Kommentar
08:52 Uhr, 13.04.2007

Slowakei – Euroraum-Beitritt 2009 im Blick

Nach der Anhebung der Parität der slowakischen Krone im Wechselkursmechanismus WKM II um 8,5% am 19. März zielt die Notenbank vor allem auf eine Dämpfung der Auwertungstendenz der Krone. Trotz der Interventionen ist damit zu rechen, dass die Krone zum Jahresende nochmals leicht zulegt. Wir erwarten einen Kurs von rund 33 je Euro. Im kommenden Jahr dürfte sich aber eine Gegenbewegung einstellen, da die Zinsen voraussichtlich schrittweise sinken. Entscheidend für die Zinsentwicklung ebenso wie für den geplanten Beitritt zum Euroraum ist die Preisentwicklung. Die Daten für Dezember 2006 zeigten zwar nur einen leichten Rückgang der Inflationsrate auf 4,2% ggü Vorjahr. Im Januar und Februar setzte sich der Rückgang aber mit Raten von 3,0% und 2,7% fort. Vor dem Hintergrund der weiterhin hohen wirtschaftlichen Dynamik ist dies eine erfreuliche Entwicklung. Folglich ist in den kommenden Wochen mit anhaltenden Zinssenkungsspekulationen zu rechnen, die sich in den Zinserwartungen widerspiegeln. Zusätzliche Unterstützung erhalten die Erwartungen durch die inflationsdämpfenden Wirkung der festen Krone.

Neben der Inflationsentwicklung ist der Budgettrend das entscheidende Kriterium, das auf dem Weg zum Euro noch zu einem Stolperstein werden könnte. Allerdings stimmt die finanzpolitische Grundausrichtung der Mitte-links Regierung zuversichtlich, dass die Maastricht-Grenze für das Budgetdefizit in Höhe von 3,0% des BIP im Zeitraum 2007/08 eingehalten werden kann. Die weit reichenden Reformen der Regierung 1998-2006 wurden von der jetzigen Regierung weitgehend beibehalten, so dass eine Belastung insbesondere der Haushaltsent-wicklung durch höhere Ausgaben gegenwärtig nicht abzusehen ist. Die stabile wirtschaftliche Dynamik sowie die positiven Inflations- und Budgettrends machen auch den IWF zuversichtlich, dass die Slowakei 2009 dem Euroraum beitreten kann.

Für die längerfristige Perspektive ist aber nicht nur der Beitritt zum Euroraum wichtig, sondern vor allem der stabile Zufluss an ausländischen Direktinvestitionen, der in den letzten Jahren erheblich zur hohen Investitions- und Wachstumsdynamik beigetragen hat. Als Folge, ist die Slowakei auf dem Weg des realwirtschaftlichen Aufholprozesses innerhalb der EU ein gutes Stück vorangekommen. Mittlerweile beläuft sich das Pro-Kopf-Einkommen auf rund 60% des EU-25 Durchschnitts. Die hohe Investitionsdynamik und die hohe Verflechtung der Wirtschaft der Slowakei mit den anderen Volkswirtschaften der EU ist zudem der Grund dafür, dass sich die Exporte trotz der festen Währung positiv entwickeln. Der Anteil der Exporte in die EU hat sich in den letzten Jahren auf aktuell rund 85-90% erhöht. Der treibende Faktor dieser Entwicklung ist der Erfolg der Slowakei sich als Standort für die Autoindustrie zu positionieren. Dies hat längerfristig zur Folge, dass die Wirtschaft der Slowakei immer stärker von der Konjunktur in der EU und insbesondere im Autosektor der EU abhängt. Vorerst profitiert die Slowakei insgesamt davon. Dies spiegelt sich in der positiven Entwicklung des Privaten Verbrauch wider.

Quelle: cominvest

Die cominvest Asset Management GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main wurde im Jahr 2002 durch Zusammenlegung der inländischen Asset Management-Aktivitäten der Commerzbank AG gegründet und ist seitdem eine hundertprozentige Tochter der Commerzbank. Aktuell verwaltet sie 55 Milliarden Euro, wovon 44% auf Privatkunden und 56% auf institutionelle Investoren entfallen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf europäischen Aktien- und Rentenfonds.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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