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16:35 Uhr, 29.03.2021

Skandinavien zeigt: Geschlechtergleichstellung bringt Vorteile

Die Geschlechtergleichstellung bringt laut Michael Weidner, Head of European Fixed Income bei Lazard Asset Management, Vorteile für Wachstum, Stabilität und Renditeaussichten.

Angeführt von Island und Schweden sind die skandinavischen Länder unter den Top Ten in puncto Chancengleichheit der Geschlechter am Arbeitsmarkt. Dies ist eines der Ergebnisse des „Women in Work Index 2021“ der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC). „Die starke Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt ist ein weiterer Baustein, der Skandinavien nachhaltig zukunftsfähig macht“, sagt Michael Weidner, Head of European Fixed Income bei Lazard Asset Management.

Die Studie von PwC konzentriert sich auf das Jahr 2020 und untersucht die wirtschaftliche Stärkung von Frauen in 33 OECD-Ländern anhand mehrerer Kriterien, wie etwa Einkommensgerechtigkeit, Zugang von Frauen zu Beschäftigungsmöglichkeiten und Anteil von Frauen an der Zahl der Vollbeschäftigten. Auf den Plätzen eins und zwei liegen im Ranking Island und Schweden. Bei entscheidenden Indikatoren wie der Frauenerwerbsquote finden sich zudem alle skandinavischen Länder erneut unter den Top Ten. „In den Bereichen Gleichstellung und Nachhaltigkeit ist Skandinavien traditionell weit vorn; diese Grundhaltung ist tief in der Gesellschaft verankert. Auch dadurch sind die nordischen Länder für die Zukunft sehr gut und stabil aufgestellt“, erklärt Weidner. Diese Aussichten spiegeln sich in attraktiven Renditen am skandinavischen Rentenmarkt wider.

Zugleich belegt die Untersuchung den positiven Effekt der Beschäftigungschancen von Frauen auf das Wirtschaftswachstum. Würden alle OECD-Länder mit dem Beschäftigungsniveau von Frauen in Schweden gleichziehen, so ein Ergebnis der Studie, dürfte das jährliche Bruttoinlandsprodukt dieser Länder im Durchschnitt um 10 Prozent bzw. insgesamt um sechs Billionen US-Dollar pro Jahr steigen. „Der positive Effekt für die Volkswirtschaften wäre enorm“, erklärt Jenny Anderson, Co-Head of Sustainable Investment & ESG bei Lazard Asset Management. „Das zeigt: Länder, die bei Gender Diversity und Gender Equity die Nase vorn haben, sind für die Zukunft besser aufgestellt. Denn das Potenzial von Frauen zu nutzen, steigert die Wirtschaftskraft.“ Entsprechend ist die Geschlechtergleichheit auch in den Nachhaltigen Entwicklungszielen (Sustainable Development Goals) der Vereinten Nationen festgeschrieben, um die Welt bis 2030 und darüber hinaus lebenswerter zu machen.

Skandinavische Anleihen bieten Alternative zum europäischen Niedrigzinsumfeld

Auch im IMD World Competitiveness Ranking, das die Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften weltweit untersucht, schneiden die skandinavischen Nationen traditionell gut ab. 2020 befanden sich unter den Top Ten der wettbewerbsfähigsten Länder der Welt gleich drei Nordics: Dänemark als wettbewerbsfähigste europäische Volkswirtschaft auf Platz zwei, gefolgt von Schweden sowie Norwegen auf den Plätzen sechs und sieben. Finnland belegte im Ranking den 13. Platz. „Skandinavien hat eine höhere Wachstumsdynamik als viele andere Regionen der Welt“, erklärt Weidner. Dazu trage auch der im Vergleich hohe Anteil an Frauen am Arbeitsmarkt bei. „Zugleich ist Skandinavien eine der höchstentwickelten Regionen der Welt, die sich durch ökonomische und politische Stabilität auszeichnet“, so der Experte. Dies mache den skandinavischen Anleihenmarkt für Anleger attraktiv. „Ein außergewöhnlich attraktives Risiko-Ertrags-Verhältnis und eine relativ hohe Sicherheit sind eine Kombination, die im vorherrschenden Zinsumfeld einzigartig ist“, sagt Weidner.

Die geringe Korrelation zu anderen Anlageklassen mache die Rentenpapiere zudem aus Diversifikationssicht interessant. Die Wechselkursvolatilität skandinavischer Lokalwährungen gegenüber dem Euro sei vergleichsweise gering und die Währungsabsicherung generiere mitunter Zusatzerträge. Auf all diesen Faktoren fußt auch der Ruf der Anlageklasse als sicherer Hafen für Investoren, die auf der Suche nach Alternativen im europäischen Negativzinsumfeld sind.

Fiskalpolitische Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung machen Anlageklasse noch attraktiver

Die Covid-19-Krise als größte globale Krise der Nachkriegszeit hat aus Sicht Weidners den Reiz der Anlageklasse noch erhöht: Die geld- und fiskalpolitischen Unterstützungsmaßnahmen führten an den Kapitalmärkten zu weiter fallenden Renditen für risikoarme Anlagen. „Somit ist das gesamte Universum von Investment Grade-Anleihen mittlerweile recht teuer und die Renditen selbst für Anleihen mit mittlerer oder langer Laufzeit liegen meist unter Null. Der skandinavische Anleihenmarkt bietet Investoren neben einer hohen Kreditqualität und Liquidität attraktive Renditen bei einem nur moderaten Zinsänderungsrisiko“, ordnet Weidner ein. Aufgrund des Renditeaufschlags seien derzeit insbesondere Dänische Callable Covered Bonds – Hypothekenpfandbriefe mit Kündigungsoption – für Anleger interessant.

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