 2020 erreichte der Nettoliquiditätsbedarf über 500 Mrd. 2023 waren es 600 Mrd. (Grafik 6).


Die Stichprobe ist mit drei Krisen klein. Dennoch ergibt sich ein Trend. Die Summen werden schnell größer, der Liquiditätsbedarf ist uferlos und das, obwohl 2023 bisher eine kleinere Krise war als 2020 und 2020 wohl kleiner als 2008.

Clemens Schmale

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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