Analyse
16:53 Uhr, 15.08.2014

SKW Stahl-Metallurgie: Horrormeldung

Der Kursverlust der Aktie spricht Bände. Intraday lag das Minus zwischenzeitlich sogar bei 60%. Ein solcher Kursrutsch kommt nicht von ungefähr. Nicht selten ist das der Anfang vom Ende.

Erwähnte Instrumente

  • SKW Stahl-Metallurgie Hldg AG
    Kursstand: 3,87 € (Frankfurt) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • SKW Stahl-Metallurgie Hldg AG - Kurs: 3,87 € (Frankfurt)

Was ist passiert?

SKW veröffentlichte gestern Abend eine Meldung, derer nach der Konzern einen neuen, hohen Abschreibungsbedarf sieht. Die Abschreibung soll in der Höhe von 84 Mio. EUR liegen. Bei einem Jahresumsatz von 340 Mio. und einem Gesamtvermögen von 250 Mio. ist das schon eine ganze Menge. Durch die Abschreibung verliert das Unternehmen ein Drittel seines Gesamtvermögens. Das ist alles andere als eine Lappalie und kann die Existenz bedrohen, obwohl die Abschreibung keinen zahlungswirksamen Effekt hat. Die Abschreibung reduziert nicht die Cashbestände oder beeinträchtigt in sonstiger Weise die Liquidität des Unternehmens. Dennoch werden die kommenden Wochen zu einer Überlebensfrage.

Nettovermögen nahe Null

Die Grafik zur Vermögenssituation von SKW zeigt wie sich das Gesamtvermögen und die Gesamtverbindlichkeiten in den letzten Jahren entwickelt haben. Seit 2011 sinkt das Vermögen. Es setzt sich aus Umlaufvermögen (mehr oder minder liquide Mittel) und Anlagevermögen (Gebäude, Maschinen, ...) zusammen. Das Umlaufvermögen ist von der Abschreibung so gut wie unberührt. Es handelt sich also um eine Abschreibung auf Anlagen. Im konkreten Fall um Produktionsstätten in Bhutan und Schweden.

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Berücksichtigt man die Wertberichtigung, dann fällt das Vermögen von 255 Mio. per Ende 2013 wahrscheinlich auf 162 Mio. Ende 2014. Die Verbindlichkeiten hingegen bleiben mehr oder weniger konstant. Das Unternehmen hat neben den Abschreibungen noch ein Restrukturierungsprogramm angekündigt. Das kostet erst einmal Geld. Der Finanzierungsbedarf dürfte dadurch steigen. Grob geschätzt könnten dadurch die Verbindlichkeiten um ca. 10 Mio. steigen. Die Verbindlichkeiten steigen dann im Jahresverlauf von 149 auf 158 Mio. EUR.

Zieht man die Verbindlichkeiten nun vom Vermögen ab, dann bleibt nicht mehr viel übrig. Das Polster ist sehr dünn. Genau darin liegt das Problem.

Die Gewinn und Verlustrechnung zeigt, dass die Gewinne zuletzt nicht wirklich hoch waren. 2014 könnte das Unternehmen ein EBITDA (Ergebnis vor Abschreibungen und Steuern) von 0 erreichen. Nach Abschreibungen ist es natürlich tiefrot. Nehmen wir jetzt einmal hypothetisch an, SKW würde 2014 ein EBITDA von -20 Mio. ausweisen müssen, dann stellt sich die Frage, wie das finanziert werden kann. Vermögen haben sie de facto keines mehr. Das Unternehmen hätte dann theoretisch einen negativen Wert. Das ist auf Dauer nicht machbar. Kurzfristig kann es so etwas geben, wenn Investoren der Meinung sind, dass das Unternehmen in Zukunft wieder Gewinne schreibt und wieder Vermögen aufbaut. Glauben Investoren nicht daran, dann ist das Unternehmen schlicht und einfach bankrott, weil es kein Geld mehr bekommen wird.

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Für SKW hängt nun alles an der Frage, ob Banken an die zukünftige Ertragskraft glauben. Tun sie das, dann dürfte SKW weiterhin Finanzierung erhalten. Viel wichtiger ist allerdings, dass Banken die bisherigen Kredite nicht fällig stellen. Bei SKW haben Banken anscheinend das Recht, das unter bestimmten Bedingungen zu tun. Diese wären aktuell erfüllt. Bis zur Veröffentlichung (Ende August) und Prüfung der Quartalsergebnisse bis Ende September, verzichten Banken darauf, die Kredite fällig zu stellen. Nach Ende September kann dann alles passieren.

Persönlich kann ich mir vorstellen, dass SKW die Krise übersteht. Es steht und fällt aber letztlich damit wie die Banken reagieren. Von der Aktie würde ich daher die Finger lassen. Selbst wenn die Banken SKW nicht zu Fall bringen, hat das Unternehmen nur ein sehr geringes Vermögen und begrenzte Ertragskraft. Fundamental ist die Aktie trotz des Kurseinbruchs kein Schnäppchen.

Der Kurs dürfte in den kommenden Tagen ziemlich wild hin und her springen. Eine sinnvolle Prognose kann man da kaum machen.

SKW StahlMetallurgie Hldg AG
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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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